Gelsenkirchen. . Die Künstlerin Claudia Lüke zeigt im Industrie-Club Gelsenkirchen die Werkschau „New York - Sydney“. Ein New Yorker schaute genau hin.

Kühles, nüchternes Grau trifft auf helles Blau oder tiefdunkle rote Sprenkel, Aluminium trifft auf Schellack und Pigment, klare Linien treffen auf verschwommene Bilder von Objekten und Gesichtern: Die Kunst von Claudia Lüke ist vielschichtig und nicht mit einem flüchtigen Blick zu erfassen.

Eine Auswahl ihrer Arbeiten, die nach Auslandsaufenthalten in den USA und in Australien entstanden, zeigt die Gelsenkirchenerin derzeit in den Räumen des Industrie-Clubs Friedrich Grillo an der Zeppelinallee 51. „New York – Sydney“ hat sie ihre Werkschau mit rund 40 Exponaten betitelt, das klingt wie ein Überseeflug – oder wie die Sehnsucht nach den entferntesten Punkten auf dieser Erde.

Claudia Lükes „New York“ ist technisch, kühl und sehr industriell geprägt, ihr „Sydney“ strahlt Leichtigkeit, viel Sonne und Wärme und vor allem Erdverbundenheit aus. Wie zwei Gegenpole treffen die Bilderserien an der Zeppelinallee aufeinander, geschickt gehängt: So fällt durch große Fenster sanftes Sonnenlicht auf die Bilderserie „Sydney“, Farbelemente aus der „New York“-Serie korrespondieren mit den dunkelrot gestrichenen Wänden in einem anderen Raum des Industrie-Clubs.

Doch wie wirken diese Bilder auf einen waschechten New Yorker? Claudia Lüke hat die Probe aufs Exempel gemacht und den New Yorker Arzt Simon Djen nach Gelsenkirchen eingeladen.

Und der zeigt sich beim Ausstellungsrundgang mit der WAZ erstaunt über die vielen Details, die Claudia Lüke in ihre Bilder eingearbeitet hat. „Mir gefallen vor allem jene New York Bilder, auf denen Leute zu sehen sind. Wenn man sich die Gesichter und Figuren genau anschaut, entdeckt man die Gegensätzlichkeiten: Glück ist hier neben unendlicher Traurigkeit zu sehen, Erfolg neben Versagensängsten – das sind Spiegelbilder von den Menschen, die man tagtäglich in New York City trifft. Ich mag Claudia Lükes dreidimensionale Sicht auf die Dinge“, erklärt Djen.

„Besonders beeindruckend finde ich die Arbeit, die die Freiheitsstatue ohne Gesicht zeigt. Das macht sie greifbar und unnahbar zugleich. Die Freiheitsstatue symbolisiert ja den ‘American Dream’, doch in diesem Bild schwingt auch etwas von der Anonymität mit, die in New York allgegenwärtig ist“, sagt der 47-Jährige, der Claudia Lüke bei einem Besuch „sein New York“ zeigte. „Damals war gerade Hurrikan Sandy durch die Stadt gefegt, die Straßen waren wie ausgestorben“, erinnert sich die Gelsenkirchenerin. Jene Eindrücke lassen sich aus einem Teil ihrer Werke herauslesen.

Mit Blick auf die erdigen Farbtöne der „Sydney“-Arbeiten merkt Simon Djen derweil an: „Beide Serien haben ein komplett anderes Lebensgefühl eingefangen – auf der einen Seite die Enge der Stadt, auf der anderen Seite die Ursprünglichkeit der Wildnis.“ Besonders beeindruckt zeigte sich der New Yorker übrigens auch von den vielen schönen Parks in Gelsenkirchen. . .

Die Ausstellung „New York – Sydney“ im Industrie-Club Friedrich Grillo an der Zeppelinallee 51 (direkt am Stadtgarten) ist bis zum 9. September kostenfrei zu sehen – eine telefonische Voranmeldung ist jedoch erforderlich unter Tel. 0209 94 50 413 und werktags zwischen 8 und 17 Uhr möglich.