Gelsenkirchen. . Das Laubhüttenfest – Sukkot – hat in der Synagoge in Gelsenkirchen begonnen. Welche Feste in der jüdischen Gemeinde hier feiert, erklärt eine neue Serie.

Die jüdische Gemeinde Gelsenkirchen feiert in dieser Woche das Laubhüttenfest „Sukkot“. „Dieses Fest ist vergleichbar mit dem christlichen Erntedankfest“, erklärt die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Gelsenkirchen, Judith Neuwald-Tasbach.

In der Bibel, im zweiten Buch Mose, wird das Laubhüttenfest als „Fest des Einsammelns“ bezeichnet, erst später bekam es den Namen „Laubhüttenfest“, weil derartige Hütten bei der Ernte auf den Feldern Schatten spendeten und zum Verweilen einluden.

Ein frommer Jude müsste eigentlich die ganze Woche lang in der Hütte wohnen

Zahlreiche Zeichnungen, die das Laubhüttenfest darfstellen, schmücken die Wände des Zeltes in der Synagoge.
Zahlreiche Zeichnungen, die das Laubhüttenfest darfstellen, schmücken die Wände des Zeltes in der Synagoge. © Thomas Schmidtke

„Auch heute ist es in vielen jüdischen Gemeinden noch üblich, sich in so einer Laubhütte zu treffen, streng genommen müsste man als frommer Jude sogar die ganze Woche lang in einer solchen selbstgebauten Hütte wohnen. Da diese aber traditionell aus Zweigen und Blättern besteht und nach oben offen ist, damit man den Himmel sehen kann, ist es in hiesigen Breitengraden schwierig, diesen Brauch umzusetzen“, erklärt Judith Neuwald-Tasbach die Variante.

Im geschlossenen Raum der neuen Synagoge an der Georgstraße wird jedoch traditionell zu diesen Festtagen eine große Laubhütte aufgestellt, die den Rest des Jahres eingelagert wird. „Die Kinder unserer Gemeinde schmücken die Laubhütte vor dem 16. Oktober bereits mit Zweigen, Früchten und Bildern“, erklärt die Gemeindevorsitzende.

Rund 40 Personen finden in der Hütte Platz, in der sie nach dem Segen des Rabbiners Äpfel mit Honig verspeisen und sich zum Austausch treffen.

Vier Arten von Juden symbolisiert

„Beim Laubhüttenfest ist es auch Brauch, eine Arba Minim zu schütteln – und zwar gen Süden, Norden, oben, unten, Osten und Westen. Für die Arba Minim wird ein Strauß aus Palmzweigen, Myrtenzweigen und Bachweidenzweigen gebunden und mit Etrog, einer zitronenartigen Frucht, für den Segensspruch zusammen gehalten“, sagt Judith Neuwald-Tasbach.

Serie zu jüdischem Leben in Gelsenkirchen

Seit 1874 gibt es eine eigenständige Jüdische Gemeinde in

Gelsenkirchen. Doch wie leben unsere jüdischen Nachbarn

eigentlich? Welche Feiertage sind ihnen wichtig?

Das will die WAZ Gelsenkirchen mit einer Serie zu den wichtigsten jüdischen Feiertagen beleuchten

Am 2. Oktober feierte die Gemeinde an der Georgstraße in diesem Jahr das jüdische Neujahrsfest, das am Anfang aller jüdischen religiösen Feste steht. Am 10. Oktober folgte das Versöhnungsfest „Jom Kippur“.

„Diese vier Dinge symbolisieren die vier Arten von Juden, bei denen sich die unterschiedlichen Ebenen von Tora-Wissen und Tora-Einhaltung widerspiegeln“, fügt Chaim Kornblum, der Rabbiner der Gemeinde, an. Das Zusammenbinden der Zutaten wiederum soll die Einheit der Juden als Nation unterstreichen – denn das Laubhüttenfest hat die jüdische Einheit als zentrales Thema. Juden aller unterschiedlichen Herkunftsorte sollen sich hier miteinander verbunden fühlen. „Gemeinsam kann man sich in diesen Feiertagen an die Vergangenheit erinnern, besonders an den Auszug aus Ägypten“, betont Judith Neuwald-Tasbach. In diesem Jahr hat „Sukkot“, das Laubhüttenfest, am Abend des 16. Oktobers bei Sonnenuntergang begonnen. „In den beiden darauf folgenden Tagen gibt es Gebetsstunden, bis Sukkoth mit dem Schemini Azeret, dem „achten Tag der Versammlung“, der ebenfalls als Feiertag gesehen wird, endet. Dieser fängt am 23. Oktober abends an und endet dann am 24. Oktober mit einem Gottesdienst“, beschreibt die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde das Ritual.