Gelsenkirchen. . Wetterdienst prognostiziert stärkere Unwetter. Verbraucherschützer raten zur Absicherung gegen Elementarschäden. Gelsenkanal: Netz in Gelsenkirchen auf dem neusten Stand.

Der Klimawandel bringt ihn mit sich: Starkregen. Und mit ihm überflutete Häuser und Straßen. Der Deutsche Wetterdienst prognostiziert, dass solche Ereignisse künftig öfter zu erwarten sind – lokal begrenzt, aber dafür an jedem Ort möglich und mit zunehmender Stärke. „Die Temperaturen steigen an“, erklärt Guido Halbig, Leiter des Deutschen Wetterdienstes in Essen. „Und weil sich die Atmosphäre stärker aufheizt, kann sie auch mehr Wasserdampf aufnehmen.“ Ergo fällt mehr Regen.

Starkregen hat es in Gelsenkirchen seit Aufzeichnungsbeginn 1941 häufiger gegeben. 1952 etwa waren es 67 Liter pro Quadratmeter, 1981 ähnlich viel und zuletzt am 7. Juni 44 l/m2 in 24 Stunden. Die folgenschwere Veränderung zu heute liegt im Detail: Auf 24 Stunden hin stellen solche Güsse weniger kaum ein Problem dar, 33,8 l/m2 in einer Stunde wie am vergangenen Dienstag aber schon.

Policen überprüfen

Experten wie Philipp Opfermann von der Verbraucherzentrale NRW raten nicht nur deshalb dazu, die Versicherungspolicen zu überprüfen: „Eigentümer soll nachschauen, ob in der Wohngebäude- und Hausratsversicherung erweiterte Elementarschäden mitversichert sind.“ Für gewöhnlich schließt eine normale Versicherung nämlich nur Schäden durch Blitz, Sturm, Hagel, Brand und Leitungswasser ein, nicht aber die erweiterten Elementarschäden Erdbeben, Schneedruck, Überschwemmungen, Erdrutsch, Erdsenkung, Rückstau, Lawine und Vulkanausbruch. „So etwas muss extra vereinbart werden und kostet extra“, sagt Opfermann. Wichtig dabei: eine ausreichend hohe Versicherungssumme, denn die liegt über dem Kaufpreis des Hauses. Hier hilft die Verbraucherzentrale bei Fragen gern weiter.

Nach Angaben der Münchener Rück, einer der größten Rückversicherer der Welt, haben diesen speziellen Versicherungsschutz im Mittel über Deutschland nur etwa 38 Prozent der Gebäudebesitzer.

Die Stadt, in dem Fall Gelsenkanal, und die Emschergenossenschaft teilen sich die Zuständigkeit für Gewässer und Kanäle. Dass die Emscher und ihre Zuflüsse nicht über ihre Ufer treten, dafür sorgen unter anderem riesige Pumpwerke und großzügig dimensionierte Stauraumkanäle mit gedrosseltem Abfluss, die entweder große Mengen Wasser abführen beziehungsweise zwischenlagern können.

Das Netz aus Kanälen „ist 720 Kilometer lang“ erklärt Gelsenkanal-Betriebsleiter Ulrich Stachowiak. Kosten: zwischen 1000 und 2000 Euro pro laufendem Meter. Ein Milliardenobjekt also. Und stadtweit mit Rohren von bis zu 3,4 Metern Durchmesser so ausgelegt, dass seine Kapazitätsgrenze statistisch einmal in fünf bis zehn Jahren überschritten wird. Mehr, so der Experte, gehe nicht. Es wäre zudem wirtschaftlich unverantwortbar, überall Rohre in Maximalgröße zu legen.

Nach dem Asphaltierungsboom der vergangenen Jahrzehnte schlagen die Verantwortlichen ohnehin heute andere Wege ein. Ziel ist es nicht mehr, Wasser ausschließlich in die Kanalisation zu leiten, sondern es versickern zu lassen, es zurückzuhalten oder über Gewässer abzuleiten. Emschergenossenschaft und Gelsenkanal sorgen gemeinsam dafür.

So belastet das Wasser des Springbachs nicht mehr das Kanalnetz, sondern es wird direkt in die Emscher abgeleitet. „Der Bach hat eine ganz andere Trasse bekommen“, so Stachowiak. Ähnliches gilt bald für den Dorfgraben in Buer. Dort entsteht ein neuer Abwasserkanal. Mit einem Stauraumkanal am Sellmannsbach schafft die Emschergenossenschaft nach Angaben ihres Sprechers Ilias Abawi ebenso mehr Platz für Wasser. Gleiches gilt für den Hüller Bach (Pumpwerke) oder den Schwarzbach (Abwasserkanal). Und an der A 42 entstehen künftig auch mehrere Regenrückhaltebecken.

Dazu ist die Emschergenossenschaft im Frühjahr mit den Emscherstädten eine Kooperation eingegangen. Ziel: ein modernes Hochwassermanagement. Überschüssiges Wasser soll dabei durch Einbauten auf Freiflächen wie Wiesen oder Sportplätzen landen, statt Straßen zu fluten. Zudem sollen mehr Wasserflächen geschaffen und Boden entsiegelt werden.