Gelsenkirchen. . Der Leiter des Gauß-Gymnasiums, Hans-Jürgen Wielk, wechselt in den Ruhestand. Der ehemalige Volksschüler begrüßt das offener gewordene Schüler-Lehrer-Verhältnis. Kritik am Zentralabitur.

Nicht viele Lehrer bleiben „bis zum Schluss“ im Dienst. Für Hans-Jürgen Wielk war das keine Frage. Im vergangenen Herbst ist der Schulleiter des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums 65 Jahre geworden, zum 1. Februar wechselt er in den Ruhestand. Der gebürtige Wanne-Eickeler, der mit einer Lehrerin verheiratet ist und dessen Tochter ebenfalls Gymnasiallehrerin ist, zählt nicht zu jenen, die über die heutige Zeit klagen. Er wirkt entspannt und mit sich und der Schulwelt im Reinen. Sieht seine Schule gut aufgestellt, fast alle Stellen sind besetzt, der Altersschnitt liege unter 50 Jahren.

1976 begann Wielks Laufbahn mit dem Referendariat in Unna an einem Gymnasium. Schon 1977 begann er als Lehrer für Deutsch und Pädagogik am Hittorf-Gymnasium in Recklinghausen. Dass er zum Gymnasium kam, war eher Zufall. Gesamtschulen waren damals rar, und er hatte schließlich die Lehrberechtigung für die Sekundarstufe II.

Heute ist er überzeugt von der Schulform Gymnasium. „Bei zu großen Schulen potenzieren sich die Probleme. Ich kann hier quasi jeden Schüler mit Handschlag begrüßen, sehe, wie es ihm geht.“, betont er. Wobei Hans-Jürgen Wielk selbst einen anderen Weg gegangen ist. Nach acht Jahren Volksschule ist er aufs Aufbaugymnasium gewechselt, um Abitur zu machen. „Früher war das System durchlässiger, da konnte man auch nach der fünften oder sechsten Klasse aufs Gymnasium wechseln. Das war besser“, findet er.

Fächer: Deutsch und Pädagogik

Das Schüler-Lehrer-Verhältnis sei heute unverkrampfter, offener, persönlicher. Schüler seien durchaus kritischer als früher, aber Schule werde insgesamt positiver gesehen. Nicht als reiner Lernort, sondern auch als Identifikationsort. Sehr vieles geschehe freiwillig, nach dem Unterricht. Verändert habe sich das Eltern-Lehrerverhältnis. Am Gauß sei die Elternschaft engagiert und kooperativ. Aber grundsätzlich stehe man Schule und Lehrern kritischer gegenüber. „Zum Teil noch kritischer als dem eigenen Kind.“

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G8 wertet Wielke nicht als Problem, eher das Zentralabitur. „Das hat uns zwar Arbeit abgenommen. Früher habe ich in den Weihnachtsferien die Abituraufgaben erarbeitet, heute bekommen wir die geliefert. Der Nachteil ist, dass man kaum mit dem Stoff individuell auf den Kurs und dessen Interessen eingehen kann. Die Lektüre ist streng vorgegeben,“ bedauert der Germanist, der Dürrenmatt und ETA Hoffmann liebt und sich auf viel mehr Lesezeit im Ruhestand freut.

2003 war Wielke als Leiter ans Gauß gekommen. Seine Bilanz? „Heute haben alle Klassen interaktive Whiteboards und Internet. Wir haben den Sprachschwerpunkt ausgebaut und den bilingualen Zweig, Austausch mit China und Polen sowie Dublin neben den Studienfahrten. Wir sind rassismusfreie Schule, haben die Qualitätsanalyse mit sehr gutem Ergebnis abgeschlossen, die Kooperation mit Ricarda-Huch-, Grillo- und Schalker Gymnasium ausgebaut und somit ein breites Leistungskursangebot.“ Die Weichen für die Nachfolge sind gestellt. Die Ausschreibung ist abgeschlossen. Offen ist, wer von den beiden Bewerbern den Zuschlag erhält.