Gelsenkirchen-Horst. . Kritik erntete Polizeisprecher Olaf Brauweiler, als er in der Bezirksvertretung West die Zusammenlegung der Polizeiwachen Horst und Erle begründete.

  • Bezirksvertreter in West kritisieren organisatorische Zusammenlegung der Polizeiwachen Horst und Erle
  • Stattdessen fordern sie eine Aufstockung des Personals gemäß früherem Status-quo
  • Polizei verspricht, auch weiterhin vor Ort präsent zu sein

Gut, dass Olaf Brauweiler als Polizei-Pressesprecher Gegenwind gewohnt ist: Bei der gestrigen Sitzung der Bezirksvertretung West war Sturm angesagt, als es um die Zukunft der Horster Polizeiwache an der Essener Straße ging. Dass sie organisatorisch mit der Erler Wache an der Manfredstraße zusammengelegt und von dort geleitet werden soll (WAZ berichtete), diese Nachricht hatte für helle Empörung gesorgt. „Das werden wir so nicht hinnehmen“, eröffnete Bezirksbürgermeister Joachim Gill (SPD) das Gewitter.

In drastischen Worten und sichtlich aufgewühlt skizzierte er die Entwicklung der Wache, die offiziell nur noch als „Schwerpunktdienst“ bezeichnet wird. „2012 waren dort noch zehn Beamte im Dienst, heute sind es fünf, wovon lediglich zwei für den Außendienst geeignet sind. Horst deswegen als rechtsfreien Raum zu bezeichnen, wäre übertrieben, aber schon jetzt gibt es Menschen, die die reduzierten Öffnungszeiten und den Personalmangel ausnutzen“, kritisierte Gill die Entscheidung der Polizeipräsidentin als „falsch“.

Verurteilt die organisatorische Zusammenlegung der Polizeiwachen Erle und Horst scharf: Franz-Josef Berghorn, CDU-Fraktionssprecher in der Bezirksvertretung Nord.
Verurteilt die organisatorische Zusammenlegung der Polizeiwachen Erle und Horst scharf: Franz-Josef Berghorn, CDU-Fraktionssprecher in der Bezirksvertretung Nord. © WAZ FotoPool

„Nicht hinnehmbar“

Deren Zusage, dass sich an der Präsenz der Polizei vor Ort nichts ändern werde, sei nicht hinnehmbar. „Das ist uns zu wenig. Wir wollen, dass das Personal wieder bis zur ursprünglichen Stärke aufgestockt wird, damit die Polizei wieder bürgernah, vor Ort erreichbar und schnell einsetzbar ist“, betonte er unter lautem Beifall und kündigte an, „dass sich die Bürger noch mehr einfallen lassen werden als eine Unterschriftenaktion.“

Enttäuscht von den Aussagen des Polizeisprechers: Udo Gerlach, SPD-Fraktionssprecher.
Enttäuscht von den Aussagen des Polizeisprechers: Udo Gerlach, SPD-Fraktionssprecher. © Lutz von Staegmann

„Wieso nicht Horst?“

Während CDU-Fraktionssprecher Franz-Josef Berghorn konkrete Zeitangaben einforderte, wann die Personalstärke wieder auf zehn Beamte erhöht werde, wollte sein SPD-Kollege Udo Gerlach wissen, „wieso die neue Wache nicht von Horst aus geleitet wird“. Ins gleiche Horn blies Mirco Kranefeld (Bündnisgrüne), als er anregte, die Leitung Horst zuzuschlagen, „weil Erle näher an Buer liegt und von dort aus versorgt werden könnte“. Es sei falsch, die Nebenzentren Erle und Horst „gegeneinander auszuspielen; Horst hat ein Recht auf eine ordentliche Wache.“ Andernfalls könne sich die schlechtere Personalbesetzung herumsprechen. Einzig Kevin Gareth Hauer (ProNRW) konnte „nicht Schlechtes an der Umorganisation finden“.

„Personaldecke zu dünn“

Polizeisprecher Brauweiler bemühte sich, die Sorgen zu zerstreuen: Die Wache werde nicht geschlossen, auch künftig würden klassische Einsätze nach einer 110-Alarmierung – „wie schon seit mindestens zehn Jahren“ – von Buer aus gefahren. Umgekehrt könne Horst von der Umstrukturierung profitieren, weil der derzeitige „relativ hohe Krankenstand“ durch den „wesentlich größeren Standort in Erle unproblematischer aufgefangen werden“ könne. Wann die Personalstärke wieder erhöht werde, konnte er nicht sagen. Die Umorganisation sei nötig durch Änderungen arbeitsschutzrechtlicher Regelungen auf EU-Ebene, die den Schichtdienst betreffen.

Er räumte ein, dass die Personaldecke zu dünn sei. „Dafür ist aber das Land zuständig und nicht die Polizeipräsidentin vor Ort.“ Sein Versprechen, „dass wir auch künftig bei Alarmierungen rauskommen“, vermochte die Verordneten nicht ganz zu überzeugen. „Die Menschen vor Ort verlieren das Vertrauen in die Polizei. Im Schaffrath konnten wir gerade noch verhindern, dass zwei Männer als Bürgerwehr durch die Straßen laufen“, so Ingrid Husmann (SPD).

Bis zur Januar-Sitzung will das Gremium nun einen Resolutionstext formulieren, um den alten Status-quo von 2012 einzufordern.