Die Schulzeitverkürzung an Gymnasien in NRW 2005 hatte einen schlechten Start, weil sie schlecht vorbereitet war. Dass das Jahr in der Sekundarstufe I statt in der Oberstufe gespart wurde, war der größte Fehler. Dass die Schulen jahrelang auf passende Schulbücher warten mussten, der andere. Ob die Verkürzung angesichts vorgezogener Einschulung und Wegfall der Wehrpflicht überhaupt nötig war, sei dahingestellt.

Aber Schuldzuweisungen helfen aktuell nicht weiter. Es geht darum, wie das „Kind“ G8 aus dem Brunnen geholt werden kann, in den es gefallen ist. Fakt ist: Es läuft bis heute nicht rund. Die „Entrümpelung“ des Stoffs ist nur bedingt erfolgt. Es gibt Kinder, die beim Turboabi keine Chance haben, obwohl sie klug sind. Doch es gibt auch Kinder, die mit G8 gut zurechtkommen – am besten im gebundenen Ganztag.

Die Anmeldezahlen am Schalker explodierten beim Start des G9-Modellversuchs. Heute muss dort aber niemand mehr abgewiesen werden. G9 scheint also zumindest in Gelsenkirchen nicht das wichtigste Argument bei der Schulwahl zu sein. Statt komplett zu G9 zurückzukehren, sollte G8 weiter optimiert werden – und der Modellversuch G9 entfristet, die Wahlfreiheit gelten. Damit Schüler und Lehrer nicht noch eine neue Baustelle bewältigen müssen.