Gelsenkirchen. . Die Polizei beobachtet genau, was die schon über 3000 Mitglieder zählende Facebook-Gruppe „Gelsenkirchen passt auf.“ vor hat.

Unter dem Namen „Einer für alle, alle für einen....Gelsenkirchen passt auf.“ hat sich bei Facebook eine Gruppe zusammengefunden, die am Donnerstagmittag bereits über 3000 Mitglieder zählte, Ende der vergangenen Woche lag die Zahl noch im mittleren dreistelligen Bereich. In der Eigenbeschreibung heißt es: „Anlässlich der Ereignisse am Kölner Hauptbahnhof in der Silvester-Nacht haben wir beschlossen, uns in Gelsenkirchen zu mobilisieren.“ Es handelt sich um eine geschlossene Gruppe, das heißt, nur Mitglieder können die dort verbreiteten Inhalte sehen. Die erfahren dann, dass sich dass "Orga-Team" an diesem Sonntag treffen wird und ab der kommenden Woche damit beginnen will, in der Stadt "Streife zu laufen".

Der Tipp an die Polizei kam von der Stadt

Teilweise öffentlich sind die Profile der Administratoren, darunter ein breitschultriger Mann mittleren Alters, der Fotos von Rocker-Gruppierungen teilt, ein Hobby-Fotokünstler, der seine Seite zum Bewerben seiner Arbeiten nutzt und ein Schalke-Anhänger, der Aufnahmen der Hooligan-Demo Hogesa als Profilbilder verwendet und der möglicherweise einer der Hauptinitiatoren ist. Eine junge Frau, die dort mittags noch als Administratorin aufgeführt war, hatte sich am Abend offenbar bereits wieder zurückgezogen.

In der Eigenbeschreibung heißt es weiter mit Blick auf die Kölner Übergriffe: „Die Idee ist, gemeinsam an Wochenenden bzw. an diversen Veranstaltungstagen durch die Stadt zu ziehen, um mit Präsenz und Gewaltlosigkeit den Menschen klar zu machen, dass so etwas in unserer schönen Stadt absolut nicht toleriert wird!“ Die Seite selbst sei unpolitisch, dafür wird aber auf so manchem Mitglieds-Profil unter anderem heftig gegen die Bundesregierung gekeilt. Bei „Gelsenkirchen passt auf“ dagegen gehe es „nur darum, unsere Stadt für unsere Damen sicherer zu machen.“ Schließlich habe jeder „eine Freundin, Schwester, Mutter, Cousine, Tante, Schwägerin, Tochter oder Frau“.

„Keine ausgeprägte, aktive rechte Szene“ in der Stadt

Der Gelsenkirchener Polizei ist die Seite erst seit Donnerstag bekannt. Sie bekam einen entsprechenden Tipp von der Stadt. Für Polizeisprecher Olaf Brauweiler ist es daher aber noch zu früh, zu den Hintergründen der Gruppe konkrete Aussagen zu treffen. Er stellt aber klar: „Sollte das in Richtung Bürgerwehr gehen, dann können wir das nicht gutheißen.“ Feststellbare Aktivitäten von Gruppenmitgliedern habe die Polizei in Gelsenkirchen noch nicht verzeichnen können. Außerdem gebe es in der Stadt im Gegensatz etwa zu Dortmund „keine ausgeprägte, aktive rechte Szene“ und daher auch „wenig bis gar keine Probleme“ damit. Das gelte im Übrigen auch für die Anhänger von Schalke 04. Es gilt dennoch als wahrscheinlich, dass sich bald der Staatsschutz für die Facebook-Seite interessiert. Brauweiler versichert: „Wir werden die Gruppe nicht aus den Augen verlieren.“ Zwischen der Stadt Gelsenkirchen und der Polizei laufen derzeit "intensive Gespräche", heißt es.

In Gelsenkirchen hat es in der Silvester-Nacht ebenfalls im Gegensatz zu anderen Städten, darunter neben Köln auch in der Landeshauptstadt oder in Bielefeld, laut Polizeiangaben keine sexuell motivierten Attacken auf Frauen gegeben. Nach den Übergriffen hatten sich in mehreren Kommunen Nordrhein-Westfalens auch über Facebook organisierte private Bürgerwehren gegründet, etwa in Düsseldorf. Dort lag die Mitgliederzahl sogar im fünfstelligen Bereich. Anhänger der Initiative patrouillierten unter anderem durch die Düsseldorfer Altstadt - mit der Polizei im Schlepptau und sehr zu deren Missfallen. Am Mittwoch gab die Gruppe ihre Auflösung bekannt.