Gelsenkirchen. . Mit einem Benefizkonzert in der Gelsenkirchener Altstadtkirche erinnerte die Kantorei an den 11. September und sammelte Spenden für Projekte in Afrika.

Lebhaft ging es am Sonntagnachmittag auf dem Heinrich-König-Platz zu, viele Familien nutzten das warme Wetter zum Flanieren. Und doch, rund 100 Menschen zog es um 17 Uhr in die evangelische Altstadtkirche, um inne zu halten und dem „Konzert zum Gedenken an die Tragödie vom 11. September 2001“ der Gelsenkirchener Kantorei zu lauschen.

„In Ewigkeit“ der Titel, Kantor Jens-Martin Ludwig unterbrach die einkehrende besinnliche Stimmung nicht durch Grußworte, sondern erhob den Taktstock zu den Noten des „Actus Tragicus“ von Johann Sebastian Bach. Das Ensemble „Le Chardon“ stimmte die „Sonatina“ an, der warme Klang der Blockflöten und der Gamben breitete einen schwermütigen Teppich der Melancholie aus.

Bestechende Interpretation

„Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“, die ersten Worte, gesungen vom 22-köpfigen Chor der Kantorei. Bestechend die Interpretation von Ludwig, ließ er doch den Chor leise und zart beginnen. Nicht eine auftrumpfende Gewissheit „in ihm leben, weben und sind wir, solange er will“ stand im Vordergrund. Hier gab die beseelte Deutung der Schwere, schockierende Ereignisse mit dem Glauben zu vereinen, einen Raum. Die vier Solisten, Fanie Antonelou (Sopran), Christina Wienroth (Alt), Niels Giebelhausen (Tenor) und Markus Flaig (Bass) trugen ihre Soli im gleichen Stil weiter.

Flaigs herrliche Bassstimme mahnte nicht „Es ist der alte Bund, Mensch, Du musst sterben“, sondern erinnerte einfühlsam an die Unausweichlichkeit des Lebens. Den drei Sätzen des Bachschen Werkes folgte eine „Messe de Requiem“ des Barockkomponisten André Campra. Die Gestaltung wurde jetzt intensiver, der Chor machte das Flehen um Erbarmen im „Kyrie“ bis in jede Faser spürbar, die Dynamiken wurden ausgekostet, viel Bewegung mit einem strahlenden Sopran und gut markiertem Alt, der das ewige Licht zum Leuchten brachte.

Nicht nur ein Gedenken

Förderverein hilft der Kirchenmusik

Die Gelsenkirchener Kantorei hat einen Förderverein, der die Kirchenmusik stärker ins Bewusstsein rufen will und finanzielle Unterstützung zu Musikprojekten ermöglicht.

Ansprechpartner für den Förderverein sind der Vorsitzende Dieter Biesler, 0175-9823602 die.bieslers@online.de und Rita Kallweit 0157-74589078 rita.kallweit@gmail.com

„Dies soll aber nicht nur ein Gedenken sein“, informierte Rita Kallweit. Die 2. Vorsitzende der Kantorei weist darauf hin, dass das Konzert auch unter einem caritativen Stern stand. „Gitarren statt Gewehre“ ist ein Hilfsprojekt der Organisation „Brot für die Welt“. Ganz konkret wird im Kongo investiert, wo in den letzten zwanzig Jahren zehntausende Kinder zum Dienst an der Waffe gezwungen wurden. Ein Ausbildungszentrum der Baptisten ermöglicht einigen von ihnen einen Neustart im zivilen Leben. „Musik und Bildung helfen, Gewalt entgegenzuwirken“, sagt Kallweit. „Darum schien uns dieser Anlass des Gedenkens an die Opfer des Terrors als ein passender, um für dieses Projekt zu werben.“

Die Besucher spendeten fleißig. So erwuchs aus Trauer die Gewissheit, dass es Möglichkeiten zur Hilfe gibt. Die Schlusssätze des „Actus Tragicus“ münzten diese in Noten und in einen wunderbaren Klang, von der Kantorei mit Nachdruck und Stimmgewalt dargebracht.