Die Inhaber der „Fabricca Schloss Horst“, Tanja und Mike Seydock, veranstalteten das erste Braufest im Hof der Vorburg in Horst.

  • 500 Jahre Deutsches Reinheitsgebot wurden auf der Vorburg am Schloss Horst beim Braufest gefeiert
  • Die Historikerin Dörte Rotthauwe braute vor Ort Bier und knüpfte damit an eine Tradition im Stadtteil an.
  • Schlossherr Rutger von der Horst verwendete den Trunk sogar als Zahlungsmittel für seine Angestellten

„Im 16. Jahrhundert, als das Schloss Horst gebaut wurde, gab es hier nachweislich mehrere Leute mit Braurecht, das ihnen erlaubte, ihr Bier zu verkaufen, und eine Wirtschaft mit Ausschank“, erklärt Dörte Rotthauwe. Daran soll das Braufest erinnern, das fünfhundert Jahre nach dem Erlass des Deutschen Reinheitsgebotes heute die Menschen in den Hof der Vorburg ziehen soll.

Dabei geht es um das beliebte Gesöff - damals wie heute. „Es gibt ein paar Aufzeichnungen die uns ahnen lassen, wie weit verbreitet das Bier in Horst war“, so die Historikerin. In den Beschreibungen der Hexenprozesse etwa erfuhr sie Folgendes: „Da gab es eine junge Frau, die durch die Freiheit ging und in eine Wirtschaft eingeladen wurde, mit den Männern zu trinken. Das zeigt uns, es muss in Horst ein Lokal gegeben haben und es war selbstverständlich, dass Frauen mit den Männern tranken.“ Im Fall der jungen Damen allerdings mit bösem Ausgang. Sie wurde in der Wirtschaft der Hexerei beschuldigt. „Es war wohl ihr letzter Trunk“, so Wolf Hoffmann vom Förderverein Schloss Horst.

Schlossherr Rutger von der Horst wusste ein gutes Bier auch zu schätzen, verwendete den Trunk sogar als Zahlungsmittel für seine Angestellten. „Die einfachen Arbeiter bekamen Dünnbier“, so Hoffmann. Das sei aber mit 0,2 Prozent Alkoholgehalt ein Ersatz für Wasser gewesen, das meist verunreinigt war. „Die Meister erhielten stärkeres Bier.“

21 Biere zum Probieren vor Ort

Wie einfach das Brauen ist und was man früher dafür brauchte, das erklärt Dörte Rotthauwe unter freiem Himmel. „Ich setzte heute Maische an aus Malz, die wird dann geläutert. Dann setzte ich noch mit Hopfen den Sud an.“ Für mehr reicht der Tag nicht aus, denn danach muss der Trunk gären. „Das nehme ich mit nach Hause. Bei meinem nächsten Brauseminar im Schloss Horst könne die Teilnehmer dann das Bier vom heutigen Tag probieren.“

Wer so lange nicht warten will, kann einen Stand weiter den Gaumen benetzten. „Kein Bier vor vier gilt heute nicht“, sagt Hoffmann lachend und erzählt, dass ohne das Engagement der Gastronomen im Schloss, Tanja und Mike Seydock, das ganze Fest nicht möglich wäre. „Die beiden sind die Veranstalter.“ Und darauf bereitete sich das Paar gründlich vor. Zehn Biere werden heute frisch gezapft, dazu gibt es elf weitere aus der Flasche. Dabei ist auch Kurioses: „Wir haben zwei Biere aus Italien dabei“, sagt Mike Seydock. Sein persönlicher Favorit ist das „Staropramen“. „Das ist aus Tschechien.“ Nicht nur hier ist der Gastronom auf den Geschmack gekommen. „Es kann schon sein, dass wir das eine oder andere Bier demnächst auch hier anbieten.“

Das richtige für ganz spezielle Gaumen ist ein Rauchbier, dass es auch zu probieren gibt. Im Mittelalter sei dies sehr verbreitet gewesen, weiß Dörte Rotthauwe. „Dafür wurde der Malz über dem Feuerrauch geröstet. Das bot sich an, damals. Viele Hausfrauen haben Bier hergestellt für den Eigenbedarf und das Räuchern war eine verbreitete Methode zur Konservierung vieler Lebensmittel.“ Allein der Geschmack ist heute nicht mehr für jeden etwas. „Das schmeckt wie Bier. Dazu kommt eine Geschmacksnote, als hätte man ein Würstchen reingehängt.“