Gelsenkirchen. Bärbel Dellnitz vom gleichnamigen Café in Beckhausen stellt bis zu 25 Eissorten her. Mit ihr hat die WAZ eine etwas andere Sorte Gefrorenes gemacht.
Schürze umbinden, Hände waschen und anschließend desinfizieren. Handschuhe anziehen, schnell noch die Haare zu einem provisorischen Zopf zusammenbinden. Das Stracciatella-Eis ist beinahe fertig. Die Eis-Maschine knetet die weiße Masse, das Ganze passiert nahezu lautlos; erst als Bärbel Dellnitz den Deckel abhebt, sind leise Geräusche zu hören. Dellnitz reicht mir einen Keramikbecher mit warmer, flüssiger Zartbitter-Kuvertüre. Die muss natürlich noch ins Eis gemischt werden. Ich darf ran!
Die Kuvertüre fällt in den Bottich, ein paar Sekunden später ist sie kalt. Dellnitz greift zum Spachtel, ihr rechter Arm versinkt bis zum Ellenbogen in der Speiseeismaschine. Hier darf ich nicht mithelfen. „Sonst bekomme ich noch Ärger mit dem Gesundheitsamt“, erklärt sie. Ein Lachen.
Mandelmilch und Mais
Seit 21 Jahren führt Bärbel Dellnitz das gleichnamige Eiscafé – ihr Vater begann 1958 damit, Eis selber herzustellen. Heute ist die Eisdiele in Beckhausen daheim.
Es kann losgehen. Ein eigenes Eis wollen Dellnitz und ich heute kreieren – auf der Kücheninsel stehen zwei Liter Mandelmilch und zwei Dosen mit Mais. „Wir machen heute veganes Mais-Eis“, sagt Bärbel Dellnitz. Vegan, ok, ist im Trend. Aber: Mais-Eis – das soll schmecken?
Ein süßlicher Duft erfüllt die kleine Küche
Dösen öffnen, Flüssigkeit abschütten, der Mais kommt in den Thermomix. Wenige Augenblicke später ist er püriert, der süßliche Duft erfüllt die kleine Küche direkt hinter dem Verkaufsraum. Die Mandelmilch hat Dellnitz mit 500 Gramm Zucker gemischt, nun schütte ich das Mais-Püree hinzu. Erst wird die Masse verrührt, dann muss ich sie emuligieren – also mit Luft aufschwemmen, damit sich die Stoffe gut vermischen. Ein zweites Mal kommt der Thermomix zum Einsatz, diesmal schmilzt Dellnitz 100 Gramm Kakaobutter darin. Soll schließlich cremig werden das Eis.
Ein weiteres Mal vermische ich die Flüssigkeit – diesmal mit der Kakaobutter. Eine Spachtelspitze Emulgatoren dazu – auch das sorgt für Cremigkeit. Die Basis ist fertig – jetzt wird es kalt. Wir schütten die Mandelmilchmasse in den „Diagonal Freezer“ – stellen auf mittlere Konsistenz. Etwa acht Minuten später ist das Eis fertig. Ein kräftiger Griff, ich öffne die Eismaschine unten. Schon quillt die leicht gelbliche Eis-Masse aus dem Gerät.
Gut dreinhalb Liter Mais-Eis sind in 15 Minuten fertig
Mit einem weichen Spachtel kratze ich sie ab. Der Behälter ist beinahe voll, gut dreieinhalb Liter Mais-Eis sind fertig. Aber ob das auch schmeckt? Ich zweifele ein bisschen, bin aber gespannt. Saubere Löffel und ein erster Geschmackstest. Erstaunlich! Es schmeckt, die süßliche Geschmacksnote des Mais kommt im Nachgang. Bärbel Dellnitz probiert ebenfalls. „Schmeckt doch gut, oder?“, fragt sie. Wir nehmen beide einen zweiten Löffel, probieren noch mal. „So ein Eis habe ich vorher noch nirgends gegessen“, sagt Dellnitz.
Die 49-jährige Gelsenkirchenerin probiert neue Eiskreationen gerne aus – vergangenes Jahr beispielsweise hat sie Hanf-Eis angeboten – natürlich ohne THC. In dieser Saison jedoch besinnt Dellnitz sich auf die klassischen Eissorten – außerdem stellt sie gerne allergenfreies sowie veganes Eis her.
Am sonnigen Vormittag liegen 22 Sorten in Eisbehältern in der Theke: Klassiker wie Vanille-, Stracciatella- oder Schokoladeneis sind „nach wie vor am meisten gefragt“, sagt Dellnitz. Ich probiere lieber ausgefallenere Sorten, das Limette-Eis mag ich am liebsten. Schön fruchtig, auf meiner Zunge kündigt sich der Sommer an.
Eiscafé Dellnitz, Beckeradsdelle 78 a/b, info@dellnitz-eis.de