Gelsenkirchen. Auch in Gelsenkirchen könnte die Steilmann-Insolvenz Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben. Denn hier sitzt die Tochter-Firma “Apanage“.
Steilmann, der Modekonzern mit dem traditionsreichen Namen und Sitz in Bergkamen, geht in die Insolvenz. Betroffen sind 8300 Mitarbeiter in 18 Ländern. Auch in Gelsenkirchen hat in dieser Woche das große Zittern begonnen. Hier sitzt die Apanage Fashion Group, eine eigenständige Tochter des Unternehmens im Verbund der Steilmann Holding AG. 140 Beschäftigte arbeiten vor Ort an der Emscherstraße. Von dort aus werden international 260 Marken-Shops mit rund 600 Mitarbeitern gesteuert.
Donnerstag traf sich Mitglieder des Betriebsrats zur Krisensitzung mit Vertretern der IG-Metall. Die Nachricht von der drohenden Pleite hatte in der Nacht zuvor die Runde gemacht. „Die Unruhe am Standort ist natürlich groß“, sagt IG Metall-Sekretär Jörn Meiners. Die Unsicherheit auch. Donnerstag galt: „Zum jetzigen Zeitpunkt sind die eigenständigen Firmen nicht in der Insolvenz“, betont Meiners. Die Befürchtungen, dass der Finanz-Gau auch Apanage trifft, seien jedoch groß.
Steilmann war erst im November an die Börse gegangen. Der Modehersteller wollte über den Börsengang das geplante Wachstum finanzieren, auch um die bereits mit dem Unternehmen verbundene Modekette Adler zu übernehmen. Die Taktik ging nicht auf, endete in einem Debakel auf dem Börsenparkett. Der Ausgabepreis der Aktie wurde gesenkt, schließlich notierte die Aktie zum Start mit 3,50 Euro, Donnerstag lag das Niveau nachmittags bei 2,03 Euro.
Auswirkungen sind noch nicht absehbar
Über 100 Millionen Euro sollten über die Börse fließen, knapp 9 Millionen Euro wurden es schließlich. Hinzu kam offenbar ein schwaches Wintergeschäft – und nun das drohende Aus.
Was das alles für die Apanage Fashion Group bedeutet, werde sich erst in den nächsten Tagen klären, glaubt Robert Sadowsky, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Gelsenkirchen. „Wir sind seit längerer Zeit im Gespräch. Vor wenigen Wochen hat es die Ankündigung gegeben, dass Apanage einer größeren Zahl von Mitarbeiter kündigen wollte. Der Plan der Geschäftsführung war es, rund 100 Arbeitsplätze abzubauen“, so der Gewerkschafter. „Die Verhandlungen über Möglichkeiten und Alternativen hatten noch nicht begonnen.“
Jetzt könnte es sein, dass die Realität die Planung überholt. Der Börsengang, fürchtet Meiners, war „das letzte Aufbäumen, um Geld zu generieren“, doch dies sei gescheitert. Bei Apanage in Erle war die Geschäftsführung nicht zu erreichen.
Die lokale Textil-Branche trifft es doppelt
Die Gelsenkirchener Textil-Branche trifft es in diesen Wochen doppelt. Die Gelco GmbH & Co. KG gibt den Betrieb im Sommer 2016 auf, betroffen sind davon nach Gewerkschaftsangaben 150 Mitarbeiter am Standort Pommernstraße in Bismarck. 33 weitere Stellen waren bereits im Sommer 2015 dem Arbeitsplatzabbau zum Opfer gefallen . Zum 1. Juli wird der Betrieb abgewickelt. Ein Teil der bereits leergezogenen Lagerflächen wurde von Gelco zum Jahreswechsel neu vermietet. Die „FineCom-Finishing-ecommerce-Logistics GmbH“ belegte im ersten Schritt 9000 Quadratmeter Logistikfläche am Gelco-Standort und hat dort ein neues Lager bezogen. Im zweiten Schritt kann es um dieselbe Fläche erweitert werden; das Unternehmen hat sich die entsprechende Option gesichert. Den Arbeitsplatzabbau kann Finecom aber nicht auffangen. Franz S. Alt, der geschäftsführende Gesellschafter der Finecom, rechnet im Idealfall mit 60 Beschäftigten in diesem Jahr.