Zu Sichtachse Ebertstraße. Die Gründung einer Bürgerinitiative lässt bei der Politik Alarmglocken schrillen. Bis heute fällt es dort schwer, anzuerkennen, dass einem Bürgerengagement der Erhalt des heute vielgelo(ie)bten Hans-Sachs-Haus zu verdanken ist. Nichts gelernt, zuweilen unbequeme demokratische Prozesse zu respektieren, hat jedenfalls Herr Pruin. In verworrenen Worten deutet er Bürgerengagement in die Ecke des rechten Mobs. Professor Ruhnaus Planungsüberlegungen zur Sichtachse als Antwort auf das NS-Regime, werden in gleichem Atemzug mit Kritik an der Planung benannt. Nimmt man die Planung nicht hin, ist man gar Anhänger des Gedankenguts der NSDAP? Gerade in Zeiten, in denen Populisten aller Couleur Stimmung machen, haben solche Äußerungen nichts zu suchen. Man vergibt sich nichts in der Politik, Erkenntnisfortschritte zu machen. Das ist ein Kriterium für Demokratie.
Basta! Ich habe beschlossen. Und wer nicht meiner Meinung ist, ist intolerant, von Hass erfüllt und fremdenfeindlich. Ein intoleranter Zeitgenosse also. Dabei wollen die Bürger nur ein bisschen Grün erhalten, etwas zum Erholen und Entspannen. Sie wollen keine weitere holprige, schräge, seelenlose Betonfläche, die für Gehbehinderte, Rollatorfahrer und Müttern mit Kinderwagen eine Marterstrecke darstellt. Herr Ruhnau in allen Ehren, ich persönlich ziehe die ästhetische Dimension eines grünen, wachsenden Baumes einer grauen Pflasterfläche vor. Heinz Schwarz

Ruhnau kann sich gegen elitäres Gewäsch nicht mehr wehren. Warum bleibt unerwähnt, dass zu seinem Konzept „Sichtachse“ auch „Zero auf dem Ebertplatz“ gehörte, keine postmoderne Freifläche, sondern Zero-Haus und Installationen u.a. von Piene, Mack, Uecker, im Geiste des großen Inspirators Yves Klein? Bei uns werden auch Denkmäler nicht von A nach B versetzt, sie werden „transloziert“. Erinnerungstafeln wollen nicht einfach informieren, sie sollen „das Stadtgebiet erinnerungskulturell erschließen“. Überall dasselbe: Wortgeklingel statt Substanz. Und das soll „demokratische Strukturen“ gegen rechte Populisten stärken? Klaus Brandt

Schon die Neugestaltung rund um die Augustinuskirche zeugt vom Primat der Sichtachse, hierbei auf das krank-braune Ärztehaus. Wieder war alter Baumbestand im Weg. Nun ist der Platz gesäumt von Laternen, dominiert von Latrine und U-Bahnzugängen und blutleer. Ach ja, im Abseits und in einem Teilabschnitt der Ebertstraße finden sich jetzt nachgepflanzte Alibibäumchen mit ungekrönten Häuptern. Demgegenüber steht zwischen HSH und VHS als letzte kleine Oase der gewachsene und durchmischte Baumbestand mit seiner Gestaltungskraft. Bitte in die Planung neu mit einbeziehen und erhalten. Carmen Koch

Dank an Dr. Pruin, dass er mit einfachen, klaren Worten den Gelsenkirchenern den Sinn der Sichtachse erklärt hat. Jetzt warten wir gespannt auf Dr. Pruins Sinnerläuterungen zu den Sichtachsen der Bochumer- und der Ückendorfer Straße. Helmut Janiesch