Gelsenkirchen. Was da am 3. September im großen Stil im Hans-Sachs-Haus über die Bühne gehen soll, ist eine Premiere.

Was da am 3. September im großen Stil im Hans-Sachs-Haus über die Bühne gehen soll, ist eine Premiere: Die Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfegruppen (SHG), hinter der sich nicht 140 einzelne Gruppen unterschiedlicher Richtungen verbergen, präsentiert die vielseitigen Angebote der Hilfe außerhalb medizinischer oder therapeutischer Praxen auf einen Blick: beim ersten Selbsthilfetag in Gelsenkirchen.

38 verbindliche Anmeldungen von Gruppen – Krebs, Diabetes, psychische Erkrankungen, Rheuma-Liga, Morbus Bechterew, Drogen, Tinnitus oder SHG für russisch-, türkisch- und polnischsprachige Menschen – liegen bereits vor, ein Bühnenprogramm ist in Vorbereitung. Bewusst habe man sich für einen Samstag entschieden, sagen Karl Dahm (Prostata Selbsthilfe Buer), Gerhard Temmler (Selbsthilfevereinigung für Stomaträger und Menschen mit Darmkrebs), Anita Porwol (Selbsthilfegruppe für Menschen mit chronischen Schmerzen) und Heinz Hoven (Blaues Kreuz in der ev. Kirche Buer). Denn sie alle wollen ihre positive Nachricht einer breiten Besucherzahl vermitteln: „Wir können helfen.“ Und zwar in ganz unterschiedlichen Lebens- und Leidenslagen.

Sehr viel Einsatz im Vorfeld

Wenn etwa die Krebsdiagnose den Patienten völlig unvorbereitet trifft und der Boden unter den Füßen wegbricht. Wenn Menschen fehlen, mit denen man in aller Offenheit über ein Suchtproblem oder körperliche Einschränkungen in Folge einer Erkrankung sprechen kann, wenn Ängste die Seele erdrücken oder Schmerzen zum unerträglichen Alltagsbegleiter geworden sind . . .

Ute Rosenthal von der Selbsthilfekontaktstelle fasst es so zusammen: „Selbsthilfe ist eine wichtige Ergänzung zur medizinischen Hilfe. Sie ist Wissenstransfer und Informationsquelle.“ Und ein ehrenamtlicher Fulltime-Job, wie die Vertreter der vier Gruppen lächelnd bestätigen.

Sie gehören zum harten Kern der rund 20 SHG, die in der Arbeitsgemeinschaft regelmäßig zur Stelle sind. Und erfahren, dass auch die Vorbereitung eines Selbsthilfetages viel Einsatz erfordert. „Wir, die selber in der Selbsthilfe tätig sind, sind immer wieder überrascht, wie viele Gruppen mit den unterschiedlichsten Themen es gibt oder Neugründungen stattfinden“, stellen sie fest. „Auch die Arbeitsweisen der Gruppen sind unterschiedlich.“ Daher sei der Austausch innerhalb der Arbeitsgemeinschaft und ein gemeinsames Projekt sinnvoll.

"Arbeit aber auch ganz viel Spaß"

Wenn Anita Porwol sagt, „Selbsthilfe ist nicht gleich Selbsthilfe“, zielt sie damit auf die unterschiedliche Herangehensweise in den einzelnen Gruppen ab, die von unterschiedlichen Krankheitsfaktoren bestimmt ist. Karl Dahm etwa, der sagt „Männer sind Vorsorgemuffel“, geht mit anderen Mitstreitern seiner SHG auch auf Tournee, um Vorträge über Prostatakrebs und Früherkennung zu halten. Gerhard Temmler bestätigt die „Muffel“-Theorie und sagt: „Für uns ist wichtig, über das Tabuthema Darm und künstlicher Ausgang in der Öffentlichkeit zu reden, auch wenn es belastende Themen sind.“

„Ja, Selbsthilfe ist Arbeit aber auch ganz viel Spaß“, sagt Anita Porwol und unterstreicht die Bedeutung des Gedankenausstausches. Dazu soll es gerade auch am Selbsthilfetag Anfang September viel Zeit geben.