Gelsenkirchen. . Die Grundwasserbelastung mit Nitraten beschäftigt die Gelsenwasser AG. Vorstands-Mitglied Dirk Waider fordert klare gesetzliche Richtlinien.

Nach monatelangen Auseinandersetzungen innerhalb der Bundesregierung hat die EU-Kommission nun Klage gegen Deutschland wegen Versäumnissen beim Grundwasserschutz vor dem Europäischen Gerichtshof eingereicht.

Hintergrund ist, dass Deutschland die sogenannte „Nitratrichtlinie“ trotz mehrfacher Aufforderung noch nicht in deutsches Recht umgesetzt hat. Die derzeitigen Maßnahmen des deutschen Aktionsprogramms reichten hierfür nicht aus, lautet die Begründung der Kommission in Brüssel.

Vorstand Dirk Waider fordert klare gesetzliche Linien

Dr. Dirk Waider, Vorstand des Trinkwasserversorgers Gelsenwasser AG, fordert an dieser Stelle klare gesetzliche Linien für die Zukunft ein: „Wir brauchen in Deutschland endlich ein Düngerecht, mit dem die Behörden transparent nachvollziehen können, wer wie viel Stickstoff auf die Felder aufbringt. Es braucht daneben nicht nur klare Vorgaben für die Landwirtschaft, sondern vor allem auch Möglichkeiten für die Behörden, Sanktionen auszusprechen und durchzusetzen, wenn Regeln verletzt wurden.“

Dr. Dirk Waider, Vorstand Gelsenwasser AG.
Dr. Dirk Waider, Vorstand Gelsenwasser AG. © Möller

Das nicht erst junge Problem der Überdüngung von Feldern mit Stickstoff macht sich auch im Hause Gelsenwasser bemerkbar. Bei den Vorfeldmessstellen einiger Wasserwerke seien deutlich erhöhte Nitratwerte messbar und auch in einigen Brunnen im Versorgungsgebiet sei die Tendenz eindeutig steigend, hieß es am Montagabend aus der Konzernzentrale an der Willy-Brandt-Allee in Gelsenkirchen.

Der letzte bekannte Kompromiss war eher durchwachsen

Den zuletzt bekannt gewordenen Kompromiss der Regierungsfraktionen zur entsprechenden Düngeverordnung bewertet Dirk Waider als durchwachsen: „Sie ist besser als das geltende Recht. Dies gilt für die Einbeziehung von Biogasgärresten in die Stickstoffbilanz und Senkung der zulässigen Stickstoffüberschüsse. Aus Sicht eines Wasserversorgers vor Ort ist die betriebliche Stoffstrombilanz aber zu wenig.“ Um eine echte transparente Darstellung zu bekommen, was auf den Hof kommt und was wieder herausgeht, bräuchte es eine echte „Hoftorbilanz“, wie sie seit Langem auch von Gelsenwasser gefordert wird, so Waider.

Ein guter Zustand des Grundwassers liegt vor, wenn nicht mehr als 50 Milligramm Nitrat pro Liter gemessen werden. Ab diesem Wert empfiehlt das Umweltbundesamt, für die Herstellung von Säuglingsnahrung Flaschenwasser zu nutzen.