Gelsenkirchen. Der Wuppertaler Künstler Georg Janthur schuf mit der Kettensäge ein neun Meter hohes Objekt.

. Dieser Stuhl lädt nur scheinbar zum Sitzen ein. Denn dieses hölzerne Möbelstück schwebt in luftigen und unerreichbaren acht Metern Höhe über den Baumwipfeln des Parks von Schloss Berge. Es ist ein „Leehrstuhl“ hoch oben auf dem Stumpf einer alten Pappel. Geschaffen hat ihn der „Kettensägenmann“ und Wuppertaler Künstler Georg Janthur. Damit reiht sich sein Objekt mit dem Titel „Schmarotzer am Leehrstuhl“ als 24. Skulptur in die Reihe „Kunst am Baum“ ein.

Im Schatten des Wasserschlosses Berge, oberhalb des Berger Sees, erwuchs seit 1993 auf Initiative des Kunstvereins Gelsenkirchen ein Skulpturen-Ensemble, das die Verbindung von Natur und zeitgenössischer Kunst offenbart. „Einige der Kunstwerke“, weiß Vereinsvorsitzender Ulrich Daduna, „sind längst schon wieder verrottet, da hat die Natur den Prozess vollendet.“ Dieser Kreislauf der Natur soll bei diesem Projekt bewusst nicht gestoppt werden.

Bearbeitet werden ausschließlich Pappeln, deren Lebenszeit fast abgelaufen ist, die zwar noch standsicher, aber innen schon faulig-schwammig sind. Pappeln, denen die Kunst neues Leben einhaucht.

Der 1958 geborene Maler und Bildhauer Georg Janthur setzt sich in seinem kreativen Schaffen schon lange mit der Verbindung von Natur, Mensch und Alltagsgegenständen auseinander. „Diese Skulptur für Gelsenkirchen ist allerdings die größte, die ich je geschaffen habe.“ Und die spektakulärste.

Leerer Stuhl in luftiger Höhe

Janthur kreierte bereits mehrere Leerstuhlstelen. In klein. Mal aus Holz, mal aus Bronze. Die rosafarbenen Sitzflächen der Objekte bleiben leer und unerreichbar. Doch würde je ein Mensch auf diesem Stuhl Platz nehmen, so bekäme er einen Überblick über die Natur und ihre Gesetze, eine Lehrstunde sozusagen. „Darum der doppeldeutige Titel aus Leere und Lehre“, erklärt der Künstler sein Konzept.

Ergänzt wird die Einweihung der Skulptur mit einer Ausstellung im Kunstmuseum. Die Schau gibt einen guten Überblick über das malerische und bildhauerische Schaffen des Künstlers. Vier kleine Stuhlstelen zeigen Modelle der Kunst am Baum.

In anderen Arbeiten setzt sich Janthur mit dem Thema „Secret garden“, dem „Garten der geheimen Früchte“, auseinander. Blüten, Knospen, Dolden, Fruchtformen zoomt er scheinbar ganz nah heran. Die Holzskulpturen sägt er aus einem Stück, bemalt sie farbig. Die ruppigen Spuren der Säge zeugen vom Entstehungsprozess und geben den Objekten eine lebendige Oberfläche. Die Werke zeigen Alltagsdinge wie Schüsseln, Spülbürste oder einen Parfümflakon, aber auch Naturformen wie eigentliche winzige Samenkörner: „Ich rücke kleine Solitäre ins Rampenlicht und stelle sie auf den Sockel.“

Die Skulptur „Schmarotzer am Leehrstuhl“ wird am Sonntag, 3. Juli, um 11.30 Uhr in den Berger Anlagen an der Adenauerallee vorgestellt. Eine Einführung ins Werk gibt Dr. Christian Krausch, Museumsverein Mönchengladbach.

Mit der Einweihung der neuen „Kunst am Baum“ wird im Kunstmuseum an der Horster Straße 5-7 eine Ausstellung mit Malerei und Objektkunst des Wuppertalers Georg Janthur vorgestellt.

Die Werke werden bis zum 28. August zu sehen sein. Öffnungszeiten: di bis so 11 bis 18 Uhr.