Gelsenkirchen. Pia Steinrücke sollte Jugendamtsleiterin und GeKita-Chefin werden. Der Vertrag war unterschrieben, als sie es sich plötzlich anders überlegte...
Während Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD) und Bürgermeister Werner Wöll (CDU) Donnerstagabend im Ausschuss endlich zur Befragung an der Reihe waren, braute sich neues Ungemach über dem Gelsenkirchener Jugendamt zusammen: Pia Steinrücke macht einen Rückzieher und kommt nicht nach Gelsenkirchen.
Pia Steinrücke – das ist die 43-jährige Dezernentin für Bildung, Jugend und Soziales der Hansestadt Lüneburg, die sich erfolgreich um die Nachfolge des ehemaligen Referatsleiters und GeKita-Chefs Alfons Wissmann beworben hatte. Der Rat wählte Steinrücke am 25. Februar in nicht öffentlicher Sitzung. Spätestens am 1. Juli sollte sie an ihrem neuen Schreibtisch in GE sitzen. In Lüneburg war ihre Stelle bereits ausgeschrieben.
Aber die Tinte unter dem unterschriebenen Arbeitsvertrag zwischen der Stadt Gelsenkirchen und Pia Steinrücke war noch nicht getrocknet, da erklärte die Lüneburger Stadträtin gegenüber der dortigen Landeszeitung, sie wolle nun doch in der Hansestadt bleiben und gab private Gründe an, die zum Überdenken ihrer „aus heutiger Sicht übereilten Entscheidung“ geführt hätten. Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge wird mit den Worten zitiert: „Ich freue mich sehr, eine so kompetente Dezernentin halten zu können.“
OB reagierte enttäuscht
Etwa zur gleichen Zeit, wie der Zeitungsbericht der LZ am Donnerstag online erschien, erhielt OB Baranowski eine E-Mail mit der Absage von Steinrücke. Der Verwaltungschef gab sich in seiner ersten Stellungnahme zu dieser doch sehr überraschenden Wendung tief enttäuscht. „Frau Steinrücke hat sich den Fraktionen vorgestellt und in der Ratssitzung im Februar das Vertrauen des Rates ausgesprochen bekommen. Wir hatten große Erwartungen in ihre Arbeit in Gelsenkirchen gesteckt. Ihre Absage nach der Vertragsunterzeichnung hat schon eine besondere Qualität“, meinte Baranowski.
Fast erwartungsgemäß fielen dabei am Donnerstagabend die Antworten von Baranowski und Wöll auf die Fragen der AFJH-Mitglieder aus. Dem OB waren die Neustart-Aktivitäten von Alfons Wissmann und Thomas Frings nicht bekannt geworden. Warum er das Leiter-Duo erst am 1. Mai, dem Tag nach Ausstrahlung des Monitor-Beitrags freigestellt habe, begründete Baranowski, wie zuvor schon Stadtrat Manfred Beck, damit, keine belastbaren Belege dafür gehabt zu haben. Und Wöll gab an, bei der Akteneinsicht zur Nebentätigkeit Anfang 2005 eher zufällig die Akte Wissmann gezogen zu haben.