Gelsenkirchen. . Wie kommt Kindertheater beim jungen Publikum an? Ein Forschungsprojekt der Stipendiatin Lisa Hetzel hat das am Consol Theater untersucht
„Kinder an die Macht!“, sang einst Herbert Grönemeyer. Aber wie ist das, wenn Kinder die Kontrolle übernehmen? Und was kommt dabei heraus, wenn sie im Theater Regie bei ihren eigenen Stücken führen? Diesen Fragen ist ein Forschungsprojekt des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Familie, Kinder/Jugend und Kultur am Consol Theater nachgegangen.
Die ersten Schritte
Vier Monate lang begleitete die junge Mülheimer Theaterpädagogin Lisa Hetzel (29) dabei Vorschulkinder der Bulmker Kindertagesstätte „Anderland“ bei ihren ersten Schritten im Theater – vor und hinter den Kulissen.
Das Kulturministerium hatte ihre Forschungsarbeit mit einem 5000 Euro-Stipendium finanziell unterstützt, das Thema hatte Lisa Hetzel derweil gemeinsam mit dem Team des Consol Theaters ausgesucht. Und die Ergebnisse ihrer Untersuchungen sollen nicht nur dem Consol Theater, sondern auch anderen Kinder- und Jugendtheatern zu Gute kommen.
„Wir waren im Vorfeld schon sehr gespannt“, sagt Georg Kentrup vom Consol Theater. „Und die Erkenntnisse, die Lisa in den vergangenen Monaten hier gewonnen hat, werden natürlich auch in unsere künftige Arbeit einfließen.“ Die theaterpädagogische Arbeit, insbesondere mit dem richtig jungen Publikum, sei in den vergangenen Jahren bundesweit an Theatern immer mehr in den Fokus gerückt.
„Normalerweise läuft das in Form von Patenklassen ab, da werden Kindergartenkinder oder Grundschüler zu Theaterproben eingeladen und erfahren so, was alles passiert, bis ein Stück vor Publikum aufgeführt wird“, erklärt Lisa Hetzel. „Ich wollte aber wissen, was passiert, wenn man die Kinder noch viel früher einbindet in den Prozess, wenn man sie selbst das Thema wählen lässt, sie dann das Stück konzipieren dürfen und den Schauspielern dann auch noch selber Regieanweisungen geben dürfen“, merkt sie an.
Ihre Erkenntnisse, nach vier Monaten intensiver Arbeit mit den Vorschulkindern: „Das Medium Sprache spielt bei den Kleinen kaum eine Rolle, vielmehr wurde hier vermehrt auf Bilder und Bewegungen gesetzt“, hat die Theaterpädagogin beobachtet.
„Auch Kontinuität oder eine feste Dramaturgie ist für diese Vier- bis Sechsjährigen nebensächlich. Die Kinder fanden es viel spannender, wenn die Schauspielerin immer wieder andere Szenen zu einem bestimmten Thema gespielt hat, ein stringentes Stück ist dabei nicht entstanden, eher eine Art Impro-Theater. Und die Kinder standen auch gerne selbst mit auf der Bühne“, so Hetzel. Kindertheater, mal ganz neu entdeckt.
Die Abschlusspremiere des Projektes fand am Freitag im Lüfter des Consol Theaters statt.
Als Schauspielerin setzte dabei Johanna Gerosch die Ideen und Anweisungen der Vorschulkinder szenisch um.
Lisa Hetzel absolvierte zunächst eine Erzieherinnen-Ausbildung, studierte dann Kulturpädagogik in Mönchengladbach und Theaterpädagogik (Master) an der renommierten Universität der Künste in Berlin. Sie ist als freie Theaterpädagogin tätig.