Gelsenkirchen. Bei der städtischen Versteigerung der Fundsachen gibt es manches Schnäppchen - und noch mehr Skurrilitäten. Neben Fahrrädern, Uhren und Handys finden auch Autoreifen, Kupferstangen und Hörgeräte neue Besitzer.

Es kommt nicht häufig vor, dass Ulrike Poddey ins Staunen gerät. Dass sie beim Betrachten eines Objekts, das sie unter die Leute bringen soll, völlig perplex den Kopf schüttelt. Doch alleine ist die Auktionatorin mit ihrer Verwunderung an diesem Tag nicht. Selbst die potenziellen Bieter in der Kleingartenanlage Bismarckhain müssen schmunzeln, als plötzlich ein Rollator zur Versteigerung in der Mitte des Raumes steht - Hörgerät, Gebiss und Zahnspange sind gleich mit dabei.

"Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten!" Kein Satz fällt häufiger an diesem Tag und am Ende werden lediglich sechs Fahrräder keinen neuen Besitzer gefunden haben. Der Rest: weg. All die Ketten und Trauringe. Ganze 57 Fahrräder, Kameras, unzählige Uhren und noch mehr Handys. Auch für skurrile Gegenstände wie einen kompletten Reifensatz samt polierter Alufelgen (160 E), eine Kiste Autoscheinwerfer inklusive dreier Navigationsgeräte (300 E), einer Knappenkarte für die Arena (1 E), einen Handwagen voller Kupferstangen (80 E) und den Rucksack mit voller Wodka- und Rotweinflasche darin (14E) wurde eifrig geboten. Allesamt Gegenstände, die in der Zeit vom 1. November 2007 bis 30. April 2008 bei den Fundbüros im Rathaus Buer, an der Cranger Straße, an der Schloßstraße sowie an der Husemannstraße abgegebenen und von den Eigentümern nicht abgeholt wurden.

"Der ist für meinen Vater", sagt der Mann, der soeben den Rollator für 10 Euro ersteigert hat. "Ich frage mich nur, wie der ehemalige Besitzer ohne das Ding nach Hause gekommen ist." Andere wissen dagegen, wie sie den Weg zurück bewältigen werden. Eifrig werden auf dem Parkplatz die soeben erworbenen Fahrräder getestet.

Einen Pappkarton voller Kleider preist Versteigerin Ulrike Poddey in diesem Moment an. Ein paar weiße Stiefel und eine Perücke sind darin. "1 Euro! Keiner? Wer möchte ihn denn geschenkt haben?" Am Ende erbarmt sich tatsächlich jemand, den Karton mitzunehmen. Und auch Bodo Kollmer ist zufrieden. Pünktlich um neun Uhr hatte er sich an der Grimbergstraße eingefunden, um sich den bestmöglichen Überblick über die Fundsachen zu verschaffen. Ein Fahrrad wollte er ersteigern. "Ich habe das bekommen, was ich mir vorgestellt habe", sagt der 54-Jährige. Ein BMX-Rad für seinen Sohn und eine kleine Digitalkamera ersteigerte er obendrauf. "Entweder die Kamera funktioniert oder nicht - ein bisschen Risiko muss man eingehen!"

Denn keineswegs ist garantiert, dass Handys, Navigationsgeräte und Kameras wirklich etwas taugen. "Da können wir keine Gewährleistung geben", sagt Ulrike Poddey. "Meist fehlen die Ladekabel, um alles zu überprüfen."

Der Erlös der Versteigerung fließt in die Taschen der Stadt. Auch die 80 Euro, die ein Mann für die mit Kupfer beladene Handkarre ausgab. Doch hier zeigt sich gleich der Geschäftssinn des Käufers. Wie viel er für die rötlich schimmernden Stangen haben wolle, wird er beim Verlassen des Gebäudes gefragt. Die lapidare Antwort: "250 Euro!"