Gelsenkirchen. Die Zahl der Schüler in Gelsenkirchen steigt stetig. Was nicht „nachwächst“, sind Lehrer und Räume. Vor allem an Grundschulen.

Als der Bildungsausschuss in der vergangenen Woche tagte, meldete die Verwaltung 112 Internationale Förderklassen in der Stadt, in der Vorlage vom Januar war noch von 98 IFÖ-Klassen die Rede. Seit Freitag sind es 118. Was nicht mitsteigt, ist die Zahl der Lehrer und der nutzbaren Räume. Und das wird in Gelsenkirchen zum immer größeren Problem.

Dabei machen die Kinder aus Flüchtlingsfamilien weiterhin kaum mehr als die Hälfte der Kinder in den Förderklassen aus. Die anderen Hälfte stammt aus EU-Zuwandererfamilien, vorwiegend aus Rumänien, Bulgarien und auch aus Polen.

Lehrermangel im Grundschulbereich besonders groß

Dabei wird es mittlerweile auf dem Lehrermarkt landesweit eng. War es im Bereich der Hauptschulen schon seit längerem schwierig, in Gelsenkirchen alle Stellen zu besetzen, weil Absolventen bei der derzeit freien Auswahl sich nicht immer für eine Gelsenkirchener Hauptschule entscheiden mögen, so wird es jetzt auch im Grundschulbereich eng.

Vier Lehrerstellen für IFÖ-Klassen sind derzeit unbesetzt, im Mai könnte Nachschub kommen, hofft Bernd Südholt, der als Dezernent der Bezirksregierung die Aufsicht dafür hat. Dann nämlich sind die nächsten Absolventen in den Lehrerseminaren fertig. Derzeit ist der Markt leergefegt. Bei den Regelklassen in den Grundschulen hofft man, freie Stellen noch vorher besetzt zu haben.

Unterricht in Zelten kommt trotz Raumnot nicht in Frage

Auch an Raumlösungen wird derzeit fieberhaft gearbeitet. Unterricht in Zelten soll es in Gelsenkirchen nicht geben, stellt Bildungsdezernent Dr. Manfred Beck klar. Wie genau allerdings die Lösung aussehen wird, ist noch offen. Denkbar wäre Schichtunterricht, auch die Nutzung von Gemeinderäumen in der Nähe von Schulen ist im Gespräche.

Unterdessen beklagte im Bildungsausschuss der bildungspolitische Sprecher der CDU, Markus Karl, die Klassengrößen angesichts des Gemeinsamen Lernens. Ähnlich wie bereits der Lehrerverband Bildung und Erziehung fordert er höhere Investitionen in die Umsetzung der Inklusion und eine Reduzierung der Klassengrößen. „Man müsste den Lehrern eigentlich jeden Tag einen Blumenstrauß schenken, weil sie trotz der enormen Belastung zum Dienst kommen“, ist der Vater eines Grundschulkindes überzeugt.

David Fischer (Grüne) räumte ein, dass es Probleme gibt, vor allem weil es zu wenige Förderlehrer gibt. Manfred Beck und auch der Dezernent der Bezirksregierung, Friedhelm Horst, betonten jedoch, dass der Gelsenkirchener Weg in die Inklusion im Land hohes Ansehen genieße. Dass die Übergangszeit problematisch werde, sei immer klar gewesen.