Gelsenkirchen. Viele Lkw nutzen den Erlenbruch in Bulmke-Hüllen als bequeme Route Richtung Autobahn. Eine neue Beschilderung soll die „Brummis“ anders lenken.
Es ist ein Ausdruck bitterer Ironie, wenn man den Menschen, die im Erlenbruch in Bulmke-Hüllen leben, dazu gratulieren darf, dass sie eine Baustelle direkt vor der Haustür haben. Dadurch ist ihre Straße aktuell zur Einbahnstraße geworden. Vom Kreisel Wanner Straße aus in Richtung Florastraße. Nicht auszudenken, was die Anwohner auszuhalten hätten, gäbe es auch noch den Gegenverkehr.
Jürgen Napierski bezog im Verkehrsausschuss Stellung. Mit Rederecht von der Politik ausgestattet, erläuterte er dem Gremium, was seine Eigentümergemeinschaft am Erlenbruch 3-9 und viele andere durchmachen, „wenn die Kaffeetasse auf dem Tisch bebt“. Es ist der Lkw-Verkehr, der die Anwohner stresst. Das benachbarte Gelände Schalker Verein entwickelt sich als Gewerbegebiet prächtig.
Verkehre nehmen zu
Die Folge: Die Verkehre nehmen zu. Riesige Sattelzüge sind dort unterwegs und suchen sich die bequemste Strecke zur Autobahn. Die führt sie durch das Wohnquartier, weil der Durchstich von der Europastraße, das ist die Durchgangsstraße am Schalker Verein, zur Ostpreußenstraße noch fehlt. Auf diesem Weg sollen einmal über einen neu zu schaffenden Kreisverkehr die Lastwagen in die Himmelsrichtungen verteilt werden. Bis es aber soweit ist, fließt noch viel Wasser den Sellmannsbach hinab.
Das wissen Jürgen Napierski und seine Mitstreiter. Entsprechend setzen sie auf Hilfe aus der Politik, aus der Verwaltung. Denn es sind ja nicht nur die ortsfremden Fernfahrer, die in Unkenntnis und über die Navi-Steuerung unterwegs sind. Allein am Montagmorgen gab es mehrere Lkw, die mit ordentlichem Tempo durch den Erlenbruch in Richtung Florastraße brausten. Viele mit Gelsenkirchener Kennzeichen. Auf dem Weg in Richtung Schalker Verein habe sich mal ein Sattelzug sogar in die kleine Skagerrakstraße verirrt, wusste auch Margret Schneegans, zu berichten. Die verkehrspolitische Sprecherin der SPD ist im Wahlkreis Bulmke-Hüllen oft unterwegs, wie auch ihr politisches CDU-Pendant Sascha Kurth. Eine zweite Meinung im Ausschuss dazu, dass den Menschen schnell geholfen werden muss, gab es ohnehin nicht.
Sachliche Auflistung
Jürgen Napierski listete sachlich auf, was die Menschen nervt: „Die gestiegene Umweltbelastung durch hohe Abgaswerte, die enorme Lärmbelästigung durch schnell fahrende Lkw, die große Gefahr für die Anwohner beim Queren der Straße und die Gefährdung der Bausubstanz unserer Häuser durch die Erschütterungen.“ Zur Klageliste gehört zudem der marode Zustand des Straßenbelags, der in Teilen einer Minigolfstrecke gleicht – wegen der Löcher. Entsprechend wünschen die Anwohner sich für den Erlenbruch eine Tempo-30-Zone, ein Nachtfahrverbot für Lkw, ein generelles Durchfahrtverbot für Lastwagen mit als 3,5 Tonnen, Radarkontrollen und Emissionsmessungen.
Dass dies so nicht umsetzbar ist, erläuterte Schneegans. Tempo 30 etwa ginge nicht wegen der Bedeutung der Straße. Die Lösung, die angestrebt wird, erklärte Chantal Ojstersek, Abteilungsleiterin aus dem Referat Verkehr: „Wir wollen innerhalb der nächsten ein bis zwei Wochen ein neues Beschilderungskonzept einrichten, um die Lkw-Verkehre anders zu lenken. Nach Osten hin sollen sie dann von der Florastraße über die Konradstraße und Wanner Straße in Richtung Schalker Verein fahren.“
Im westlichen Teil heißt die zielführende Wegeverbindung: Hohenzollernstraße in Richtung Florastraße und umgekehrt. Und diese Daten sollen unbedingt auch in das spezielle Lkw-Navigationssystem eingespeist werden.
Jürgen Napierski und seine Mitstreiter sind gespannt, ob sich ihre Lebensqualität im Erlenbruch zumindest wieder etwas hebt. Unstrittig bleibt am Ende: Sie verließen mit einer gesunden Portion Skepsis den Saal.