Christian Brüssow ist Straßenwärter. Aber nicht irgendeiner: Als Azubi machte er den besten Abschluss im Land. Nun arbeitet der 26-Jährige in der Autobahnmeisterei Bismarck. Über Umwege kam er zu seinem Job.
Es ist Vorsicht gefragt, wenn man Tag für Tag auf der Autobahn seine Arbeit verrichten muss: unerwünschtes Grün auf den Seitenstreifen beseitigen, Leitpfosten waschen, Fahrbahnmarkierungen erneuern – und dabei die Gefahr ständig im Nacken spüren. Abgeschreckt hat das Christian Brüssow nicht. Ganz im Gegenteil. Extra für die Ausbildung zum Straßenwärter kam der gebürtiger Berliner vor drei Jahren nach Gelsenkirchen. Jetzt hat er seinen Abschluss in der Tasche und nicht irgendeinen Abschluss, sondern den besten in NRW. Viel Arbeit sei das gewesen, sagt Brüssow, und von den Kollegen habe er sich „den ein oder anderen doofen Spruch” anhören müssen, weil er so gut abgeschnitten hat: 94,9 von 100 möglichen Punkten. „Erst habe ich eine Dachdeckerlehre gemacht”, erzählt der frisch gebackene Straßenwärter. Doch im Osten seien die Chancen, einen guten Arbeitsplatz zu bekommen, gleich null gewesen, da habe er lieber noch einmal etwas ganz Neues angefangen. Das viele Rechnen und technische Zeichnen, das sein neuer Beruf mit sich bringt, habe ihn nicht im Geringsten gestört. Heute ist der 26-Jährige zufrieden mit seinem Job: „Ich bin jeden Tag mit Spaß dabei.” Zwei Abschlussprüfungen mussten die insgesamt 97 Lehrlinge im Land bestehen: In der theoretischen Prüfung im Mai wurden die Kenntnisse der Verkehrszeichen abgefragt, der im Juni folgende praktische Teil bestand unter anderem aus der Reinigung von Leitpfosten und einer Pflasterprüfung. Mit dem Abschlusszeugnis erhielten die Absolventen in der Autobahnmeisterei in Bismarck einen befristeten Vertrag für drei Monate. Der läuft für Christian Brüssow im September aus. Wie es danach weiter geht, weiß er noch nicht. „Ich würde gerne weiter in diesem Bereich tätig sein”, betont er. Auch Gelsenkirchen sei dem in Scholven lebenden Hobbyfußballer, dessen Familie weiterhin im Osten wohnt, ans Herz gewachsen. „So dunkel, trist und schmutzig, wie mir die Stadt vorher beschrieben wurde, ist es ja gar nicht.”