Gelsenkirchen. 816 Anträge gingen in diesem Jahr bei der Polizei ein. Im gesamten Jahr 2015 waren es 136 gewesen. Insgesamt haben derzeit 1361 Menschen einen solchen Schein.

  • Immer mehr beantragen einen solchen Schein: Allein 816 in diesem Jahr
  • Auch die Vorfälle zu Silvester in Köln werden als Gründe für den Anstieg genannt
  • Polizei sieht die Entwicklung kritisch: Sicherheitsgefühl kann trügerisch sein

Immer mehr Gelsenkirchener beantragen einen kleinen Waffenschein. Während im gesamten Jahr 2015 136 Anträge auf einen solchen bei der Polizei gestellt wurden, waren dies allein bis zum 31. Juli diesen Jahres 816. Dass immer mehr Menschen Reizgas oder Schreckschusspistolen bei sich tragen möchten, sei vor allem ein Indiz dafür, dass sich viele Menschen nicht mehr sicher fühlen, meint Olaf Brauweiler, Sprecher der Gelsenkirchener Polizei auf WAZ-Anfrage. „Vor allem die Ereignisse zu Silvester in Köln bringen wir mit diesem rasanten Anstieg in Verbindung.“ Auch ein Vertrauensverlust gegenüber der Polizei sei dadurch entstanden. „Das Vertrauen müssen wir uns zurückholen“, so Brauweiler.

Insgesamt 1361 Gelsenkirchener sind derzeit im Besitz eines kleinen Waffenscheins. Allein 383 Scheine wurden in diesem Jahr ausgestellt. Nicht jeden der 816 Anträge bewilligt die Polizei schließlich, zum anderen nehme die Bearbeitung einige Zeit in Anspruch.

Einen Waffenschein beantragen, kann jeder, der volljährig ist. „Wir überprüfen dann umfangreich, ob derjenige aus waffenrechtlicher Sicht zuverlässig ist und schauen uns beispielsweise eventuelle Vorstrafen“, erklärt Brauweiler.

Im Notfall die Polizei rufen

Die nun so deutlich gestiegene Anzahl der kleinen Waffenscheine sieht die Polizei indes kritisch: „Das durch das Tragen etwa einer Schreckschusspistole entstehende Sicherheitsgefühl kann auch trügerisch sein.“ Denn das alleinige Mitführen einer solchen Waffe verhindere keinen Überfall und mehr noch: „Ein Überfall kann auch schon mal heftiger ausfallen, wenn man sich mit diesen Mitteln zur Wehr setzt“, sagt Brauweiler.

Auch wenn Brauweiler nicht von einem kleinen Waffenschein abraten möchte: „Wir möchten auf die Gefahren aufmerksam machen und aufzeigen, dass es zwei Seiten der Medaille gibt.“

Vielmehr rät der Polizeisprecher, immer ein Telefon bei sich zu haben, um im Notfall die Polizei rufen zu können. Oder, bei Gefahr die Gesellschaft anderer Menschen zu suchen.