Gelsenkirchen. Bei der ersten Zukunftsstadtkonferenz im Wissenschaftspark galt es zunächst, Ziele zu definieren. Und Wege zu finden, eine gute Zukunft zu sichern.

„Das Problem ist: Es gibt so viele Zukünfte! Welche ist die Richtige?“ Auch wenn die Frage in dieser Form von Werner Rybarski, dem Agenda-21-Beauftragten Gelsenkirchens, halb scherzhaft gestellt war. Die Frage, welche Zukunft wir wollen und vor allem, wie wir sie gestalten können, stand in der Tat im Mittelpunkt der Zukunftswerkstatt Bildung im Wissenschaftspark am Montag. 150 Schüler, Schulleiter, Sozialpädagogen, Politiker, Wissenschaftler, Verwaltungsmitarbeiter, Verbraucherschützer und Wirtschaftsvertreter hatte das Agenda-21-Büro eingeladen, um gemeinsam über die Zukunft der Stadtgesellschaft Gelsenkirchen nachzudenken.

Geduld und Verlässlichkeit als wichtige Basis

In einem Impulsvortrag skizzierte Prof. Gerd de Haan vom Institut Futur an der FU Berlin den Stand der Forschung und die Fallstricke, die bei Zukunftsentwürfen lauern. Der generelle Weg zur Zukunftsstadt Gelsenkirchen ist ja bereits durch den Wettbewerbsbeitrag der Stadt zur „Zukunftsstadt 2030“ vorgedacht: „Lernende Stadt! – Bildung und Partizipation als Strategien sozialräumlicher Entwicklungen“ sind die Mittel der Wahl.

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Aber wie kann das aussehen? Keine neue Erkenntnis für Gelsenkirchener Aktive ist, dass Investitionen in Bildung sich auszahlen. Acht Prozent Rendite könne mehr Bildung für Drei- bis Fünfjährige bringen, sagen Studien. „Aber es geht nicht um kognitives Wissen.“ Wir müssen Geduld, Selbstkontrolle, Kooperationsfähigkeit, Verlässlichkeit und Durchhaltevermögen in dieser Altersgruppe fördern – davon profitieren sie und damit die Gesellschaft,“ so de Haan.

Chancenungleichheit und unüberschaubare Prozesse sorgen für Frust

Als wichtigste Minimalstandards für eine zukunftsfeste Bildung nennt de Haan eine hohe Lernmotivation, die heutzutage im Laufe der Schulzeit stark abnehme, die Fähigkeit, selbstorganisiert zu lernen, ein hohes Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten, „Orientierungswissen“ auf der Basis von demokratischem Handeln, Menschenrechten und nachhaltiger Entwicklung sowie den Mut, Dinge zu entscheiden – auch wenn es Restunsicherheiten gibt, weil nicht alle Fakten vorliegen.

Soweit die Theorie. Um das zu erreichen, die lokale Bildungslandschaft zukunftssicher zu gestalten, braucht es Netzwerke, die gepflegt, erhalten und ausgebaut werden müssen. Damit begannen die Teilnehmer der Werkstatt denn auch im Anschluss. In Vierergruppen einander fremder Aktiver einigten sie sich auf Dinge, die im Ist-Zustand und an aktuellen Ideen positiv sind, zweitens auf Dinge, die für Frust sorgen und drittens auf solche, die wütend machen.

Wütend macht die meisten die Chancenungleichheit, frustriert bürokratische Hindernisse und lange, unüberschaubare Prozesse. Denkanstöße, Kümmerer, der Mut zum Scheitern und gemeinsame Ziele hingegen empfanden die meisten als positiv.