Gelsenkirchen. Der Elix als Konjunkturbarometer für die Emscher-Lippe Region bleibt im Hoch. Doch Firmen sorgt die Export-Situation und der Fachkräftemangel.
- Der Elix als Emscher-Lippe-Wirtschaftsindex ist im Herbst 2016 leicht auf 111 Punkte gefallen
- IHK und SVM werten die Lage in der Region dennoch wie die meisten Firmen positiv
- Nur 4 Prozent der befragten Unternehmen geht es schlecht – der niedrigste Wert in zwölf Jahren
Brexit, Unruhen in der Türkei, Krach mit China, Dauer-Krise mit Russland, Ceta-Stolperer – „dieses Jahr ist so viel passiert. Doch die Märkte haben es erstaunlich gut weggesteckt“, sagt Claus Cordt, Geschäftsführer, der SVM, der Sparkassen-Vermögensmanagement Gelsenkirchen GmbH.
Das Geschäftsklima in der Region, stellt Peter Schnepper als stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen fest, bleibe relativ freundlich. „Wir treten vielleicht einen Schritt zur Seite, fallen aber nicht zurück.“
Die Aussagen spiegelt der Elix, der Emscher-Lippe-Index, als Konjunkturbarometer auf der Basis von 150 repräsentativ befragten Unternehmen. Im Vergleich zur Frühjahrsumfrage gab er knapp nach, bleibt aber mit fast 111 Punkten klar über dem langjährigen Mittel. Die positive Binnennachfrage und die gute Auftragslage im Baugewerbe treiben den Elix. Wenn überhaupt, bereitet der Wirtschaft der Export Sorgen. „Seit einigen Jahren registrieren wir hier Rückgänge bei den Umsätzen“, stellt Schnepper fest.
Zufrieden mit der Situation sind 61 Prozent der Unternehmen
IHK und SVM geben seit zwölf Jahren den Elix heraus – auch weil sie aufzeigen wollen, wie der Strukturwandel zwischen Bottrop und Datteln, Gelsenkirchen und Haltern läuft, wie sich der Arbeitsmarkt entwickelt, wie Unternehmen ihre Lage und ihre Perspektive einschätzen. Gut, meinen übrigens 35 Prozent im Herbst 2016, zufrieden sind gar 61 Prozent. Etwa acht von zehn erwarten, dass die Konjunktur weiterläuft wie bisher oder zulegt. „Nur 4 Prozent sagen, es geht uns schlecht. Das ist der niedrigste Wert seit zwölf Jahren“, sagt Schnepper.
Die Wirtschaft der Region bleibt auf moderatem Wachstumskurs und befindet sich dabei im Einklang mit der Entwicklung in NRW und im Ruhrgebiet. Von einer stabilen Konjunktur geht auch Michael Hottinger, der Konjunkturexoperte der SVM aus. Die Umfrage-Ergebnisse stimmen ihn „eigentlich zuversichtlich. Allerdings bleibe das außenwirtschaftliche Umfeld schwierig, unterliege weltweiten Einflüssen.
Bei Trump-Wahl könnten Aktienmärkten um fünf bis zehn Prozent nachgeben
Den Brexit-Beschluss der Briten spürten auch deutsche Anleger. Die Aktienkurse gaben nach, erholten sich aber rasch wieder. Sollte Donald Trump das Rennen um die Präsidentschaft in den USA gewinnen, rechnet Hottinger auch mit Folgen an den Aktienmärkten. „Sie könnten um fünf bis zehn Prozent nachgeben. Bei Amerika würde das Beben heftiger werden als beim Brexit.“
Jedes fünfte Unternehmen im Emscher-Lippe-Land will künftig Personal aufstocken. Mehrheitlich wollen die Firmen ihren Personalstand zumindest halten. An Grenzen stoßen sie mittlerweile auch, wenn sie qualifiziertes Personal suchen. Stichwort Fachkräftemangel. „Das wird von fast 40 Prozent als Problem benannt“, so Schnepper. „Vor wenigen Jahren war das kaum ein Thema.“
Investitionen waren lange Zeit das Sorgenkind der Konjunktur
Positiv wertet Cordt die Investitionsneigung in den Betrieben. Sie „waren lange Zeit das Sorgenkind der Konjunktur“, nun wollten „26 Prozent mehr investieren, nur 16 Prozent weniger“. Ersatzbeschaffungen stünden dabei im Vordergrund vor Innovationen oder Kapazitätserweiterungen..
Ein weiteres positives Zeichen nennt Schnepper für die Region: „Die Zahl der Existenzgründungen steigt langsam, aber sicher“. Insgesamt „sind wir nicht mehr so abgehängt wie noch vor ein paar Jahren. Viele sehen: Wir haben hier Potenziale.“