Gelsenkirchen. Lucia Seubert zog mit Sohn Manuel und ihren Eltern von Erlangen nach Gelsenkirchen. Acht Jahre lang machten sie zunächst Urlaub in der Schalke-Stadt. Täglich war Manuel auf dem Trainingsplatz

Blau-weiß-gefärbte Liebe kennt schon lange keine Grenzen mehr. Doch dass der Schalke-Bazillus auch fränkische Bayern erfassen kann und zum Umzug nach Gelsenkirchen animiert, ist kaum vorstellbar. Für Lucia Seubert (45) und ihren Sohn Manuel (24) war die Liebe zum Kultverein so groß, dass sie ihre Heimat in Erlangen aufgaben und ihre Zelte dauerhaft in der Schalke-Stadt aufschlugen.

Für Kohlenpottler ist in Urlaubszeiten die Sehnsucht nach südlicher Sonne groß. Wer in Bayern zu Hause ist, denn zieht’s meistens in die Berge oder zu den zahlreichen Seen, die in verträumter Landschaft zu finden sind. Doch die bayrische Idylle konnte Lucia Seubert und ihren Sohn nicht davon abhalten, zur Urlaubszeit Gelsenkirchen anzusteuern. Lucia Seubert erinnert sich. „Wir haben eine Ferienwohnung in Buer gemietet und konnten so jederzeit zum Training der Schalker.“ Sohn Manuel war als Dauergast auf den Trainingsplätzen. Wenn er schon die Spiele nicht live sehen konnte, wollte er wenigstens die Spieler kennenlernen. Täglich erschien der leidenschaftliche Schalke-Fan auf dem Gelände. Das Fotoalbum füllte sich mit blau-weißen Dokumenten. Mit den meisten Stars ließ er sich zusammen fofografieren. „Die waren unheimlich herzlich, grüßten immer, sagten nie nein.“ Bereits mit 12 Jahren sei er bei einem Spiel im Fernsehen vom Schalke-Bazillus angesteckt worden. Beim ersten Besuch in der Arena war er überwältigt von der Atmosphäre.

Lucia Seubert, die in einem Bäckereifachgeschäft arbeitet, genoss die Schalker Urlaubstage. „Doch es war furchtbar, nach 14 Tagen wieder Abschied von Gelsenkirchen zu nehmen. Wir fühlten uns hier zu Hause und hatten unseren Verein gleich vor der Haustür.“ Acht Jahre lang verbrachten Mutter und Sohn Seubert ihren Urlaub „Auf Schalke“. „Bei der letzten Heimfahrt“, erinnert sich die 45-Jährige, „habe ich nur noch geweint. Ich wollte nicht mehr zurück.“ Da stand ihr Entschluss, die Zelte für immer in Gelsenkirchen aufzuschlagen, eigentlich schon fest.

Zurück in Erlangen tagte dann der Familienrat. Es dauerte nicht lange, dann ließen sich auch die Eltern von Lucia Seubert von dem Umzug ins blau-weiße Zentrum überzeugen, auch wenn der Vater ein Nürnberger Anhänger ist. Aber Schalke mochte er auch. Schließlich träfe er in der neuen Heimat ja auf die Freunde seiner eigentlichen Lieblingsmannschaft. So machte sich die Familie im Juni 2014 zur letzten Fahrt nach Gelsenkirchen auf, diesmal ohne Option auf eine Rückkehr. In Bulmke-Hüllen wohnen jetzt alle in vertrauter Nachbarschaft. Lucia Seubert schätzt „die offene Sprache, das ehrliche Wort und die Aufgeschlossenheit“ der Gelsenkirchener.

Es dauerte nicht lange, dann ließen sich auch die Eltern von Lucia Seubert von dem Umzug ins blau-weiße Zentrum überzeugen, auch wenn der Vater ein Nürnberger Anhänger ist.
Es dauerte nicht lange, dann ließen sich auch die Eltern von Lucia Seubert von dem Umzug ins blau-weiße Zentrum überzeugen, auch wenn der Vater ein Nürnberger Anhänger ist. © Funke Foto Services

Als Manuel einige Häuser weiter einzog, verwandelte sich die Wohnung schnell in ein Schalke-Archiv. Schon bei seinen Reisen nach Gelsenkirchen hatte er seine Koffer bei jeder Rückkehr mit Schalke-Fan Artikeln vollgepackt. Wo der Blick in seiner Wohnung auch hinfällt, Blau-Weiß dominiert: Von der Fußmatte, über Tapetendekor, Bettwäsche, Hosen, Jacken, zahlreichen Schals, bis zu Akkuschrauber und Zahnbürste. Mindestens zehn verschiedene Trikots und 40 T-Shirts gehören zur Sammlung.

Gast beim Training ist er immer noch regelmäßig, Heim- und Auswärtsspiele verfolgt Manuel Seubert meistens vor dem Fernseher. „Leider bekomme ich nur hin und wieder Karten.“ Sein größter Wunsch ist es neben der ersehnten Meisterschaft, einen Job zu finden, vielleicht beim Sicherheitsdienst auf Schalke. Mutter Lucia ist längst heimisch geworden, genießt die Nähe zu Schalke und zu den Menschen: „Ich würde mich mit Händen und Füßen gegen eine Rückkehr wehren.“