Gelsenkirchen. . WAZ stellt in einer Serie die Arbeit der Polizei Gelsenkirchen vor. Der Blick hinter die Kulissen richtet sich dieses Mal auf die Wachen.

In der Kette vom Notruf bis zur Festnahme bildet die Polizeiwache ein weiteres unverzichtbares Kernstück. Zwei Wachen gibt es in Gelsenkirchen – für den Norden der Stadt die Wache in Buer am Rathausplatz, für den Süden die Wache Wildenbruchstraße. Hinzu kommen die Einsatzhundertschaft in Erle und die Wachen und Dienststellen des Bezirks- und Schwerpunktdienstes, die im Stadtgebiet verteilt sind. Sie sind Anlaufstelle für Bürger, die den „Schutzmann an der Ecke“ sprechen wollen.

Polizeihauptkommissar Martin Lülsdorf ist der Dienstgruppenleiter der Wache Nord. Ein zwanzigköpfiges Team steht ihm zur Seite, das zusammen mit drei anderen Dienstgruppen den Früh-, Spät- und Nachtdienst abwechselnd schultert. „So kommt jeder einmal dran und so kann auch Freizeitausgleich zur Erholung genommen werden“, erklärt Martin Lülsdorf.

Haus umstellen, durchsuchen

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Der Hauptkommissar beschreibt seine Tätigkeit so: „Als Dienstgruppenleiter überwache ich die Arbeit der Kollegen. Dazu gehört, dass ich ein Auge auf die Einsatzberichte habe, sie auf Vollständigkeit und Richtigkeit überprüfe und – wenn wie in unserem Einsatzbeispiel ein ’Täter vor Ort’ gemeldet wird –, dass ich auch mit ausrücke und am Tatort die Arbeit koordiniere.“

Einsätze bei nächtlicher Ruhestörung oder bei Verkehrsunfällen, sind hingegen seine Aufgabe nicht. Das erledigen die Kollegen in den Streifenwagen.

Bei unserem Szenario sind mehrere Streifenwagen eingesetzt. Martin Lülsdorf ist als Einsatzleiter vor Ort. Er koordiniert die Arbeit, verteilt Aufgaben und trifft alle wichtigen Entscheidungen. Ist der Täter noch im Haus, wird es umstellt und die Durchsuchung des Hauses abgesprochen. Sollte der Täter auf der Flucht sein, werden Fahndungsräume eingeteilt. Je nach Lage werden auch ein Diensthund oder ein Polizeihubschrauber angefordert – wie geschehen. Ist es wirklich zu einem Einbruch gekommen, wird die Kriminalpolizei informiert.

Polizeihauptkommissar Martin Lülsdorf ist der Dienstgruppenleiter der Wache in Buer.
Polizeihauptkommissar Martin Lülsdorf ist der Dienstgruppenleiter der Wache in Buer. © Funke Foto Services

Auf der Wache Nord gibt es auch Zellen. Die werden aber heutzutage nur noch selten beziehungsweise vorübergehend benutzt. In der Regel werden ins Gewahrsam- oder Festgenommene zur Wache Süd an der Wildenbruchstraße gebracht. Dort befindet sich das zentrale Gewahrsam der Polizei.

Waffen und Munition in tresorähnlichem Raum

In einem tresorähnlichen Raum der Wache lagern in Schließfächern Waffen und Munition, ein paar Türen weiter sind die Schreibräume, in denen die Beamten die Einsatzberichte und Anzeigen fertigen, die Martin Lülsdorf später überprüfen wird. Auch einen Raum für „gerichtsfeste“ Blutproben von einem Amtsarzt gibt es hier, dazu ein Alkohlkontrollgerät. Die Blutproben wandern etikettiert in einen Kühlschrank, damit sie nicht verderben.

Am Eingang der Wache lässt Wachdienstführer Markus Päpke einen Bürger ein. Die Tür ist gesichert, per Knopfdruck darf einzeln eintreten, wer ein Anliegen hat. So wie ein älterer Herr, der seine Papiere verloren hat „und einen Nachweis von der Polizei braucht, dass ich der bin, der ich bin“, wie er etwas umständlich erklärt. Kein Problem für die Wachmannschaft, auch sie ist ja bestens vernetzt mit Ämtern und Behörden. Der PC liefert die gewünschten Daten, und das Dokument. Der Senior ist zufrieden – Alltag auf der Wache.

Die neuen Funkgeräte sind handlich, arbeiten inzwischen mit Digitaltechnik.
Die neuen Funkgeräte sind handlich, arbeiten inzwischen mit Digitaltechnik. © Funke Foto Services
Bindeglied zwischen Leitstelle und Einsatzkräften 

Die Wache stellt eine wichtige Verbindungsstelle zu der zum Auftakt der WAZ-Serie beschriebenen Leitstelle dar. Per Funk und Telefon mit der Leitstelle verbunden, hält auch die Wache den Kontakt zu den patrouillierenden oder im Einsatz befindlichen Streifenwagenbesatzungen. Die Wache hat auch Zugriff auf wichtige Daten, wie etwa jenen des Straßenverkehrs- oder des Einwohnermeldeamtes, die sie an die Kollegen der Dienstgruppen weitergibt.

Anlaufstelle für Bürger

Die Wache ist aber auch für den normalen Publikumsverkehr zuständig. Der Wachdienstführer, in diesem Fall Hauptkommissar Markus Päpke, überwacht die Arbeit der Kollegen. Bürger zeigen etwa den unbekannten Raddieb oder den Zeitgenossen an, der sie übel beleidigt haben soll. Auch Beschwerden über Knöllchen müssen sich die Beamten anhören. Daneben sind sie Ansprechpartner für alle Bürger, die mit ihren Sorgen und Nöten zur Polizei kommen. Ruhig ist es nie in der Wache. „Da kommen mehrere Hundert Vorgänge und Aktenzeichen in einer Woche zusammen“, sagt Päpke.

So sieht die ursprüngliche Polizeimeldung aus.
So sieht die ursprüngliche Polizeimeldung aus. © WNM

Mitunter sind es kuriose und bizarre Geschichten, die Lülsdorf und Päpke erleben. Manche Bürger etwa kommen erst am Montag zur Wache, obwohl die Straftat – zum Beispiel der Raddiebstahl – bereits am Wochenende verübt worden ist. „Offenbar wollen uns einige nicht behelligen, obwohl wir doch gerade dafür da sind“, wundert sich Markus Päpke. Oder: „Es kam schon vor, dass wütende Bürger hinter den Tresen gesprungen sind und erst von uns niedergerungen werden mussten“. Oder dass ein Ehemann seelenruhig verkündet: „Ich habe meine Frau umgebracht.“ Und auf die Frage, wo sich das Opfer befinde, die Antwort lautet: „Draußen. Im Auto.“

Erlebnisse, die man nicht so einfach wegsteckt, aber die im Laufe der Jahre zur Routine werden, wie Martin Lülsdorf sagt: „Man lernt, sich auf die Arbeit zu fokussieren, die Emotionen auszublenden und daheim abzuschalten. Ansonsten würde der Job zur Belastung.“