„Buer braucht nicht SinnLeffers“, sagt Uwe Ketelsen. Aber: Buer braucht Alternativen. Ein Wegzug des Unternehmens dürfte Konsequenzen haben

  • Ende März 2017 wird SinnLeffers das Weiser-Haus an der Hochstraße in Gelsenkirchen Buer verlassen
  • 650 000 Kunden zählt das Modehaus jährlich.
  • Zu befürchten ist, dass Buer Kaufkraft verloren geht. Ein Gespräch

Nach über 30 Jahren geht Ende März 2017 eine Ära in Buer zu Ende: SinnLeffers wird das Weiser-Haus an der Hochstraße verlassen. Mit dem hiesigen Geschäftsführer Uwe Ketelsen sprach WAZ-Redakteurin Angelika Wölke.

Kann die Innenstadt in Buer ohne SinnLeffers funktionieren?

Uwe Ketelsen: Buer braucht nicht unbedingt SinnLeffers, aber Buer braucht durchaus eine Alternative. Man könnte unseren Weggang auch als Chance für etwas Neues verstehen.

Wir reden in dem Zusammenhang aber über ein Textilangebot?

Ketelsen: Absolut. Wir zählen im Jahr 650 000 Kunden. Ich schätze, dass die Hälfte wegen SinnLeffers in die Innenstadt kommt. Mal ganz ehrlich: Ich habe nichts gegen DM, die Kollegen machen einen guten Job. Aber wegen DM fährt keiner von Erle oder Hassel nach Buer.

Ihr Vermieter, Michael Weiser, hat verkündet, dass großflächiger Textilhandel über mehrere Etagen keine Chance mehr am Markt habe.

Ketelsen: Das ist nicht richtig. Wenn das Unternehmen eine Magnetfunktion hat, ist Einzelhandel über mehrere Etagen durchaus möglich. Wir planen auch an möglichen neuen Standorten über mehrere Etagen.

Wobei wir bei den Abwanderungsgerüchten in Richtung Gladbeck sind . . .

Ketelsen: Wir sprechen mit Gladbeck, aber nicht nur. Unterschrieben ist noch nichts. Das Angebot ist allerdings interessant.

Obwohl Gladbeck sicherlich nicht die Kaufkraft hat wie Buer. Und auch nicht die Angebotspalette – von Kik über SinnLeffers, MarcoPolo und Corinna bis zu Stahl . . .

Ketelsen: Ich bin 36 Jahre im Einzelhandel unterwegs und habe ein paar Städte gesehen. Wenn Kommunen mit Leerständen und Billiganbietern eine Leidensphase durchlitten haben, ist es extrem schwer, da wieder rauszukommen. Aber diese Kommunen sind dann auch zu interessanten Angeboten und neuen Denkmodellen bereit.

Die Gladbecker Innenstadt ist nur vier Kilometer entfernt. Könnten Sie sich vorstellen, dass Ihnen treue Kunden folgen würden?

Ketelsen: Wir haben eine hohe Kundenbindung durch den Service und die Beratung, durch unser Personal.

Ist das in Zeiten von uneingeschränkten Online-Shopping-Möglichkeiten noch wichtig?

Ketelsen: Ja. Momentan liegt der Anteil des Internet-Handels im Fashion & Lifestyle-Bereich bei 16 Prozent. Laut einer GfK-Studie wird er spätestens 2025 mit 24 Prozent seinen Zenit erreicht haben.

Wo punktet denn das real existierende Kaufhaus gegenüber dem virtuellen?

Ketelsen: Bei uns können die Kunden die Produkte anfassen, sie sind schneller erhältlich und der Umtausch ist – abgesehen von den großen global Playern wie Amazon – unkomplizierter.

Wagen wir einen Ausblick: In Recklinghausen hat mit Karstadt vor Kurzem ein großes Kaufhaus geschlossen. Macht sich das bemerkbar?

Ketelsen: Das hat zu extremen Kundenverlusten in der Innenstadt geführt. Wir schließen dort jetzt unser Outlet.