Gelsenkirchen. . Martin Hönl aus Bayern und Armin Saw aus Dinslaken lösen das Ticket für das Jahresfinale des Poetry-Slam-Wettbewerbs „wortGEwaltig“

Es war die letzte Chance, zwei Startplätze für das Jahresfinale 2015 im Poetry-Slam „wortGEwaltig“ zu ergattern – neun Teilnehmer lieferten sich am Samstagabend im Jugend-Kultur-Zentrum „Spunk“ eine heiße Schlacht der Wörter um die Gunst des Publikums.

Mega Martin, Helena Lorenz, Valerie Bayina, Anna Corri, Veronika Hofmann, Daniel John Schulz, Felix Kaden, Armin Saw und Martin Hönl traten auf der kleinen Bühne zum Dichterwettstreit an; um ihre Kunst zu präsentieren, braucht es nicht viel Platz, nur ein Mikrofon. Kein Kostüm ist erlaubt, kein Gesang, keine Ablenkung – der pure Text, frei vorgetragen oder vorgelesen. Die Themen des Abends waren vielseitig wie die Kandidaten. „Mega Martin“ forderte mit Vehemenz auf, „nach Heldentaten zu streben“, und zwar nicht nach den großen, sondern den machbaren. Ein klares „Nein“ zum Mobbing auf dem Schulhof und ein aufmunterndes „Ja“ zum Träumen von der besseren Welt.

Als Elfjähriger mit der Taschenlampe unter der Bettdecke Batman-Comic-Hefte lesen, das konnten viele der 30 Zuhörer nachvollziehen und vergaben per Handzeichen reichliche Punkte. Einem „Held“ der Wirklichkeit widmete sich Valeria Bayina. Die junge Gelsenkirchenerin lieferte eine fantastische, mit Ironie gespickte Ode auf Wladimir Putin. Bewunderte seinen Astralkörper, suchte dem „verspielten Naturmensch eine Frau zum Blümchenpflücken“ und dankte ihm, dass er das Volk vor der Gefahr des Regenbogens rettet. Herzliche Lacher belegten, sie hatte den Nerv der Zuhörer getroffen.

Die boomende Szene ist eine Männerdomäne

„Wir haben bei der heutigen Veranstaltung fast 50 Prozent Frauen, die slammen – das liegt weit über dem Durchschnitt“, freute sich die Organisatorin Jasmin Sell. Die boomende Szene ist eine Männerdomäne, die „Slam-Masterin“ selber nur eine von drei weiblichen Veranstaltern in ganz NRW. „Vielleicht melden sich deshalb bei mir immer viele Frauen an“, mutmaßte die 37-jährige Pädagogin.

Die Kandidaten zu den Terminen von „wortGEwaltig“ kommen mittlerweile nicht nur aus den umliegenden Städten, sondern auch aus anderen Bundesländern. Felix Kaden war aus Bayern angereist. Im Gepäck nicht nur seine Beiträge für den Live-Slam, sondern auch sein neuestes Buch „Dekadente Wortkaskaden“. „Es ist ein Buch der erweiterten Realität“, so der Autor. Die Seite aufgeschlagen, den QR-Code mit einer speziellen App gescannt, und schon springt Kaden im karierten Hemd auf das Mobiltelefon und erzählt seine Geschichten. Auch wenn der Franke mit Dracula und der Sargwirtschaftskrise gut im Rennen lag, die Nase vorne hatte sein (Bundes)-Landsmann Martin Hönl. Den zweiten Platz, und damit das zweite „Ticket“ für das Jahresfinale löste Armin Saw aus Dinslaken.

Am 28. November treten die Erst-und Zweitplatzierten der acht Slam-Termine im Spunk zum Jahresfinale an. Wer sich dort behaupten kann, wird 2016 zur Stadtmeisterschaft geschickt.