Gelsenkirchen. Das Fina-Parkhaus wollte der ADAC als Investor bereits 2015 als Gewerbe- und Wohnstandort nutzen. Dann gab es eine Affäre voller „Irritationen“.

  • Mitte 2015 schien das Neubau-Projekt „Fina-Parkhaus“ an der Sellhorststraße 6-10 mausetot
  • Das Projekt wurde durch die vermeintliche Affäre um ADAC-Funktionär Reimer belastet
  • Nun sollen die Pläne wiederbelebt werden. Rehabilitiert sieht sich dadurch Architekt Christian Schramm

Im Juli 2015 schien das Neubau-Projekt „Fina-Parkhaus“ an der Sellhorststraße 6-10 mausetot. Nun ist eine Kehrtwende realistisch. Der ADAC prüft, mit dem Büro Schramm das Projekt umzusetzen. „Wir sind im Kontakt und sehen wie es weitergehen könnte“, sagt Markus Kappelhoff von der Geschäftsführung des ADAC Westfalen.

Ziel sei „nach anfänglichen Irritationen“ die damals beteiligten Partner wieder zusammenzuführen. Voraussetzung ist wohl, dass die 2015 schon ausverhandelten und durch kommunale Beschlüsse abgesegneten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiterhin gelten: Die Deutsche Bank war damals als Ankermieter mit einer neuen Bankzentrale vorgesehen, in den Obergeschossen sollten öffentlich geförderte Wohnungen entstehen, Contipark sollte die Parkhausbewirtschaftung übernehmen, vor allem sollte der Erbbaurechtsvertrag für das Grundstück an den Automobilclub als Investor übertragen werden.

Kumpaneivorwürfe trafen den damaligen Landesvorsitzenden

Doch dann kam es zu dem. was Kappelhoff in einem Schreiben als „Irritation“ bezeichnet, aber eher der GAU, der größte anzunehmende Unfall für die Akteure hinter den Kulissen war. Das gilt vor allem für den Gelsenkirchener ADAC-Funktionär Klaus-Peter Reimer als damaligen Club-Vorsitzenden in Westfalen und Schatzmeister des Bundesverbandes. Er trat, wohl auch genervt durch interne Querelen, zurück.

Die Vorwürfe. Er sollte Bauaufträge nicht korrekt vergeben haben. Der ADAC wollte wie schon bei einem anderen Projekt in Hagen auch in der Altstadt als Investor auftreten. Projektentwickler in beiden Fällen: der Bueraner Architekt Christian Schramm, ein guter Bekannter Reimers. Die medial verbreiteten Kumpaneivorwürfe hat Schramm früh zurückgewiesen. Er hielt sie für aus der Luft gegriffen, sah sein Büro nicht bevorzugt. Im Gegenteil: Er sei mit einem Projekt, an dem er seit Jahren für die Contipark Continentale Parkgaragen GmbH in Berlin gearbeitet habe, an den ADAC herangetreten. Seinen Architektenvertrag und sein Honorar hat er zwischenzeitlich gutachterlich prüfen und bestätigen lassen.

Zwischenvergleich vor der Schlichtungsstelle der Architektenkammer

Der Automobilclub, vom Affärenjahr 2014 nach groben Schummeleien schwer geschüttelt, betonte seinen Aufklärungswillen, wollte intern und mit Wirtschaftsprüfern prüfen, ob durch Reimers Verhalten bei der Vergabe von Aufträgen wirtschaftlicher Schaden entstanden sei, ob ihm überhaupt Fehlverhalten zur Last gelegt werden könne. Nun: Auch 16 Monate später steht die Bewertung offenbar noch aus. Geschäftsführer Kappelhoff: „Die Compliance-Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen.“

Mit Schramm hat man sich beim ADAC längst geeinigt – bei beiden Projekten. Das in Hagen (eine neue ADAC-Geschäftsstelle und öffentlich geförderte Wohnungen) ist im Rohbau fertiggestellt. Vor der Schlichtungsstelle der Architektenkammer schlossen der ADAC und Schramm in Bezug auf das Altstadt-Projekt einen Zwischenvergleich, der dem Architekturbüro eine weitere sechsstellige à-Kontozahlung für die bis dahin geleistete Arbeit zuerkannte.

Schramm konnte so nicht nur drohende „massive wirtschaftliche Folgen“ für sein Büro abwenden, er sieht sich auch endgültig rehabilitiert. Die Vorwürfe, auch gegen Reimer, meint der Bueraner, waren „völliger Quatsch. Das hat sich alles aufgelöst.“