Gelsenkirchen. . Auf den Revieren der Bundespolizei fehlt Personal, so auch am Hauptbahnhof Gelsenkirchen. Oft muss in Nachbarstädten ausgeholfen werden.

Der Gelsenkirchener Hauptbahnhof ist offenbar ein heißes Pflaster, die Straftaten der jüngsten Vergangenheit haben dazu geführt, dass die Bundespolizei ihre Präsenz vorerst erhöht hat. Ob dadurch auch die Sicherheit dauerhaft erhöht wird, darf bezweifelt werden, wenn man sich bei der Bundespolizei umhört. Und das liegt vorrangig an der Größe ihres Reviers und der üblichen personellen Besetzung.

Den Alltag im Bundespolizeirevier an der Bochumer Straße 4 beschreibt anonym ein Kollege: Zwei, manchmal drei Bundespolizisten statt des vorgesehenen halben Dutzends wachten über einen Zuständigkeitsbereich, der sich „zwischen den Glasfronten des Hauptbahnhofes“ erstreckt – im Dreischichtbetrieb unter der Woche, im 12-Stunden-Rhythmus am Wochenende, die U-Bahn ausgenommen. Wenn Kollegen auf Streife gingen, sei das Büro mitunter nicht besetzt, an manchen Tagen gar nicht. Hilfesuchende müssten sich über die Sprechanlage an die Inspektion in Dortmund wenden.

Beamten aus Gelsenkirchen in Haltern am See

Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch die enorme Größe des Reviers. Es umfasst 6000 Quadratkilometer – „von Mülheim über Herne, den Kreis Recklinghausen bis hin nach Hattingen, Hagen, Lüdenscheid und Werdohl“, um nur einige Städte zu nennen. Auch seien viele Bundespolizisten in den Süden Deutschlands beordert worden, um den Flüchtlingsstrom an der Grenze zu überwachen. So ist es dem Vernehmen nach keine Seltenheit, dass Bundespolizisten aus Gelsenkirchen ausrücken, um etwa in Haltern am See einem Fall von Metalldiebstahl nachzugehen, weil vor Ort niemand ist.

Da haben Straftäter viel, sehr viel Zeit.

Aber selbst hier am Hauptbahnhof seien die Bundespolizisten oftmals nur zweiter Sieger. Bei Straftaten etwa im „Problembereich Neustadt“ sind sie zwar angehalten, einzugreifen, sie sähen sich aber wie ihre zuständigen Kollegen von der Landespolizei vielfach einer fix herbeieilenden Überzahl gegenüber, bis die Verstärkung eintrifft. In dem Zusammenhang fällt auch das Wort „Libanesen-Clans“, darunter Mehrfachtäter, die „man schon von Kindesbeinen an kennt“.

Flächendeckende Bestreifung nicht gewährleistet

Jürgen Karlisch, Sprecher der Bundespolizei, betont, dass die Bundespolizei versuche, alle zugewiesenen Reviere zu bedienen und dass diese eben mit dem vorhandenen Personal besetzt würden.

„Dennoch ist eine flächendeckende Bestreifung, wie es sich Bürger vielleicht wünschen, nicht gewährleistet.“ Im Einsatzfall greife man auf die Landespolizei zurück. Oder es werde über die übergeordnete Inspektion Dortmund Verstärkung mit eigenen Kräften organisiert – wie oft, dass ließ er offen. Auch zu den Ist- und Soll-Besetzungen der Reviere äußerte er sich aus taktischen Gründen nicht.