WAZ begleitet Experten von der Verbraucherzentrale Gelsenkirchen bei der energetischen Untersuchung eines Hauses. Sanierungsplan hilft Eigentümern, ihr Gebäude wirtschaftlicher aufzustellen.
Hohe Heizkosten, kalte Wände, eisige Zugluft – wer das Gefühl hat, dass in seinem Haus Wärme verloren geht, der erhält Aufschluss über die möglichen Ursachen mit einer Gebäudethermografie. Sie deckt energetische Schwachstellen in der Fassade – so genannte Wärmebrücken – auf und liefert Anhaltspunkte, wie sich ein ungemütliches Wohnklima vermeiden lässt.
Zum Auftakt der diesjährigen Thermografieaktion hat die WAZ den Energieberater Norbert Mohr von der Verbraucherzentrale Gelsenkirchen und den Thermografen Andreas Buchwald vom unabhängigen Ingenieur- und Sachverständigenbüro „Die Energieberater“ nach Buer begleitet.
Dort wartet Hausbesitzer Christian Tiemann auf die Experten. „Ich bin neugierig geworden“, erklärt der 43-jährige Familienvater, „als unsere Nachbarn nach einer Beratung die Fenster ausgetauscht haben und jetzt vom dem Effekt schwärmen.“ Auch Tiemann will seinen schmucken Klinkerbau für sechs Familien, Baujahr 1961, energetisch zukunftsfähig und wirtschaftlicher machen.
Das Prozedere: In einer kalten Nacht erfasst der Thermograf autark durch mehrere Außenaufnahmen (zumeist Vorder- und Rückseite, Giebelseiten) die Energieverluste der Gebäudehülle. Die Bewohner können währenddessen weiterschlafen, allein für die Berichterstattung wurde der Ablauf geändert.
Amortisierung der Investition
Im zweiten Schritt führen unabhängige Experten, Architekten und Ingenieure der Verbraucherzentrale eine Energieberatung vor Ort durch. „Dabei erläutern wir die Thermogramme und stellen unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit einen Sanierungsfahrplan auf“, sagt Berater Norbert Mohr. Auch kommen gesetzliche Vorgaben und finanzielle Fördermöglichkeiten zur Sprache. „Alle Empfehlungen richten sich dabei nach dem Budget und den Wünschen des Eigentümers“, so Mohr weiter. Es geht also nicht um die größtmögliche Sanierung, sondern um die sinnvollsten Maßnahmen.
Insbesondere der letzte Punkt ist dem Hausbesitzer Christian Tiemann „sehr wichtig“. Schließlich will er noch zu Lebzeiten „mitbekommen, dass sich die Investition gelohnt hat“.
Erste Anhaltspunkte gefunden
Bei der Betrachtung der Infrarot-Bilder im Display seiner Kamera kann Thermograf Andreas Buchwald dem Bueraner schon erste Anhaltspunkte liefern: „ Über die Stürze an den Fenstern verliert das Haus an Energie, ich sehe eingemauerte Steigleitungen, die nach außen Wärme abstrahlen, und an einigen Fenstern scheinen die Dichtungen nicht mehr richtig zu funktionieren.“
Auch die Kellerdecke des Hauses und die Dehnfuge zwischen dem Haus der Tiemanns und dem Nachbargebäude des Onkels scheint eine Wärmebrücke zu sein.
Was die Experten herausfanden
Berater Norbert Mohr schlägt Hausbesitzer Christian Tiemann bereits vor Ort Maßnahmen vor, die helfen, die Energiekosten zu senken. Zugleich nennt er dem Bueraner Richtwerte zum finanziellen Aufwand. Die Kostenvoranschläge sollte der Vater am besten bei Fachfirmen einholen – und die Preise vergleichen.
Ein detaillierter Sanierungsplan wird – wie im Artikel oben erwähnt – bei der Energieberatung vor Ort im Nachgang aufgestellt. Auch muss man wissen, dass es vorab eine Hausbegehung gibt, um die Substanz und alle Bereiche des Hauses zu prüfen.
Die Tipps: Steinwollflocken in die Dehnungsfuge zwischen den beiden Häusern einblasen (circa 10 Euro pro Quadratmeter), Heizleitungen im Keller dämmen (ca. 10 Euro/Meter). Das können „geschickte Hobbyhandwerker auch selber erledigen“, sagt Mohr. Und weiter: Kellerdecke dämmen (40 bis 50 Euro/m2).
Glas der Fenster tauschen
Ein Teil der Fenster im Haus der Tiemanns ist bereits auf „neuerem Stand“, hier ließe sich energetisch besseres Glas einsetzen (ca. 100 Euro/m2). Komplette Fenster, die die ganz alten ersetzen, würden mit etwa 450 Euro/m2 zu Buche schlagen. In dem Zusammenhang bleibt auch das Thema Sicherheit wie etwa durch moderne Beschläge an den Fenstern nicht unerwähnt.
Eine Außendämmung wurde vorerst ausgeklammert. Denn eine Fassadendämmung mit Putz würde den schönen Klinkerbau verschwinden lassen, zudem müsste der Putz von Zeit zu Zeit gestrichen werden. Nicht billig. Klinker sind da viel pflegeleichter. Eine zweite Klinkerfassade dem Gebäude vorzusetzen, würde „einen vernünftigen finanziellen Rahmen sprengen“, weiß auch Thermograf und Ingenieur Andreas Buchwald.
Der Preis für Thermografie und Energieberatung beträgt in Gelsenkirchen 180 Euro. Die Aktion läuft noch bis zum 31. März. Mitglieder des Verbandes Wohneigentum NRW erhalten 20 Euro Rabatt.
Kontakt zur Verbraucherzentrale: Büro an der Luitpoldstraße 17, 0209 389 660 67, Mail an gelsenkirchen.energie@vz-nrw.de