Gelsenkirchen-Buer. . Überraschung in der St.-Urbanus-Kirche: Als die Gemeinde Teppiche reinigen lassen wollte, entdeckte sie darunter zwei kostbare Engel-Mosaike .
- St.-Urbanus-Gemeinde hat überraschend zwei kostbare Engel-Mosaike in der Kirche entdeckt
- Sie kamen zu Tage, als Wandteppiche im Chorraum zur Reinigung abgenommen werden sollten
- Gemeinde entscheidet erst 2017, ob Kunstwerke restauriert und freigelegt bleiben sollen
Engel wirken laut Bibel im Verborgenen. Nur selten bekommen auserwählte Menschen die Boten Gottes zu Gesicht. In St. Urbanus Buer galt dies auch für zwei kostbare Engel-Mosaike im Chorraum, die seit Jahrzehnten hinter einer Schutzwand mit Teppichen versteckt waren und nun wiederentdeckt wurden. Damit steht die Gemeinde vor einem Dilemma: Soll sie die eher schlicht gestalteten Wandteppiche reinigen und erneut anbringen lassen oder Fachleute mit der Restaurierung des beschädigten Kunstwerks beauftragen – das nur schwer mit den auffällig farbigen Kirchenfenstern harmoniert? Beides kostet viel Geld.
„Eigentlich wollten wir nur die vier verschmutzten Teppiche hinter und neben dem Tabernakel reinigen lassen“, informierte Propst Markus Pottbäcker die Mitglieder des St.-Urbanus-Bauvereins bei dessen Jahreshauptversammlung. Weil dies aber mit 10 000 Euro zu Buche schlagen würde, zögerte der Kirchenvorstand – und wurde von der Information eines älteren Gemeindemitglieds überrascht, dass sich hinter den Vorhängen zwei Mosaike befänden.
Ob die Mosaike restauriert und freigelegt werden, steht noch nicht fest
Was nach Entfernung des Ständerwerks zum Vorschein kam: Rechts und links neben dem Aufbewahrungsort für geweihte Hostien beugen sich auf einer drei Meter hohen und knapp zwei Meter breiten Fläche jeweils drei Engel auf eben diesen Tabernakel zu, die Köpfe demütig geneigt, die Augen geschlossen, die Hände zum Gebet aneinander gelegt.
Sie scheinen auf Wolken zu stehen, während ihre voluminösen Flügel ihre Häupter wie ein Dach überragen. Gestaltet sind die Mosaiksteine in Gold, Rot, Grün und etwas Silber. Während sich durch die rechte Arbeit drei Risse ziehen, fehlen bei dem Kunstwerk links zahlreiche Steine, „die wir aber aufgesammelt haben“, so der Propst.
Arbeiten stammen von Tiroler Anton Plattner
Die Mosaike stammen von dem Tiroler Künstler Anton Plattner, der sie 1928 im Auftrag von St. Urbanus aus venezianischen Murano-Steinen anfertigte. Laut einem WAZ-Bericht von 1988 galt Plattner als renommierter Experte für diese Technik, dessen Werke etwa im Raum Bozen, zwischen Arlberg und Zillertal sowie Böhmen zu finden sind.
Wann und warum die Engel verdeckt wurden, ist unklar. Eine Quelle behauptet, der Nachfolger des auftraggebenden Pfarrers habe die Arbeit nicht gemocht und deshalb schon kurz nach ihrer Entstehung verhängen lassen. Nach einer anderen Quelle wurde sie 1963 überklebt, 1981 bis 1984 aber erneut verputzt. „Die Wandteppiche stammen jedenfalls aus den 1990ern, deren Vorgänger noch eingelagert sind“, berichtete Pottbäcker.
St.-Urbanus-Gemeinde will sich nun an einen Kunst-Experten wenden
Die Mitglieder des Bauvereins zeigten sich uneinig, ob das Kunstwerk denn nun restauriert und gezeigt werden oder wieder unter Teppichen verschwinden soll. Die einen hielten es für eindrucksvoll, andere für zu bunt angesichts der Nähe zu den motivstarken Fenstern von Nikolaus Bette.
Propst und Kirchenvorstand wollen sich an Kunst-Experten wenden und dann entscheiden. Wer dabei ein Wort mitzureden hat, ist die Untere Denkmalbehörde der Stadt: „Der Propst hat uns früh informiert. Beim Ortstermin waren die Mosaike aber noch nicht komplett freigelegt“, so Leiterin Beate Düster. Sie will einen Fachmann vom Westfälischen Landesamt für Denkmalpflege um eine Stellungnahme bitten.
Denkmalschützer entscheiden mit über die Zukunft der Kunstwerke
„Falls er empfiehlt, die Mosaike freizulegen, muss die Gemeinde bei jeder Veränderung einen Antrag stellen, etwa um die Wandteppiche wieder anzubringen.“ Immerhin bestehe grundsätzlich die Möglichkeit, Zuschüsse für die Restaurierung zu bekommen.
So oder so: Über das weitere Schicksal der Engel wird erst im neuen Jahr entschieden – und bis dahin können sie ihre Wirkung ganz öffentlich entfalten.