Gelsenkirchen. Grablichter vor dem Vaillant-Werk in Gelsenkirchen. OB und IG Metall betonen: Die Standortschließung 2018 können und wollen wir nicht akzeptieren.
Knapp 200 rote Grablichter brennen vor dem Werks-Tor. Zwei Vaillant-Hasen, Markenzeichen des Unternehmens, stehen als lebensgroße Puppen mit Hängeohren daneben. Betriebsrat und Belegschaft an der Emscherstraße haben Freitag das symbolträchtige Bild inszeniert – nach einer Betriebsversammlung in einer Demo-Mittagspause. Ihr Standort soll 2018 geschlossen werden. Die Zeichen stehen auf Protest beim Heizungs-, Solar- und Klimaspezialisten.
„Jetzt hilft nur kämpfen, kämpfen, kämpfen“, sagt Marion Häder. Mit ihrem Mann Frank arbeitet sie bei Vaillant. „Wir haben uns vor 26 Jahren hier kennengelernt“, sagt er. Vom Aus am Standort, wird nicht nur bei den beiden deutlich. „wären ganze Familien betroffen“. 2003, als das Gelsenkirchener Vaillant-Werk schon einmal auf der Kippe stand, haben sie auch auf der Straße gestanden, haben protestiert. Damals waren 238 Jobs bedroht, heute sind es 196.
Keine Antwort auf Gesprächsanfrage
„Aber zwischendurch waren wir auch schon mal nur 115. Doch Vaillant hat wieder aufgebaut. Auch jetzt“, glaubt Jochen Bartsch, wäre eigentlich genug zu tun, um den Betrieb auszuweiten. Auch Bartsch hat vor zwölf Jahren schon zur Belegschaft gehört. „Die Hoffnungen“, glaubt er, „waren damals größer, da es sich auch zum Teil um einen Arbeitskampf handelte. Diesmal gibt es konkrete Schließungspläne. Doch es bleibt die Chance, die Entscheidung zu drehen, auch wenn es schwer wird, werden wir es versuchen.“
Die Stimmung im Betrieb? „Im Moment sind wir noch im Stadium der Fassungslosigkeit“, finden die Häders, meint auch Bartsch. „Aber so langsam kommen wir in das Stadium des Kämpfens, des nicht Aufgebens. Aber wir sind natürlich auch alle zwölf Jahre älter.“
In grauen Firmen-Fleecejacken steht die Belegschaft vor dem Tor, hört, was IG-Metallchef Robert Sadowsky, was Oberbürgermeister Frank Baranowski zu sagen haben. „Das ist ein Werk, das hat seit seinem Bestehen schwarze Zahlen geschrieben und soll nun geschlossen werden. Das können, das werden wir nicht akzeptieren“, sagt Sadowsky. Rederecht auf der Betriebsversammlung hat die Werksleitung dem OB zuvor nicht eingeräumt, auch auf die Bitte um ein Gespräch hat man am Firmensitz in Remscheid nach rund zehn Tagen noch nicht reagiert. So redet Baranowski nun in der Einfahrt. „Es gibt Dinge, die passen nicht zusammen. Und das muss man auch deutlich machen“, so der OB.“ Das Unternehmen sage, Nachhaltigkeit, das Label Made in Germany und die Belegschaft seien ihm wichtig und erkläre nun: „Euch brauchen wir nicht mehr“, zudem werde ein Teil der Produktion nach Osteuropa verlegt, das Werk „einfach wegradiert“.Baranowskis Botschaft: „Man muss noch einmal konstruktiv darüber reden und sich die Dinge genau angucken.“
Unterstützung durch alle DGB-Gewerkschaften
Mit einer gemeinsam verabschiedeten Resolution hat sich der Rat der Stadt letzte Woche gegen die Aufgabe des Standorts Gelsenkirchen gestellt, die Solidaritätsadressen des gesamten Parteienspektrums, aber auch der Kirchen und des Katholikenrats sind eindeutig. „Die Solidarität führt am Ende vielleicht doch noch zu Verhandlungen“, hofft DGB-Chef Dr. Josef Hülsdünker. Der DGB wird sich an der geplanten Demo am 19. Dezember (10 Uhr ab Musiktheater im Revier) beteiligen.
Den Gewerkschaften sei es zwischenzeitlich laut Hülsdünker gelungen, auch im Kreis Recklinghausen eine breite Unterstützung für den Erhalt des Vaillant-Werkes zu organisieren. „Wir können uns vorstellen, Vaillant zu einem ortsansässigen ‚Premium-Partner‘ in Sachen Innovation City für die ganze Emscher-Lippe-Region zu machen“. Das hätte für den lokalen DGB-Vorsitzenden „den Charme, dass die technologischen Kompetenzen des Gelsenkirchener Werkes sehr viel stärker als bisher für den ökologischen Wandel in der Region genutzt würden und Vaillant in diesem Vorzeigeprojekt eine große Marktnähe und damit einen Standortvorteil hätte. Dies würde dem guten Ruf und dem Markennamen ‚Vaillant‘ viel besser entsprechen als das Plattmachen eines Betriebes, der schwarze Zahlen schreibt.“