Gelsenkirchen. . Am landesweiten Aktionstag am 17.5. Das Datum ist bewusst gewählt, weil es an den menscherverachtenden ehemaligen Paragrafen 175 erinnert.

Das Datum des Aktionstages ist quasi Programm: Am 17.5. zeigen landesweit Menschen der Homo- und Trans*phobie die Rote Karte. Auch das Paritätische Jugendwerk Gelsenkirchen beteiligt sich daran, will ein deutliches Zeichen gegen die alltägliche Diskriminierung von Schwulen, Lesben und Transsexuellen setzen.

Und das an dem Datum, das an § 175 des deutschen Strafgesetzbuches erinnert, der noch bis zum 11. Juni 1994 „sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts“ unter Strafe stellte. Und in einer Zeit, in der Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) Entschädigung und Rehabilitierung der Opfer dieses „Schwulenparagrafen“ auf den Weg bringen will.

Schutzraum und Anlaufstelle

In Gelsenkirchen nimmt sich der eingetragene Sozialverein für Lesben und Schwule, kurz SVLS, im „together“ an der Wildenbruchstraße 13 (früher „the point“) jungen Leuten an, die hier mittwochs und donnerstags immer von 18 bis 22 Uhr eine offene Anlaufstelle haben, Freizeit miteinander verbringen und, ganz wichtig, einen Schutzraum haben, in dem sie mit Gleichgesinnten offen miteinander reden können. Ohne Gefahr zu laufen, beschimpft zu werden.

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Dabei fängt die verbale Ausgrenzung sexuell anders orientierter Menschen schon viel früher an. Wenn etwa ein vermeintlich unpassendes Oberteil am Mann abfällig als „schwules Hemd“ deklariert wird. SVLS-Sprecher Harry Kirchwehm, PJG-Vorstandsmitglied, erinnert in diesem Zusammenhang an einen außerordentlichen Fehltritt der Stadt Zweibrücken anno 2013: „Nüchtern cool, saufen schwul“ war eins der Blätter beschriftet – was für einen Aufschrei sorgte. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland etwa geißelte das „Werk“ als „mit öffentlichen Geldern geförderte Homophobie“.

Der homophobste Ort überhaupt

Was bei politischen Größen wie Berlins ehemaligem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit als wahre Größe ausgelegt wird, gerät unten an der Basis zum Ritt auf der Rasierklinge. Kirchwehm sagt: „Sich in der Schule als homosexuell zu outen, geht gar nicht, das ist der homophobste Ort überhaupt.“

Und seine Vorstandskollegin Susanne van Suntum vom Mädchenzentrum setzt nach: „Die Entwicklung ist heute so rückschrittig.“ In diese Einschätzung passt auch, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erst 1992 Homosexualität als Krankheit gestrichen hat.

Alles Gründe, die das Paritätische Jugendwerk Gelsenkirchen nach Worten ihres Sprechers Sven Lütkehaus dazu veranlasst haben, hier ganz klar Position zu beziehen. „Es geht um ein wichtiges gesellschaftliches Thema, bei dem wir Flagge zeigen.“