Gelsenkirchen-Buer. Sinn Leffers zieht sich ganz aus Buer zurück. Herrenhaus schließt Ende März, Damenhaus ein Jahr später. Grund sind Schwierigkeiten mit dem Vermieter.

Sinn Leffers kündigt einen Abschied auf Raten an. Wie in den vergangenen Wochen schon vermutet, gibt die Modekette ihr Herrenhaus an der Hochstraße/Springestraße zum 31. März auf. Wie das Unternehmen am Freitag bekannt gab, wird auch das Damenhaus an der Hochstraße/Horster Straße geschlossen – zum 31. März 2017.

Über zwei Jahre haben die Sinn Leffers GmbH mit Sitz in Hagen und die buersche Familie Weiser über eine Fortführung des seit 1984 bestehenden Mietverhältnisses verhandelt, am Ende ohne Erfolg. Als Grund dafür nennt Sinn Leffers, dass beide Häuser renovierungsbedürftig seien, was hohe Instandhaltungs- und Investitionskosten zur Folge habe. Sinn Leffers Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Göbel: „Uns bleibt keine andere Wahl als die Flächen zu räumen.“ Dennoch habe Sinn Leffers Interesse daran, am Standort Buer zu verbleiben. „Das Modehaus sucht kurz- bis mittelfristig neue adäquate Flächen für die Präsentation seine Sortiments in Buer“, heißt es in der Mitteilung von gestern. Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren werden, gab Sinn Leffers bislang nicht bekannt.

Rückschlag und Riesenproblem

Michael Weiser will diese Ausführungen nicht kommentieren. In der Vergangenheit sei die Laufzeit des Mietvertrags fünfmal verlängert worden, „dann kann’s so schlimm nicht gewesen sein“. Von der Schließung des Damenhauses habe er erst in der vergangenen Woche erfahren, deshalb sei es jetzt noch zu früh, um eine Nachfolgelösung zu präsentieren. Aber auch für dieses Haus schwebt ihm eine Lösung wie für das Herrenhaus vor: Ins Erdgeschoss könnte Einzelhandel einziehen, vielleicht auch in parzellierten Einheiten. Die oberen Etagen böten sich für Büros und Wohnungen an.

Die Nachricht vom Rückzug aus Buer hat die Politik trotz der vorausgegangenen Gerüchte unvermittelt getroffen. Dr. Klemens Wittebur, SPD-Fraktionssprecher in der Bezirksvertretung Nord: „Das ist ein harter Rückschlag für den Einzelhandel in Buer.“ Die Politik habe keine Einflussmöglichkeiten auf die Entscheidungen von Immobilieneigentümern, sie könne, zum Beispiel mit einem Einzelhandelskonzept, nur die Rahmenbedingen abstecken. Mit Blick auf eine zukünftige Nutzung appelliert er an sie: „Da muss was hin, was Perspektive hat.“

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Andreas Est, Sprecher der CDU in der Bezirksfraktion Nord, zeigte sich sprachlos, als er über die WAZ von der Sinn Leffers-Entscheidung erfuhr: „Das kann ich nicht glauben.“ Das Aus für die beiden Modehäuser als Magneten für den buerschen Einzelhandel stelle die Hochstraße vor ein „Riesenproblem“.

"Beispiel Bahnhofstraße" - Ein Kommentar von Wolfgang Laufs 

Buer ohne Sinn Leffers: Noch ist schwer vorstellbar, wie sich diese Nachricht auf die Zukunft des Einzelhandelsstandorts Hochstraße auswirken wird. Egal wie die Nachfolgenutzung aussehen wird, ob Leerstand oder kleinteiliger Handel im Erdgeschoss: Mit Sinn Leffers geht ein großer Frequenzbringer verloren. Die Bahnhofstraße gibt die Entwicklung vor. Dort haben Mensing, Boecker und Sinn Platz gemacht für Billigsegment und Nahversorgung. Höherwertige Damen-, erst recht Herren-Bekleidung gibt es in den Nachbarstädten zu kaufen. Wer einmal dort ist, bleibt als Kunde für Buer verloren.