Gelsenkirchen. 104 Synodale bestimmen die Nachfolge von Superintendent Rüdiger Höcker. Zur Wahl stehen Ute Riegas-Chaikowski (50) und Heiner Montanus (53).

Nach zwölf Jahren als leitender Geistlicher im Evangelischen Kirchenkreis Gelsenkirchen-Wattenscheid gibt Rüdiger Höcker sein Superintendentenamt auf. Zum 1. September 2016 erreicht er das Ruhestandsalter. Dann wird er nach anderthalb Amtsperioden ausscheiden. Seine Nachfolge wird ab Sonntag geregelt. Um 18 Uhr beginnt die Wahlsynode, Montag haben dann die Synodalen ab 11 Uhr die Wahl im Evangelischen Gemeindehaus an der Schonnebecker Straße 25.

Eine Frau und ein Mann streben ins Amt: Beworben haben sich Pfarrerin Ute Riegas-Chaikowski, 50 Jahre alt und seit 1997 Gemeindepfarrerin in Wattenscheid-Leithe, und Pfarrer Heiner Montanus. Er ist 53 Jahre alt und leitet seit 2012 den Fachbereich „Bildung und Begegnung“ sowie das Tagungshaus „Reinoldinum“ des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund.

Bewerber von außerhalb haben Tradition

In zwei Vorstellungsgottesdiensten haben sich beide Anfang April präsentiert. Das Interesse war groß „Es waren jeweils über 200 Leute da“, sagt Pfarrerin Katharina Blätgen, die Sprecherin des Kirchenkreises. Der Gottesdienst, vor allem aber die ausführliche Vorstellung samt Fragerunden am Synoden-Sonntag dienen dem Kennenlernen. Die Entscheidung, sagt Blätgen, sei völlig offen.

Ute Riegas-Chaikowski
Ute Riegas-Chaikowski © Cornelia Fischer | Cornelia Fischer

Dass Bewerber von außerhalb zur Wahl stehen, hat in Gelsenkirchen durchaus Tradition, seit der Superintendent hauptamtlich in der Verantwortung ist – und das gilt laut Blätgen seit fast 30 Jahren. Auch bei Frauen in verantwortlicher Rolle war der Kirchenkreis Vorreiter. Dorothee Franke-Herber wurde hier 1996 als erste Superintendentin der Westfälischen Landeskirche gewählt.

Ute Riegas-Chaikowski ist in Gelsenkirchen verwurzelt. Sie lebt in der Feldmark. Ihr Mann Andreas Chaikowski ist Gemeindepfarrer in der Evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde Gelsenkirchen. Die dreifache Mutter ist als stellvertretende Synodalassessorin Mitglied im Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises.

Geboren und aufgewachsen in Lünen im Umfeld von Zechensiedlungen und Stahlwerk, studierte Riegas-Chaikowski in Bochum und Wuppertal Theologie. Zum Vikariat kam sie 1994 nach Gelsenkirchen. In Bochum-Leithe ist sie Pfarrerin in einer Gemeinde, die – mit Stadtteilcafé und Kleiderkammer – stark diakonisch seelsorglich geprägt ist. Sie begeistert, „mit Menschen über soziale und kulturelle Grenzen hinweg zusammen zu kommen, um miteinander Gottesdienste zu feiern, für einander und andere da zu sein, den Glauben weiterzugeben, Verantwortung zu übernehmen und einander nach Gottes Willen zu begleiten. Gottesdienste sind für mich bei all dem Kraftquelle und Orte der Vergewisserung.“

Geprägt in Bochum und Siegen

Heiner Montanus
Heiner Montanus © Cornelia Fischer | Cornelia Fischer

Heiner Montanus hat ebenfalls drei Kinder. Seine Frau Claudia ist Studienleiterin beim Evangelischen Erwachsenenbildungswerk Westfalen und Lippe. Zunächst hat der Theologe als Krankenhaus- und Altenheim-Seelsorger gearbeitet. „Auf Menschen zugehen, zuhören, der Not anderer nicht ausweichen – das habe ich dort gelernt“, sagt Montanus. Danach war er vor dem Wechsel nach Dortmund 17 Jahre Pfarrer in zwei Gemeinden in Siegen. Ehrenamtliche gewinnen und fördern, „Seelsorge, neue Wege in der Konfirmanden-Arbeit und bei Gottesdienst-Formen haben mich begeistert“, sagt Montanus über sich. „Aber es gab auch das: Stellen abbauen, Gebäude schließen. Trauern, neu ansetzen.“

104 stimmberechtigte Mitglieder entscheiden als Vertreter der Gemeinden im Kirchen-„Parlament“. über die Nachfolge Gewählt ist, wer 53 Stimmen auf sich vereint. Zu den Aufgaben des Superintendenten gehört die Duienstaufsicht über die Seelsorger sowie die Repräsentartion des Kirchenkreises in der Öffentlichkeit.

Die Kreissynode tagt öffentlich. Die Wahl am Tag nach der Vorstellung der Kandidaten macht für Synodalassessor Pfarrer Dieter Heisig, den Stellvertrteter des Superintendenten, Sinn. „Es ist einfach gut, wenn man sich vor einer so wichtigen Entscheidung noch einmal mit anderen austauschen kann – und dann eine Nacht drüber schlafen.“