Gelsenkirchen. Der Kurz-Krimi, den Arno Strobel für die Festival-Sammlung zu „Mord am Hellweg“ schreibt, spielt in Gelsenkirchen. Jetzt war er zur Recherche vor Ort.

Das große Morden geht weiter. Literarisch zumindest. Und alle finden das gut so. „Mord am Hellweg“, aus Sicht der Veranstalter „Europas größtes internationales Krimifestival“ wird es 2016 wieder geben, ebenso die Lesungen vor Ort mit ausgewählten Autoren, aber auch die abschließende Anthologie mit den gesammelten Werken. Eine Kurz-Geschichte wird Arno Strobel, Jahrgang 1962, und einer der gefragtesten deutschen Thrillerautoren, beisteuern.

Sicher ist jetzt schon: Die Geschichte wird in Gelsenkirchen spielen. Die Stadt wird im Titel vorkommen. Strobel wird Lokalkolorit einbauen. Sie wird hier vorgestellt. Und es wird einen Mord geben. „Mindestens einen“, sagt Strobel.

Der gebürtige Saarländer, der heute in einem kleinen Dorf bei Trier lebt, ist ein Spätberufener, hat seine Krimi-Karriere erst jenseits der 40 gestartet. Zuvor hat er als Informatiker bei einer großen deutschen Bank in Luxemburg gearbeitet. „Da ist man ja sozusagen am Puls des Verbrechens“, sagt Strobel. Kurzgeschichten standen am Anfang des Krimierfolgs, dann ein Vatikan-Thriller, sechs Psycho-Thriller folgten, der siebte kommt demnächst auf den Markt. Mit „dtv“ und „Fischer“ hat Strobel renommierte Verlage.

Das Thema rankt sich um „Glaube, Liebe, Leichenschau“

Von der Kurz-Geschichte hat er sich verabschiedet. Eigentlich. „Es ist ein Trugschluss zu glauben, sie wäre schnell geschrieben. Und man verbrät da eine Idee, die man vielleicht auch zum Buch machen könnte“, nennt er durchaus zeitökonomische Gründe. „Aber wenn Mord am Hellweg anfragt, lehnt man nicht ab.“

So wird Strobel in Gelsenkirchen kriminalistisch tätig. Das Thema rankt sich diesmal um „Glaube, Liebe, Leichenschau“. Gut zwei Tage hat sich Strobel dafür – das erste Mal überhaupt – in Gelsenkirchen umgeschaut. Wie so viele zuvor hat er dabei seine Vorstellung von der „tristen und grauen“ Industriestadt revidiert. „Unfassbar viel Grün“ und „unheimlich viel Kultur“ haben ihn überrascht, nachdem er mit kundiger Führung unterwegs war. Von Schacht Hugo bis zum Wissenschaftspark, von Rungenberghalde bis zur Himmelsleiter gab es die volle GE-Dröhnung: mit Zechensiedlungen, Schlössern, Industriebrachen.

Autor Arno Strobe
Autor Arno Strobe © Hans-Peter Merten

„Man kann sich die Atmosphäre einer Stadt, die Gerüche dort nicht anlesen“, sagt er. Der Plot seiner Story reift langsam. So lange die Eindrücke noch frisch sind, will sich Strobel an die Arbeit machen. Mehr verrät er noch nicht. Nur: „Es wird letztlich was mit Bergbau zu tun haben. Ich werde versuchen, die Brücke zwischen aktiver Zechenzeit und heute zu schlagen.“

Strobels Stadtführer kamen von der Stadtbücherei. Wenn es ums organisierte Krimi-Verbrechen geht, sind Kulturreferat und Stadtbücherei mit von der Partie, seit Gelsenkirchen „Hellweg“-Stadt ist. Zum vierten Mal geschieht das, zum achten Mal gibt es 2016 das Festival. „Hell, da steckt ja schon die Hölle drin. Manche sagen ja, es sei der Salzweg. Aber glauben sie das nicht“, sagt Herbert Knorr vom Westfälischen Literaturbüro in Unna, das hinter dem Festival steht. Nervenkitzel gehört in der Branche halt zum Handwerk.

Organisiert von der Stadtbücherei Gelsenkirchen

Viele Autoren schreiben für den Krimiband, der 2016 zu „Mord am Hellweg“ erscheinen wird. Das Festival läuft vom 17. September bis 12. November. Vor Ort laufen die Fäden in der Stadtbiliothek zusammen. Dort hat man nicht nur Autor Arno Strobel Gelsenkirchen nahe gebracht, sondern zeichnet auch für die lokalen Lesungen verantwortlich. Vier bis fünf wird es geben. 2015 hat es beim Festival 200 Veranstaltungen mit rund 130 Autoren gegeben.

Die Festivalteilnahme (rund 6000 Euro) finanziert Gelsenkirchen seit 2012 über die Bürgerstiftung und den Förderverein der Stadtbibliothek.