Gelsenkirchen. Der Widerstand in der Stadt Gelsenkirchen gegen die Schließung des Vaillant-Werkes formiert sich. Die Betriebsratsvorsitzende liefert Nährboden.

Frank Baranowski wählt mit Bedacht deutliche Worte: „Das ist eine unternehmerische Entscheidung, die nicht nachvollziehbar ist. Vaillant sieht sich selbst als familiäres Unternehmen. Aber den familiären Zusammenhalt gibt es nicht, denn so geht man nicht mit Familienmitgliedern um!“ Der Applaus für den Oberbürgermeister ist groß. Die Politik übt am Donnerstag im Ratssaal fraktionsübergreifend den Schulterschluss. Wenn es um die für 2018 angekündigte Schließung des Vaillant-Werkes an der Emscherstraße geht, gibt es im Hans-Sachs-Haus an diesem Nachmittag keinen Raum für eine zweite Meinung: Das Aus soll verhindert werden! Unbedingt!

Yasemin Rosenau, die Betriebsratsvorsitzende des Gelsenkirchener Vaillant-Werkes liefert den Nährboden für eine stark wachsende Kampfstimmung unter den Politikern: „Wir schreiben hier an der Emscherstraße keine roten Zahlen. Das haben wir noch nie seit es das Werk gibt, seit 1987. Wenn jetzt davon gesprochen wird, dass am Sitz in Remscheid 54 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung investiert werden, dann ist das völlig in Ordnung. Das aber ist nicht der Grund für die angekündigte Schließung.“

Schließung um die Gewinne zu maximieren

Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe seien der Grund, sagt Rosenau. Und die Verlagerung der Rohrproduktion in die Slowakei und nach Frankreich, um die Gewinne im Hause Vaillant zu maximieren. „Die Stammbelegschaft in Gelsenkirchen zählt 199 Kolleginnen und Kollegen. Ein Indiz dafür, dass wir nicht zu wenige Aufträge haben, ist die zusätzliche Beschäftigung von 23 Leiharbeitnehmern.“ Das, so die Betriebsrätin weiter, sei unter anderem auch ein Grund, warum man sich seit Herbst 2014 gegen den Abbau von 33 regulären Arbeitsplätzen an der Emscherstraße zur Wehr setze. Die Betriebsräte in Gelsenkirchen und Remscheid, dort stehen ebenfalls 200 Arbeitsplätze zur Disposition, verfolgten ein gemeinsames Ziel: „Den Erhalt der deutschen Arbeitsplätze.“

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Für Frank Baranowski ist klar: „Das ist eine strategische Entscheidung, mit der Vaillant selbst seinen guten Ruf als Unternehmen aufs Spiel setzt.“ Made in Germany sei als qualitatives Markenzeichen nicht mehr möglich, wenn man etwa in Osteuropa produziere. „Es soll später keiner kommen und sagen, er habe es nicht gewusst.“ Der OB teilt auch mit, das Wirtschafts- und das Arbeitsministerium des Landes informiert zu haben.

Schließungspläne aufgeben

Wirksame Aktionen soll es geben, um das Vaillant-Werk Gelsenkirchen zu retten. Den Auftakt macht der Rat am Donnerstag selbst mit der einstimmigen Verabschiedung einer Resolution, die von den Fraktionen der SPD, CDU und den Grünen initiiert wurde. Darin steht u.a. zu lesen: „Der Rat der Stadt fordert die Geschäftsleitung der Vaillant GmbH auf, die Schließungspläne für den Standort Gelsenkirchen aufzugeben und sichert den Beschäftigten vor Ort jegliche Unterstützung im Kampf um den Standort und die bedrohten Arbeitsplätze zu.“

Demonstration am 19. Dezember

Robert Sadowsky, 1. Bevollmächtigten der IG Metall Gelsenkirchen, organisiert in diesen Tagen den Widerstand. „In Abstimmung mit dem Vaillant-Betriebsrat in Remscheid überlegen wir, was wir tun können.“ Sadowsky betont, dass der Standort im Bergischen genau so betroffen sei von den strategischen Plänen wie Gelsenkirchen. „Dort sollen 200 gewerbliche Arbeitsplätze abgebaut. Das eint.“

Robert Sadowsky ist 1. Bevollmächtigter der IG Metall in Gelsenkirchen.
Robert Sadowsky ist 1. Bevollmächtigter der IG Metall in Gelsenkirchen. © WAZ FotoPool

Der Hintergrund ist die Verlagerung der Rohrproduktion in die Slowakei und Frankreich. „Hier sollen Arbeitsplätze abgebaut und in anderen Ländern mit Fördermitteln der EU installiert werden. Das sind keine neuen Arbeitsplätze, das ist nur eine Verlagerung. Das geht so nicht.“

Am 4. Dezember wird es eine nächste Betriebsversammlung an der Emscherstraße geben. Am 11. Dezember soll eine Aufsichtsratssitzung in Remscheid begleitet werden. Am 19. Dezember folgt dann in Gelsenkirchen um 10 Uhr ab Musiktheater eine Demonstration mit anschließender Kundgebung vor der alten Post.