Gelsenkirchen. . Immer weniger Kunden entscheiden sich für ein Diesel-Fahrzeug, stöhnt ein Gelsenkirchener Autohändler. Hinter den Kulissen der Autohäuser brodelt es.
- Der Verkauf von Diesel-Autos sei bundesweit eklatant eingebrochen, meint ein Autohändler
- Kunden würden sich immer häufiger für einen Benziner entscheiden
- Ein Grund dafür sei die diskutierte Einführung der Umweltplakette
„Da stechen Sie aber in ein Wespennest“, sagt ein Autohändler. Eigentlich sollte es eine einfache Umfrage zum Thema Diesel und blauer Umweltplakette werden. Zehn Gelsenkirchener Autohäuser wurden angerufen mit dem Erfolg, dass genau ein Verkäufer bereit war, Tacheles zu reden. Aber nur unter der Bedingung, dass die WAZ weder seinen Namen, noch das Autohaus nennt.
Alle anderen Chefs, Verkaufsleiter, Prokuristen und Leitende hatten offenbar gute Gründe, nicht mit der WAZ sprechen zu wollen. Sie waren in Sitzungen, mitten im Kundengespräch, in Urlaub, hatten zu tun oder aßen gerade zu Mittag. Es passte nie. Versprochene Rückrufe blieben über Tage aus.
Blaue Plakette bei neuen Modellen
Der Autoverkäufer, dessen Name der WAZ bekannt ist, packte dann umso deutlicher aus. „Im Hinterkopf ist eine große Verunsicherung der Käufer vorhanden. Die Leute kaufen keine Diesel mehr, obwohl sie zum Teil eine Fahrleistung haben, die einen Diesel unbedingt empfehlenswert macht. Sie greifen lieber zum Benziner. Und das, obwohl unsere Dieselfahrzeuge ab Modelljahr 2015 die blaue Plakette haben.“
„Das, was die Politik zurzeit macht, ist absolut geschäftsschädigend.“ Der Verkauf sei bundesweit eklatant eingebrochen. „Versuchen Sie doch mal, Ihren Diesel zu verkaufen. Lassen Sie sich mal einen Preis nennen“, sagt der Verkäufer, der seit einem Vierteljahrhundert in der Branche arbeitet.
Es habe immer schon mal Zeiten gegeben, die schwierig waren, aber was zurzeit alles zusammenkomme, das sei unglaublich. „Im Augenblick brodelt es.“ Vielfahrer, die eigentlich einen Diesel kaufen würden, haben durch den Betrug bei VW immer die Befürchtung, dass auch bei den neuen Fahrzeugen manipuliert worden sei. „Und zu allem Übel wird noch eine Politik gegen die Bürger gemacht.“
"Soll man die Autos einfach einstampfen?“
Diese verrückte Geschichte mit der Einführung der Umweltplakette, die dann letztendlich wieder zurück gezogen wurde, brauche niemand. „Was im Augenblick passiert, ist Zwangsenteignung“, sagt der Verkäufer. „Was soll man denn machen, wenn jahrelang der Diesel empfohlen wurde und man dann plötzlich nicht mehr in die Innenstädte fahren kann. Soll man die Autos einfach einstampfen?“
Ein Käufer von ihm, der immer Diesel gefahren sei, trete in Kürze eine Stelle in Düsseldorf an. Er habe jetzt einen Benziner bestellt, weil er gehört habe, dass Düsseldorf im kommenden Jahr keine Fahrzeuge unter der Euronorm 6, also der blauen Plakette, mehr in die City lassen würde.
Zurzeit herrsche überall nur Verunsicherung, es gebe keine Klarheit, was passiert. Niemand wisse, ob die Umweltplakette nicht doch irgendwann wieder aus der Schublade geholt würde. „Dann steht man plötzlich da und kann mit dem Zug in die Innenstädte fahren. Viel Spaß.“ Auch für die Autohäuser komme im Moment alles zusammen: Der VW-Skandal, das politische Wirrwarr und der kommende Winter, in dem die Lust auf Autokauf bekanntlich nachlasse.