Gelsenkirchen. . Vor sechs Jahren hat Schütt-Stahl seinen neuen Standort im Hafen aufgebaut. Die Belegschaft wurde in dieser Zeit verdoppelt.

  • 2010 hat Schütt Stahl seinen neu gebauten Standort im Gelsenkirchener Hafen eröffnet
  • Der Betrieb wächst rasant – in diesem Jahr wurde die Halle bereits um 3000 Quadratmeter erweitert
  • Das Personal wurde in dieser Zeit verdoppelt. Ausbildung ist für den Chef ein Schlüssel zum Erfolg

2009 hat Thomas Naydowski antizyklisch entschieden. Die Stahlbranche steckte mit bis zu 40 Prozent Absatz-Einbruch mitten in einer tiefen Krise. Investitionen schienen nicht unbedingt naheliegend. Doch der Geschäftsführer der Heinrich Schütt KG GmbH & Co. mit Sitz in Hamburg und Standorten in Essen und Neubrandenburg glaubte ans Wachstum.

Dass die Baupreise sich in Zeiten der großen Absatzdellen für seine Branche zwischenzeitlich auch freundlicher entwickelt hatten, spielte dem Stahlhändler in die Karten. Er zog von Essen nach Gelsenkirchen, baute an der Hafenstraße seinen neuen Standort auf. 16 500 Quadratmeter Grund hat Schütt Stahl in Erbpacht übernommen, im ersten Bauabschnitt sollten 4500 Quadratmeter Hallenfläche errichtet werden. So die Ankündigung 2009 – auf einer damals noch brachliegenden Gewerbefläche. Den Worten folgten Taten.

Die Stahlhandelsgesellschaft Heinrich Schütt KG lagert und bearbeitet in ihrer Halle an der Hafenstraße in Gelsenkirche permanent bis zu 25 000 Tonnen Stahl.
Die Stahlhandelsgesellschaft Heinrich Schütt KG lagert und bearbeitet in ihrer Halle an der Hafenstraße in Gelsenkirche permanent bis zu 25 000 Tonnen Stahl. © Martin Möller

Mit 105 Millionen Euro Umsatzvolumen und 24 Mitarbeiten verlagerte Schütt 2010, unterstützt von der Gelsenkirchener Wirtschaftsförderung, den Betrieb. Sechs Jahre später sind es 52, davon sechs Auszubildende. „Wir hatten in den letzten fünf Jahren acht Auszubildende, davon haben wir sieben übernommen“, sagt Naydowski. Und betont: „Wir sind total jung und dynamisch. Die Ausbildung war ein Garant für die positive Entwicklung.“

Der Stahlhändler investierte rund 2,5 Millionen Euro

Die optimale Verkehrsanbindung im Hafen, der Wasseranschluss, Hauptlieferanten wie Thyssen & Co. im nahen Umfeld waren ebenso entscheidend. „Mit denen drehen wir über 100 000 Tonnen pro Jahr, da wollten wir in der Nähe bleiben“, so der Geschäftsführer.

In Gelsenkirchen hatte Schütt Stahl mit seinem Service-Center schnell die Kapazitätsgrenzen erreicht. Zum Jahreswechsel wurde deshalb die Werkshalle um 60 Meter und 3000 Quadratmeter erweitert. Rund 2,5 Millionen Euro investierte der Stahlhändler. Das Bild wenige Monate später: Alles voll. Kalt- und warmgewalzter Flachstahl, 0,4 bis 4 Millimeter stark, Spaltband und Coils, diese gewichtigen , bis zu 25 Tonnen schweren Stahlrollen, füllen längst auch den Neubau komplett.

165 000 Tonnen Stahl schlägt Schütt in Gelsenkirchen um

„Wir sind schon wieder voll ausgelastet.“ Das Service-Center arbeite im Zweischicht-Betrieb, auch samstags, wenn viel zu tun ist. Beliefert werden vom Hafen aus Kunden in ganz Deutschland, so Markus Krupinski, Assistent der Geschäftsführung. „Das Geld wird hier verdient“, sagt Naydowski. 165 000 Tonnen Stahl schlägt Schütt in Gelsenkirchen um, rund 30 Prozent der Menge werden importiert und per Schiff geliefert. Der Hafenanschluss, so der Geschäftsführer, werde in Zukunft noch wichtiger für sein Unternehmen als bisher.

Die Entwicklung von Schütt Stahl nennt Oberbürgermeister Frank Baranowski beim Besuch Ende der Woche per se erfreulich. „Eine schöne Entwicklung.“ Sie zeige aber auch, dass das Thema Bestandspflege und -entwicklung ganz wichtig ist für die Entwicklung der Wirtschaft vor Ort.

Spedition Siefert betreibt nebenan Halle mit direktem Wasseranschluss

Wachstumsflächen hat Gelsenkirchen für Gewerbe und Industrie beispielsweise auf dem Gelände Schalker Verein oder Graf Bismarck noch reichlich zu bieten. Doch im Hafengebiet ist der Platz knapp. Das spürt auch Schütt Stahl nach der jüngsten Expansion. „Wir könnten noch unseren Parkplatz mit Hallenfläche belegen, so wäre noch etwas Potenzial da“, sagt Geschäftsführer Thomas Nydowski.

Doch rundum an der Hafenstraße sind die Flächen vergeben. Mit der Spedition Siefert, die auf dem Nachbargrundstück eine Halle mit Wasseranschluss und entsprechender Kranbahn betreibt, kooperiert der Stahlhändler ohnehin schon.

Per Schiene, Straße, Schiff und Pipeline werden 6 Millionen Tonnen Güter bewegt

Rund 60 Unternehmen haben ihren Sitz im Hafengebiet, das für gut 2000 Menschen Arbeitsplatz ist. Gelsen-Log hat den Hafen als einen der größten Standorte in NRW positioniert. Verkehrsübergreifend werden pro Jahr auf Schiene, Straße oder per Schiff und Pipeline etwa 6 Millionen Tonnen Güter von und zum Hafen transportiert. Öl, Getreide, chemische Produkte, Schrott und Stahl sind die Hauptumschlaggüter – BP/Trans Tank betreibt hier eines der größten Tanklager in einem Kanalhafen, Avangard Malz die größte Mälzerei Deutschlands.