Gelsenkirchen. . Eine Wanderausstellung erinnert an Schicksale seit 1990 in Deutschland. Sie ist jetzt am Weiterbildungskolleg Emscher-Lippe eröffnet worden.

  • Wanderausstellung ist am Weiterbildungskolleg Emscher-Lippe zu sehen.
  • Die Schicksale von 169 Menschen werden dort thematisiert.
  • Schüler führen Klassen und Besuchergruppen durch die Ausstellung.

Mit einem Stahlrohr fügten zwei Neonazis dem Rentner Josef Anton Gera am 14. Oktober 1997 so schwere Verletzungen zu, dass er diesen drei Tage später erlag. Antonio Melis ist mit 37 Jahren in Caputh (Brandenburg) von einem 18- und einem 25-Jährigen mit Schlägen und Tritten schwer misshandelt worden und anschließend von einem der beiden in der Havel ertränkt worden.

Die geschilderten Schicksale sind zwei von insgesamt 169, die in der Ausstellung „Opfer rechter Gewalt seit 1990 in Deutschland“ des Vereins Opferperspektive thematisiert werden. 169 Menschen, die Opfer rechter Gewalt wurden, weil sie dem rechten Weltbild nicht entsprachen oder aber, weil sie sich den Nazi-Parolen widersetzten.

Die Fotografien auf den Tafeln sind in schwarz-weiß gehalten. Viele sind jedoch vollkommen leer – von den Opfern lagen keine Bilder vor. Auf den Tafeln ist außerdem das Schicksal der Getöteten zu lesen.

Seit 2004 wird die Ausstellung in ganz Deutschland als Wanderausstellung gezeigt. Am Dienstag ist sie im Weiterbildungskolleg Emscher-Lippe in Resse eröffnet worden.

Schüler führen durch die Schau

Die Ausstellung soll den Zusammenhang zwischen Rechtsideologie und der Bereitschaft Gewalt auszuüben, verdeutlichen. Auch die aktuelle Stimmungslage in Deutschland mit dem Hintergrund wachsender Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte sei für das Weiterbildungskolleg ein Motiv gewesen, diese Ausstellung herzuholen. „Rechte Gewalt ist nach wie vor ein stabiles Phänomen. Daher möchten wir unter unseren Studierenden ein Bewusstsein dafür schaffen und einer Verdrängung vorbeugen“, sagt Günter Jahn, Leiter des Weiterbildungskollegs.

Den Fotografien der Opfer sind Ansichtskarten verschiedener deutscher Städte und Regionen entgegengesetzt. „Den Taten soll der Widerspruch einer heilen Welt gegenübergestellt werden, die auf den Postkarten suggeriert wird“, berichtet Michael Sturm von der mobilen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Münster, der die Ausstellungseröffnung begleitete. Ebenso sollen die Karten vermitteln: Es kann überall passieren.

Die Schüler werden aktiv in die Ausstellung eingebunden: Andere Klassen sowie Besucher von außerhalb werden sie durch diese führen. Eine von ihnen ist Stefanie Schemann. „Die Ausstellung soll zum Nachdenken anregen“, sagt die 22-Jährige und meint: „Es ist erschreckend, mit welchen Ambitionen Menschen getötet wurden.“

Ausstellung läuft bis zum 25. November

Die Wanderausstellung „Opfer rechter Gewalt seit 1990 in Deutschland“ ist im Foyer des Weiterbildungskollegs E-L, Middelicher Straße 289, zu sehen.

Dort wird sie noch bis zum 25. November zu sehen sein und kann täglich in der Zeit von 9.30 bis 20 Uhr besichtigt werden.

Ob die Zählung der 169 Menschen, die zwischen 1995 und 2011 rechtsextremen Tätern zum Opfern fielen, vollständig ist, ist nicht bekannt.