Gelsenkirchen.. Am Mittwoch beginnt wieder die Schule. Doch wie entstehen eigentlich die Stundenpläne? Die WAZ hat bei zwei Schulen in Gelsenkirchen nachgefragt.

„Stundenpläne zu erstellen“, das ist für Ulrike Est und Ulrich Köster eine Aufgabe, „die dem richtigen Zusammensetzen eines Puzzle mit 10 000 Teilen“ recht nahe kommt. 1300 Schüler erwarten die stellvertretende Leiterin der Gesamtschule Horst und der Organisationsassistent zu Schulbeginn am Mittwoch – 39 Klassen, verteilt auf 80 Räume und 110 Lehrer. Klingt nach einer Herkulesaufgabe.

„In der Tat“, sagt Ulrike Est, „ist es eine schwierige Aufgabe.“ Das liegt an einer Reihe von Einflussgrößen. Da sind beispielsweise die „akute Raumnot“ und die Kooperation mit der Gesamtschule Berger Feld, ebenfalls eine große Lehranstalt, sowie mit der Antonius- und der Malteserschule, beides Förderschulen. Und da ist zum anderen das Pflichtenheft an Fächern, Wahlpflichtfächern und Förderstunden, das es im Plan einzuarbeiten gilt. Dazu kommen noch die Zeit- und Einsatzwünsche der Lehrer, die ja auch Familien haben oder sich noch fortbilden müssen bei Seminaren.

Stundenplanung, ein gordischer Knoten

Sie werden, geordnet in den Kategorien „muss“, „möchte gerne“ und „würde lieber“ schriftlich von den Kollegen eingesammelt und eingearbeitet. „Man könnte es auch einen gordischen Knoten nennen“, formuliert es Ulrich Köster treffend.

Gut, dass da der Computer, eine gut zweitausend Euro teure Software (etwa 2000 Euro, jährliche Updates jeweils 500 Euro) hilft, Zwänge und Wünsche über einen komplizierten Algorithmus einzupflegen. „Das System meldet, wenn es zu Überschneidungen und Kollisionen kommt“, erklärt Est. Nichtsdestotrotz ist noch viel Feinjustage von Nöten, etwa, weil die Schule mit trotz ihrer vier Sporthallen am Anschlag ist – beinahe jede Stunde sind die Hallen besetzt. Improvisation ist daher nicht selten, da muss „Bio“ statt im Fachraum eben auch öfter mal im Klassenzimmer gegeben werden.

Zwei Wochen braucht es, dann ist der Stundenplan fertig. Der Vorteil: Das digitale Werk können Schüler wie Eltern im Internet einsehen und es sich herunterladen.

Religion, Sport und Englisch brauchen Fachlehrer

Etwas entspannter geht es an der Grundschule Fersenbruch zu. Leiterin Sabine Heineking kann bei 300 Schülern und 16 Lehrern zusammen mit ihrer Stellvertretung und einer Lehrkraft den Stundenplan in nur drei Tagen erstellen. Und das noch auf herkömmliche Art an der Magnettafel. Jede Farbe steht dabei für einen Lehrer, in den Spalten die Klassen. Der Vorteil: „An einer Grundschule können Lehrer mehr Fächer unterrichten, als sie studiert haben“, sagt Sabine Heineking. Mathe, Deutsch, Sachkundeunterricht beispielsweise. Anders sieht es bei Religion Sport oder Englisch aus, da braucht es dann doch einen Fachlehrer.

Also alles sorgenfrei, wenn am Mittwoch die Schule und am Donnerstag für die Erstklässler ein neues Leben beginnt? Nicht ganz: Eine Stelle ist unbesetzt, die Stunden der Offenen Ganztagsschule sind nicht gänzlich verteilt. Heineking: „Ausfälle von Kollegen verträgt dieser Stundenplan nicht so gut. Wir sind ja nur wenige, aushelfen wie an großen Schulen geht bei uns schlechter. Es ist ein ganz fragiles Konstrukt.“