Gelsenkirchen. Seit 37 Jahren ist der Kulturraum an der Hagenstraße beheimatet. Jetzt wurde dem Verein gekündigt.

Schock für die Gelsenkirchener Kulturszene: Der „werkstatt“ an der Hagenstraße 34 droht das Aus. Vor wenigen Tagen erst feierte die legendäre Erfolgs-Galerie im Norden der Stadt ihren 40. Geburtstag, jetzt flatterte dem betreibenden Verein des Kulturraums die Kündigung der Räume ins Haus. Grund: Der neue Vermieter des etwa 140 Quadratmeter großen Ladenlokals im Herzen Buers will die Miete um das nahezu Dreifache erhöhen. Diese Kosten kann der Kunstverein nach Aussage des Vorsitzenden nicht stemmen.

Die bisherige, inzwischen verstorbene Vermieterin Dr. Helga Redlich zählte zu den Gründungsmitgliedern des „Vereins zur Förderung von Kunst und Kultur“. Wolfgang Ullrich: „Sie gab uns hier eine sichere, bezahlbare Bleibe.“ Eine nun angekündigte Mietsteigerung auf etwa 1400 Euro kalt könne der 60 Mitglieder starke Verein nicht finanzieren. Das habe man dem Vermieter auch mitgeteilt. Der reagierte und kündigte der Traditionsgalerie die Räume für den kommenden Dezember. Der Verwalter, so Ullrich, ist der Bitte um eine Verlängerung bis Januar 2017 nachgekommen.

Mit dem Auszug der „werkstatt“ aus dem charmanten Ladenlokal an der Hagenstraße mit seinem alten Holzboden, der hölzernen Galerie und den raumhohen Schaufenstern geht eine 36 Jahre währende Ära zu Ende. Die Menschen kennen und schätzen den offenen Raum, der zu jeder Zeit den Blick frei gibt auf die bildende Kunst an den Wänden, auf die riesige Druckerpresse, auf Veranstaltungen, Konzerte, Lesungen.

Der Verein, der sich durch monatliche Beiträge seiner Mitglieder (10 Euro) und durch den Verkauf des Kunstkalenders so gerade eben über Wasser hält, will trotz Kündigung der Galerie weiter arbeiten und macht sich nun auf die Suche nach einem neuen, bezahlbaren Domizil. Zwar will Ullrich versuchen, auch potente Spender und Sponsoren anzusprechen, um möglicherweise doch noch die Mieterhöhung stemmen zu können, sieht da aber auch eher schwarz.

„Unser Ziel ist es auf jeden Fall, in der Innenstadt zu bleiben und weiterhin schon von außen Einblick in die Galerie zu schaffen.“ Denkbar wären auch zwei Standorte: einer für Ausstellungen, ein anderer für Veranstaltungen. Im Gespräch sind die einstigen Galerieräume von Rolf Glasmeier an der Horster Straße. „Schön“, meint Ullrich, „wäre eine Anbindung an die Kulturmeile.“

Das Aus der Räume an der Hagenstraße, weiß der Vorsitzende, schockt Besucher und Künstler gleichermaßen. Dr. Volker Bandelow, Kulturamtschef der Stadt, betonte auf WAZ-Nachfrage „Das Angebot der Werkstatt muss auf jeden Fall erhalten bleiben. Wir sind in die Überlegungen eingebunden, eine Lösung des Raumproblems steht ganz oben auf unserer Agenda .“