Gelsenkirchen.. Die gebürtige Düsseldorferin Jennifer López Ayala zeigt im Kunstmuseum Gelsenkirchen auf Einladung des Kunstvereins ihr Werk „White open“
Nur ein einziger falscher Schritt und diese Kunst zerfällt zu Kalkstaub: Die geborene Düsseldorferin Jennifer López Ayala hat Werke aus tausenden zerbrochenen Eierschalen zu ihrem Markenzeichen gemacht. Im Kunstmuseum Gelsenkirchen zeigt sie auf Einladung des hiesigen Kunstvereins in der Reihe „open up“ ab dem morgigen Sonntag ihre Installation „White open“.
Schon dieser Titel hat es in sich – und ist eigentlich ein ganz eigenes Kunstwerk, denn er ist auf so vielfältige Weise zu lesen. „White open“, das heißt übersetzt „Weiß, offen“, setzt auf Farbe und Ei, spielt zugleich jedoch mit dem Begriff „weit offen“ – denn genau das macht die Kunst von Jennifer López Ayala so besonders: Sie öffnet mit ihren Werken Räume, lässt selbst Altbekanntes in neuem Licht erscheinen. Oder aus einer neuen Perspektive – und das passt wiederum zum Motto der Kunstverein-Reihe „open up“, bei der es darum geht, Kunst, Technologie und Industrie miteinander in Verbindung zu bringen, sich zu öffnen für die jeweils andere Form und Blickweise. Der Kunstverein-Vorsitzende Ulrich Daduna hat diese Reihe mitkonzipiert, um aufzuzeigen, dass sich aus Industrie-Abfällen wunderbare Kunst schaffen lässt.
„Für mich sind diese Arbeiten Malerei, keine Skulpturen“, erklärt Jennifer López Ayala, die frühere Meisterschülerin von Katharina Grosse an der Kunstakademie Düsseldorf: „Bevor ich ein Bild zusammenstelle, setze ich mich erst mit dem Raum, für das es geschaffen wird, auseinander. Ich greife in diese Räume nicht ein, sondern greife sie für meine Arbeiten auf.“
Ein mehrdeutiger Titel
Was sie damit meint, lässt sich bei “White open“ in Gelsenkirchen erahnen, denn hier hat sie mit ihrem Team in 60 Stunden Arbeit mit viel Fingerspitzengefühl rund 20.000 Eierschalen so drapiert, dass sie bereits vorhandene Linien und Winkel des Raumes und seiner Umgebung aufgreifen und dadurch ganz gezielt den Blick darauf lenken. „Ich war selbst erstaunt, wie gut diese Arbeit zu den Konturen des Brunnens auf dem Museumsvorplatz und zum Museumslogo passen“, sagt die in Neuss lebende Künstlerin.
Wie eine Welle scheint „White open“ auf den Betrachter zuzurollen – dicht aneinander geschichtete Eierschalen lassen eine massiv anmutende Fläche entstehen. Die räumlich weit auseinander arrangierten Schalen im äußeren Kreisfragment wirken hingegen fragil, zerbrechlich und so, als würden sie auf dem Museumsboden schweben.
„Auf die Idee, Eierschalen zu nutzen, bin ich gekommen, weil ich das Eiweiß immer zum Anmischen meiner Farben genutzt habe. Irgendwann kam mir der Gedanke, dass man aus diesem Abfall mehr machen kann. Ich mag diese Schalen, weil sie so wandelbar sind und besitze inzwischen gut 100 000 davon. Bei jedem Transport brechen Stücke ab, so sieht ein Bild jedes Mal anders aus“, erklärt López Ayala, die die Schalen immer wieder recycled – und hier mit zwei großformatigen Schwarz-Weiß-Fotografien auch Bildmomente eingefroren hat.
Die Ausstellung wird am morgigen Sonntag, 24. April, um 11 Uhr mit Worten von Thomas Schöps (Kunstbeauftragter der Ev. Kirche Gelsenkirchen) eröffnet.
Zu sehen ist das Ei-Werk von Jennifer López Ayala im Kunstmuseum an der Horster Straße 5-7 bis zum 19. Juni täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr. Eintritt ist frei.