Gelsenkirchen. . Der gebürtige Schweizer Nicolas Chuard präsentiert auf dem Parkplatz der Kultur Ruhr GmbH in Gelsenkirchen eine ungewöhnliche Skulptur

Auf den ersten Blick sieht dieser VW Polo aus wie ein ganz normales Auto. Okay, die Farbe ist irgendwie — seltsam. Irgendwo zwischen Ocker, Hellbraun und Orange. Jedenfalls kein Flitzer von der Stange. Und wer genau hinschaut, der entdeckt die nächste Eigenheit: Dieses Auto hat zwar Fenster, aber keine Türen. Und doch steckt der Zündschlüssel. Wie kann das sein?

Nicolas Chuard kennt das Geheimnis, aber er hütet es wie einen Schatz – denn dieses Verwirrspiel ist ein Teil seiner Skulptur „Statik“, die der gebürtige Schweizer aus Lausanne ab diesem Wochenende auf dem Parkplatz der „Kultur Ruhr GmbH“ an der Leithestraße 35 in Ückendorf präsentiert.

Chuard (27) hat sich als Studierender der Gerrit Rietveld Academy in Amsterdam, die im Oktober zum Austausch auf den Halfmannshof kam, intensiv mit dem Thema Mobilität beschäftigt. „Dabei fiel mir auf, dass hier in Gelsenkirchen und im Ruhrgebiet vor allem die verstopften Autobahnen ein großes Thema sind“, erzählt der Kunststudent.

„Deshalb kam mir die Idee, ein Auto, das Symbol für Mobilität im Revier schlechthin, in Kunst zu verwandeln“, erzählt der Wahl-Niederländer, der sich weiter von Gelsenkirchen inspirieren ließ. „Die Farbe, die mir hier am meisten ins Auge gefallen ist, als ich hierher kam, ist dieses helle Orange-Braun. Sie steht für mich für Gelsenkirchen“, gibt er zu Protokoll.

Von seinem Projektgeld kaufte Nicolas Chard also für 150 Euro einen ausrangierten, und (wie er sagt) „sehr kaputten“ Polo, ließ bei einer Spezialwerkstatt an der Almastraße die Türen und die Tankklappe zuschweißen und das Gefährt in jenem extra angemischten Farbton lackieren.

Im Auto gefangen

„Jetzt sieht es aus wie neu – und doch ist es eben statisch und nicht zum Wegfahren geeignet“, sagt der Künstler. So mancher Pendler, der in und um Gelsenkirchen im Stau feststeckt, mag sich ja ähnlich gefangen fühlen. Als Symbol dieser „Immobilität“ wird der Wagen nun bis April auf dem Kultur-Ruhr-Parkplatz abgestellt sein. „Wir freuen uns sehr, dass wir diese Kunst direkt vor der Tür haben“, sagt Lukas Crepaz, der kaufmännische Geschäftsführer der Gesellschaft.

Kulturreferatsleiter Dr. Volker Bandelow erzählt schmunzelnd von den Hürden, die dieses Kunstprojekt überwinden musste: „Laut der Straßenverkehrsordnung darf man ein nicht-fahrtüchtiges Auto nicht im öffentlichen Raum parken – und es darf auch keine amtlichen Kennzeichen haben. Deshalb hat dieses Auto nun das Fantasie-Kennzeichen NC-GE 2015, und trägt die Initialen des Künstlers und der Stadt, in dem das Werk entstand. Und weil es nun auf dem privaten Parkplatz abgestellt ist, haben wir hier endlich den idealen Platz gefunden.“

Nicolas Chuard wird Postkarten mit Hinweisen und GPS-Koordinaten zum Standort des Autos in Kneipen und an diesem Adventswochenende in Ückendorf verteilen.

Denn am heutigen Samstag fällt auf der Galeriemeile Gelsenkirchen zwischen dem Halfmannshof und der Ückendorfer Straße um 14 Uhr der Startschuss für die Aktion „Licht An!“ bei der diverse Künstler und Kreativgruppen ihre Werke präsentieren. Auch sieben Studierende aus den Bereichen Bildende Kunst und Design der Rietveld Academy reisen aus Amsterdam an – der Großteil von ihnen hat sich in diesem Jahr beim Projekt „Bochumer Straße spricht“ mit dem Thema „Mobilität“ künstlerisch auseinander gesetzt.

Die Arbeiten, die dabei entstanden, werden auf dem Halfmannshof am Halfmannsweg 48 ausgestellt und bis Sonntag von den anwesenden Künstlern erklärt.

Auch im Atelier „ue12-paterre“ gehen übrigens die Lichter an: Samstag von 15 bis 18 Uhr und Sonntag von 12 bis 15 Uhr gibt es bei der Ausstellung „Lichter Glanz“ Plätzchen und Glühwein sowie die Möglichkeit, sich live vor Ort fotografieren zu lassen.

Das komplette Programm: www.galeriemeile-gelsenkirchen.de