Gelsenkirchen. Über 350 Besucher machen mit beim 1. Rudelsingen in der Kaue Gelsenkirchen. Das Konzept von Veranstalter Hannes Weyland funktioniert vor vollem Haus.

Als die schwarzhaarige Dame im eleganten grauen Kostüm in ausgelassener Vorfreude tanzend den Saal der Kaue betritt, waren die anderen zusammen mit Udo Jürgens noch niemals in New York. Und auf Hawaii auch nicht. Und dass es dort kein Bier gibt, stellen sie später klar.

Das „Rudelsingen“ ist ein Phänomen. Die Show von Hannes Weyland und Philip Ritter verkauft deutschlandweit die Hallen aus. Mit rund 350 Besuchern auch die Kaue am Donnerstag. Bereits um 18.40 Uhr hatte sich eine lange Schlange vor dem Kulturzentrum gebildet. Mit leichter Verspätung ob des großen Andrangs ging es dann um 19.40 Uhr los.

Karaoke für alle

Rudelsingen ist eine Art Karaoke für alle. Also für Menschen, die gerne singen, sich aber nicht – wie im klassischen Karaoke – allein auf eine Bühne und sich der Kritik des Publikums stellen. So wie Anja Hövges: „Ich singe immer und überall – wenn ich alleine bin. Vor Publikum zu singen, davor habe ich zu großes Lampenfieber.“ Die aparte junge Frau war zum ersten Mal beim Rudelsingen. Es hat ihr Spaß gemacht, vielleicht wird sie Ende September bei der Wiederholung wieder dabei sein.

„Dancing Queen“ von Abba, „Country Roads“ von John Denver, „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ von Paul Kuhn, „Lemon Tree“ von Fools Garden, „Sexy“ von Westernhagen – gesungen wird, was alle kennen. Oder zumindest die meisten, sonst würde das Konzept nicht funktionieren. The Velvet Underground haben keine Chance. Weyland und Ritter spielen die Songs auf Keyboard und Gitarre und moderieren ein bisschen. Die Liedtexte werden auf eine Leinwand gebeamt.

Zwei Stunden lang tolle Stimmung

Es herrscht zwei Stunden lang tolle Stimmung, allenthalben sieht man fröhliche Gesichter. Die Rudelsänger haken sich unter, schunkeln, lassen sich einfach mal eine Runde gehen, pfeifen drauf, dass sie vielleicht gar keine Singstimme haben. Das ist das Schöne an dieser Party – es ist völlig egal.

Vier Stuhlreihen haben die Veranstalter am Bühnenrand aufgebaut. Klug, denn einige Gäste kratzen hart an der 80. Gekommen sind etwa zwei Drittel Frauen, ein Drittel Männer, die allermeisten im besseren Alter. Viele haben sich schick angezogen. Viele sind allein gekommen, oder mit ihrer besten Freundin. Vielleicht lernt man ja jemand Netten kennen. Ist gar nicht unwahrscheinlich. Gemeinsame Aktivitäten verbinden.

Die veranstaltende Emschertainment GmbH verbucht das 1. Rudelsingen für sich längst zum Erfolg. Kein Wunder, dass die nächsten Gesangs-Termine für die Kaue bereits geplant sind. Die Fans stehen in den Startlöchern.