Gelsenkirchen. Tomorrowland heißt das große Technofestival im belgischen Boom. In Gelsenkirchen gab's Samstag mit “Unite – The Mirror to Tomorrowland“ die Ergänzung.
„Natürlich hab‘ ich Schiss, aber was soll’s. Wir ziehen das durch. Schließlich setzen wir mit so einer Party auch ein Zeichen.“ So äußerte sich ein Mitarbeiter des Veranstalters Big City Beats, der namentlich nicht genannt werden wollte. Zeichen setzen – dieser Mutmacher zog sich wie ein Mantra durch den Samstag.
Tomorrowland heißt ein EDM-Festival, das jährlich rund 180.000 Besucher ins belgische Boom lockt. In Gelsenkirchen gab‘s am Samstag mit „Unite – The Mirror to Tomorrowland“ die Ergänzung. Internationale Stars wie Robin Schulz, Le Shuuk oder Hypercat standen am DJ-Pult und heizten dem gut aufgelegten Partyvolk mit stampfenden Beats kräftig ein.
Überall wurde getanzt, auch auf den Sitztribünen. Die DJs Laidback Luke und Don Diablo wurden abends nach ihren Sets per Helikopter von Boom eingeflogen, von Gelsenkirchen nach Belgien ging’s nach ihren Auftritten für Schulz und Yves V.
Hubschrauber-Wechselspiel der DJs
Es herrschte eine entspannte Stimmung, zu der auch ein höfliches, unaufdringliches etwa 500 Mann starkes Sicherheitsteam beitrug. Die Personenkontrollen am Eingang waren gründlich, aber nicht übertrieben. Angst angesichts des Amoklaufs in München nur einen Tag zuvor hatte sich nicht breit gemacht – flaue Gefühle aber schon. „Man hat das schon im Hinterkopf“, sagt der Dortmunder Calvin Langer. „Das bremst schon ein bisschen die Vorfreude.“ Und seine Freundin Lara Hafemann ergänzt: „Die Terroristen wollen doch, dass wir Angst haben. Aber wir setzen ein Zeichen, indem wir hier sind. Und die Polizei vor Ort senkt die Angst.“
Die Zahl der Beamten sei an diesem Samstag „angemessen, aber erhöht“, sagt Einsatzleiter Ralf Feldmann. „Wir sind verstärkt aufgestellt. Und wir beobachten genau, da hat man auch Bauchgefühl und Erfahrung. Wer etwas vor hat, verhält sich anders.“ Die Polizisten waren an diesem Tag mit Maschinenpistolen bewaffnet; ihre Präsenz war zurückhaltend. Auf WAZ-Anfrage am Sonntag meldete die Polizei keine besonderen Vorkommnisse: „Alles ruhig.“
„Bei Rucksäcken bin ich skeptisch“
Überhaupt keine Angst hat Denise Heger, die mit ihrem Freund Roman Kürty eine Anreise aus Würzburg in Kauf genommen hatte. Sie schaut den 29-Jährigen leicht verwundert an, als der sagt: „Wenn ich Leute mit Rucksäcken sehe, bin ich schon skeptisch. Und ja, ich schaue mir die Leute anders an.“
Trotz toller Stimmung – für manche war die Veltins-Arena nur zweite Wahl, weil sie für das „Original“-Tomorrowland keine Karten mehr bekommen hatten. So war es auch für André Müller und Felix Jansen. „In Belgien ist es einfach unmittelbarer“, sagen die Freunde. Dorthin versetzt fühlen konnten sie sich zusammen mit dem anderen Partyvolk am späteren Abend. Die Auftritte von Nicky Romero, Afrojack und Dimitri Vegas & Like Mike wurden per Livestream auf die Leinwände in der Arena übertragen.
Festival habe auch nach München nicht in Frage gestanden
TomorrowlandLaut Oliver Franke, Sprecher der veranstaltenden BigCityBeats, hatte es nach München keine Erwägungen gegeben, die Veranstaltung abzusagen: „Unite steht für Freiheit, Frieden und Toleranz.“
Die Wahl war auf die Veltins Arena gefallen, weil man hier bereits im Vorjahr mit DJ Hardwell gute Erfahrungen gemacht hatte. Der Holländer wurde von einer Fachjury zweimal zum besten Plattenaufleger der Welt gewählt. Die Nähe zu den Niederlanden sei auch deshalb ein wichtiger Aspekt bei der Wahl der Veltins-Arena gewesen. Außerdem sei, so Franke, die Zusammenarbeit mit dem Arena-Management „ausgezeichnet“.
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