Gelsenkirchen. Der Direktverkehr läuft bei Loxx in Erle ab Oktober an. Die Fracht erreicht in 18 Tagen die Uigurische Hauptstadt Urumqi – gut 7000 Kilometer entfernt.
Seit 18 Jahren ist Alexandr Neporozhniy Fernfahrer, seit gut zwei Jahren fährt der 52-Jährige Kasache für Loxx die Fracht-Verbindung Gelsenkirchen-Almaty. Gut 6300 Kilometer, zig Grenzkontrollen und in der Regel über 70 Stunden Fahrzeit liegen zwischen Erle und der größten Stadt Kasachstans. Ab Oktober geht die Tour noch ein paar 100 Kilometer weiter. Dann wird Neporozhniy seinen weißen DAF-Lastzug mit dem kasachischen Kennzeichen „B 694 UNN“ und einem Loxx-Auflieger bis in die kasachisch-chinesische Grenzregion Khorgos steuern.
Loxx peilt Neuland an und besetzt als erster Logistiker ein neues Geschäftsfeld. Nachdem vor fünf Jahren der Ostverkehr über Polen, Weißrussland und Moskau bis in den Ural und Sibirien aufgebaut wurde, ist jetzt China das Ziel. Stückgut und Ladungen aus ganz Europa sollen regelmäßig per Lkw nach Fernost transportiert werden.
Über 7000 Fahrtkilometer bis zum Ziel
Der „lange Marsch“ beginnt jeweils in der Zentrale an der Emscherstraße. Dort wurden Donnerstag die Pläne vorgestellt - mit entsprechend großer Presseresonanz, stilsicher mit deutsch-chinesischem Flaggenduo auf dem Konferenztisch, mit Glückskeksen als kleiner Überraschung und mit einer Riesenportion Zuversicht. Von Erle aus sollen Teilladungen, Stückgut aber auch Lkw-Komplettladungen in einer „Regellaufzeit von 16 bis 18 Tagen“ den fernen Osten erreichen. Eben deutlich günstiger als per Luftfracht und nur wenig teurer, vor allem aber viel schneller als über den Seeweg. Hier, rechnet man bei Loxx, ist ein Frachter von Rotterdam bis Shanghai allein etwa 40 Tage unterwegs..
Khorgos ist zunächst Endstation für die deutschen Fracht-Dienstleister. Dort sollen dann chinesische Speditionspartner übernehmen und die Waren noch einmal rund 700 Kilometer weiter nach Urumqui transportieren, in die Hauptstadt des Uigurischen Autonomen Gebiets Xianjiang.
Ein Autoproduzent, eine Chemiefabrik und drei Mittelständler produzieren dort. Bei Loxx verspricht man sich entsprechende Transport-Aufträge – „in den Branchen Automotive, Ersatzteile, Elektronik sowie Chemie, aber auch Transporte für die Textilindustrie sind denkbar“, sagt Loxx-GeschäftsführerGünter Weber, macht aber auch deutlich: „Wir haben bis heute noch keinen Auftrag. ich gehe auch davon aus, dass wir die ersten zwölf Monate dort keinen Profit machen, aber wir sind optimistisch.“ Und sein Sohn Nicolai ergänzt: „Das ist kein Massenmarkt, sondern ein Nischengeschäft.“ Damit ist Loxx bislang gut gefahren.
14 Städte östlich von Moskau stehen auf dem Routenplan
Als ausgewiesener Osteuropa-Spezialist sieht sich Loxx am Markt. Vor fünf Jahren wurde das Russland-Geschäft aufgebaut, mittlerweile fährt der Logistiker im Direkt-Verkehr „14 Städte östlich von Moskau an“, sagt Geschäftsführer Günter Weber, der das Unternehmen mit 500 Mitarbeitern (davon 350 in Erle) und 111 Millionen Euro Jahresumsatz 2014 als „Dienstleister für Spediteure“ versteht.
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Das Russlandgeschäft ist dabei durchaus relevant, trage aber nur mit sechs bis acht Millionen Euro zum Gesamtumsatz bei, rechnet Weber. Entsprechend entspannt sieht man bei Loxx die Folgen von Wirtschaftskrise und -sanktionen. Weber: „Der Warenaustausch mit Russland ist 2014 um 40 Prozent zurück gegangen, wir haben mit Ausnahme vom Stückgutgeschäft bis in den Ural und Sibirien einen Umsatzrückgang von 28 Prozent. Das ist schmerzhaft, wir können es aber nicht ändern.“
Um behördliche wie politische Wege nach China zu ebnen, hat Loxx nun rund 19 Monate Vorlaufzeit benötigt. Weber: „Das war langwierig, man findet ja nicht überall offene Türen.“ Was noch fehlt? „Eine chinesischsprachige Speditionskraft. Aber die gibt es im Ruhrgebiet kaum.“