Gelsenkirchen. . Beim Tag der offenen Tür an der Hauptfeuerwehrwache an der Seestraße in Gelsenkirchen-Buer. Dieses Jahr feiern die Lebensretter das 112-jährige Bestehen.
- Ein besonderer Tag: Feuerwehr Gelsenkirchen feiert den 112. Geburtstag
- 10 000 Besucher strömen auf das Gelände der Hauptfeuerwache in Buer
- Taucher, Höhenretter und Gefahrgutspezialisten zeigen ihr Können
Starr vor Schreck weicht die kleine Sedef (5) zurück. Die Augen vor Angst weit aufgerissen. Es sieht ganz danach aus, als rollt der Feuerball auf die Menschenmenge zu. Dabei hat ein Mann nur versucht, eine Pfanne mit brennendem Öl zu löschen. Aber als er Wasser in die Pfanne gießt, explodiert das Gemisch. Fettexplosion nennt man das. Eine gigantische Feuerkugel schießt in die Luft.
1700 Liter Wasserdampf aus einem Liter Wasser
Die Schaulustigen finden kaum Worte. „Mein Gott, unglaublich, unvorstellbar.“ „Was Sie gerade gesehen haben, passiert leider viel zu oft in deutschen Haushalten. Keine Chance für Menschen, bei so einer Aktion ohne schwerste Verbrennungen davon zu kommen“, erklärt der Leiter der Feuerwehrschule. Denn Öl hat einen deutlich höheren Siedepunkt als Wasser. Aus einem Liter Wasser entstehen 1700 Liter Wasserdampf, vermischt mit brennenden Ölpartikeln.
Diese Demonstration der Feuerwehr in Buer hat auch in den Köpfen der Schaulustigen gezündet. „Wussten Sie, dass man brennendes Öl auf keinen Fall mit Wasser löschen darf?“ Viele Zuschauer sind ehrlich, aber ganz leise. „Nein, aber jetzt.“ Deckel auf die Pfanne und den Flammen den Sauerstoff entziehen. Das ist der heiße Tipp der Feuerwehr, die beim Jubiläum am Samstag anschaulich und beeindruckend Wissen an die Bevölkerung weiter gibt.
Die Zentrale Feuer- und Rettungswache 2, Gelsenkirchen-Buer, feiert ihren Tag der Offenen Tür. Aber nicht irgendeinen Tag. Es ist ein Jubiläum der ganz besonderen Art: Notruf 112 – das 112-jährige Bestehen. Pressesprecher Simon Heußen ist überwältigt von der Menschenmenge, die schon um 10 Uhr auf das Gelände strömt. 10 000 Besucher, schätzt er, werden es schließlich sein. Und damit viel mehr als sonst.
Mit der Drehleiter geht es für Besucher 30 Meter hoch
In der Tat krabbelt und wimmelt es an jeder Attraktion. Die Drehleiter bringt Wagemutige in luftige 30 Meter Höhe. An diesem Tag auch für die zuständige Dezernentin Karin Welge ein Muss. Hoch und höher geht es im Korb hinauf in die Lüfte. Da muss man das mulmige Gefühl im Bauch schon tapfer überwinden.
Feuer und Flamme sind vor allem die Kinder, die sich auch an einem Feuerwehrschlauch versuchen dürfen. Sie klettern in große Wagen, gucken Kasperle-Theater über den Umgang mit Feuer, lassen sich mit Feuerwehrmännern fotografieren, drücken ihre Nasen am Tauchcontainer platt.
Auch die Höhenrettung ist am Samstag an Bord, die man genauso als Tiefenrettung bezeichnen kann. Ob ein Fensterputzer am Hochhaus einen Notfall hat oder ein Arbeiter in einer Kanalbaustelle – die Feuerwehr hilft.
„Die Motivation unserer Männer ist gigantisch“, sagt Simon Heußen stolz. Das bestätigt auch Azubi Alexander Nillmaier. Der 29-jährige Berufssoldat im Rang eines Hauptfeldwebels, der zwei jeweils halbjährige Einsätze in Afghanistan hinter sich hat, wechselt gerade zur Berufsfeuerwehr und absolviert die Ausbildung. „Ich fühl mich super wohl hier, das ist genau mein Ding.“
Leben etwas abseits vom Trubel
Während Projektleiter Ansgar Stening den Besuchern die unterschiedlichen Abteilungen der Wache erklärt, demonstriert der Leiter der Desinfektions- und Medizintechnik, Björn Wilbert, die „Profi“-Defibrillatoren, die die Gelsenkirchener Feuerwehr seit Juli auf allen Rettungs- und Notarztwagen mitführt. Die im Ernstfall lebensrettenden Geräte sind für den Erste-Hilfe-Einsatz, können etwa Blutdruck und EKG messen.
Wie einen Sack Flöhe hütet in der Zwischenzeit Sandra Herder, Ehefrau eines Feuerwehrmannes, ihre drei Kinder Ella (9 Monate), Marie (7 Jahre) und Luisa (4 Jahre). Die beiden Großen flitzen auf dem Fest wie die Wilden herum.
Ein Leben etwas abseits vom Trubel, aber trotzdem entdeckt, fristet die Tauchergruppe. In einem Tauchcontainer kann man zwei Männer bei ihrer „Arbeit“ beobachten. Wie neugierige Fische schwimmen sie nah an die Bullaugen heran, grüßen durch ihre Masken die Besucher. „Vor allem die Bergung von Tresoren, Autos, Motor- und Fahrrädern, die Banden im Rhein-Herne-Kanal versenkt haben, beschäftigt uns zurzeit“, berichtet Marcus Frenthoff, Leiter der Tauchgruppe und freut sich über das große Interesse an der Feuerwehrarbeit.