Gelsenkirchen. Stefan Kröner (46) ist neuer Direktor des Arbeitsgerichts. Er möchte Museen besuchen und die Stadt kennenlernen.
Man trifft sich im Leben mindestens zweimal. Diese Lebensweisheit gilt auch für den neuen Direktor des Gelsenkirchener Arbeitsgerichts, Stefan Kröner. Vor 14 Jahren hatte es den Westfalen schon einmal nach Gelsenkirchen verschlagen. Gestern stellte der Präsident des Landesarbeitsgerichts, Dr. Holger Schrade, den 46-jährigen Juristen vor.
Normalerweise spielt sich die Einführung eines Chefs vor größerem Bahnhof ab. Doch in diesem Fall hatte derPräsident nur eine kleine Justizfamilie aus allen Gerichten eingeladen. Schließlich hatte der Direktor keine neue Sprosse auf der Erfolgsleiter erklommen, sondern im Rahmen einer Versetzung den Weg nach Gelsenkirchen angetreten. An der Beförderungsspitze angekommen war er auch schon vor seinem Wechsel nach Gelsenkirchen.
Dr. Schrade lobte die Zusammenarbeit aller Mitarbeiter, die nach der Versetzung von Vorgängerin Ines Koch als Direktorin in Münster, einige Monate ohne Chefin den Dienstbetrieb professionell gewährleistet hätten. Die scheidende Direktorin vermisst, wie sie bekennt, heute schon die Kollegialität in den Behördenleiterrunden und stellt das gute Klima heraus. „Ich habe mich hier wohl gefühlt und nehme rundum schöne Erinnerungen mit.“
Stefan Kröner empfindet es als spannend, wieder im Team zu sein. 2002 hatte er in Gelsenkirchen als junger Richter seine Kollegen unterstützt. Der 46-Jährige Westfale, der in Hohenlimburg zu Hause ist, wird frühere Prozessbeteiligte sicherlich wiedertreffen, nur das Gericht hat sich verändert. Kröner erinnert sich an den repräsentativen und fast herrschaftlich geprägten Bau des alten Arbeitsgerichts. Es entsprach so gar nicht dem modernen und funktional gestalteten Gebäude des heutigen neuen Justizzentrums. Damals konnte Stefan Kröner noch nicht ahnen, dass sein Dienstweg ihn wieder nach Gelsenkirchen führen würde.
In der Zwischenzeit hat der Jurist viele Gerichte kennengelernt, ob Paderborn, Bochum oder Herne. In der Nachbarstadt wurde Stefan Kröner vor sieben Jahren Chef, ehe er 2014 als Referatsleiter ins Justizministerium wechselte. „Ich wollte über den Tellerrand hinausblicken, größere Zusammenhänge in der Gesetzgebung wie auch die Zusammenarbeit zwischen den Ländern kennenlernen,“ sagt Kröner.
Die tägliche Anfahrtzeit zu seiner neuen Dienststätte sei mit 40 Minuten überschaubar, wie er sagt und stressfrei zu schaffen. Ihm ist bewusst, dass er in Gelsenkirchen eher blau-weiß dominiertes Terrain betritt. Auch wenn er Schwarz-Gelb nahesteht, entdeckt er die blau-weiße Zuneigung spätestens dann, wenn Schalke gegen die Bayern spielt. In Hohenlimburg lieben die Menschen ebenfalls den Ballsport, doch bevorzugt mit der Hand. Sohn und Tochter sind im Handball und auf den Bahnen im Schwimmbad aktiv.
Ich freue mich auf die Teamarbeit
Der neue Chef weiß, dass die Mitarbeiter in seinem Haus von seinen Vorgängern als intakte und kollegiale Gemeinschaft geschätzt wurden. Er freut sich auf die Teamarbeit und den Kontakt zu den anderen Gerichten, die ebenfalls im neuen Justizzentrum untergebracht sind. Sein Credo: „Wir alle wollen gemeinsam und gleichberechtigt den Betrieb noch effizienter gestalten. Mein Ziel ist es, beruflich hier ein Zuhause zu finden.“
In Gelsenkirchen auf Spurensuche zu gehen, ist für den kulturinteressierten Juristen ein weiterer Anreiz, Stadt und Menschen besser kennenzulernen. „Als Arbeitsrichter“, weiß Stefan Kröner, „sind wir ohnehin durch unsere Tätigkeit stark mit dem Leben der Menschen verwurzelt.“ Die Kontakte zu Gewerkschaften wie Arbeitgebervertretern und anderen Prozessbeteiligten werden zwangsläufig zunehmen. Der 46-Jährige hofft, in der Freizeit auch seine Hobbys pflegen zu können: „Ich möchte häufiger Museen besuchen, mich aufs Mountainbike schwingen und beim Spaziergängen die Natur in der Stadt genießen.“
Die Direktoren gaben nur kurze Gastrollen
Jahrelang hat es an der Spitze des Arbeitsgerichts in Gelsenkirchen keine Veränderung gegeben. Friedrich Heiringhoff war der letzte, der bis zu seiner Pensionierung in Gelsenkirchen blieb. Als Heiringhoff 2011 ausschied, warJohannes Jaspervon 2012 bis 2014 sein Nachfolger. Dann wurde der Jurist befördert, leitet jetzt eine Kammer beim Landesarbeitsgericht in Hamm. Ihm folgte 2015 Ines Koch, die eine noch kürzere Gastrolle in Gelsenkirchen übernahm, in diesem Jahr nach Münster versetzt wurde. Der neue Chef hat sich auf einen längeren Aufenthalt eingerichtet.